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Jupiter Ascending

"Jupiter Ascending" wird gerne als der Film bezeichnet, welcher die einst so bewunderten Wachowski-Geschwister niedermachte. Lange Zeit schürten die kräftige Budgets zahlenden Studios noch Vertrauen in die beiden, die einst mit der "Matrix"-Trilogie kräftig Kohle in die Kasse schaufelten und zumindest mit dem ersten Teil auch noch richtig gute Unterhaltung boten. Danach gabs jedoch nur noch Flops in Reihe und obwohl ich sowohl "Cloud Atlas" als besonders auch "Speed Racer" gar nicht so übel fand, waren sich die Kritiker einig: Die Wachowskis galten als One-Hit-Wonder, was auch der 2015 erschienene und erneut risikohaft hoch-budgetierte Sci-Fi-Actioner "Jupiter Ascending" untersrich - der ging an den Kinokassen und auch bei den strengen Kritikern weitestgehend unter.

JUPITER ASCENDING


Jupiter Jones (Mila Kunis) arbeitet als Raumpflegerin und hasst ihr Leben. Als sie eines Tages während einer Operation von Außerirdischen angegriffen und von einem anderen, wesentlich "menschlicher" erscheinenden Alien, dem Jäger Caine Wise (Channing Tatum) gerettet wird, nimmt ihr Leben jedoch eine Kehrtwende. Anscheinend ist sie die Reinkarnation der ehemaligen Königin und Herrscherin des Universums... sollte sie ihr Recht nun fordern, könnte das Sonnensystem der Erde also in ihre Hände fallen. Dies möchte der derzeitige Herrscher Balem Abrasax (Eddie Redmayne) jedoch verhindern, hat er doch Pläne mit der Erde und schickt daher Untertanen, um Jupiter und Caine zu vernichten...

Es gibt sicherlich einiges, was man "Jupiter Ascending" vorwerfen kann und worauf die Kritiker dann auch gut und gerne herumstampften. Zum Beispiel, dass der Anfang doch noch etwas bemüht daherkommt und die plötzlich auf der Erde einfallenden Aliens streckenweise doch ein wenig unfreiwillig komisch daherkommen - ebenso wie Channing Tatums doch arg übertriebenes Make Up. Oder dass "Fantastic Beasts"-Star Eddie Redmayne als Oberschurke hier doch schmerzhaft chargiert, wobei es schon als Glück anmutet, dass der ansonsten stets glänzend aufgelegte Star hier nur eine eher untergeordnete Rolle übernimmt. Auch die Geschichte ist, wenn man sie auf ihre reine Essenz herunterbricht, eine doch eher laue und hält recht wenig Überraschungen bereit. 
Aber hey, wieso ist das denn in der Summe alles so schlimm, wenn man ansonsten doch sehr gut unterhalten wird... und dies streckenweise gar über den normalen Gehalt des Standard-Blockbusters hinaus? Die Wachowskis erschaffen eine Welt, die aussieht wie in "Star Wars" und dementsprechend einige beeindruckende, wenn auch rein am Computer erschaffene Vorzüge bietet (wie will man eine solche Welt aber denn auch sonst kreieren) und sich ein wenig anfühlt wie in der Videospielreihe "Mass Effect" - mit allerlei politischen und gesetzlichen Ideen, die mal ernst, aber oftmals auch mit charmantem und sympathischem Witz dargebracht werden. So müssen sich Jupiter und Co., um ihre Herrschaft zu bestätigen, erst einmal durch etliche Bürokraten-Büros schlagen, um überhaupt weiterzukommen... das ist sicherlich ein wenig überzogen, verfehlt aber seine Wirkung nicht.
Gewürzt wird all dies dann ein wenig mit der Komplexität einer "Pirates of the Caribbean"-Trilogie beispielsweise - natürlich ohne jemals dessen enorme Tiefe und enorme Konsequenz zu erreichen hat dieses Werk eben auch nur zwei Stunden Zeit, um seine Welt zu etablieren. Aber hey, ich freue mich immer, wenn ein Blockbuster zumindest versucht, in seine eigentlich recht geradlinige Handlung noch etwas Überraschendes einzubringen... etwas, was über den Standard hinausgeht. Und so weiß man auch hier nie genau, welchem der Charaktere man nun trauen kann, was die verschiedenen Ziele der einzelnen Parteien sind und setzt dieses Puzzlestück erst nach und nach während einer Abenteuerfahrt durch Action und wundervolle Set-Pieces zusammen. 
Heraus kommt dabei sicher kein meisterhaftes Puzzle, aber ein durchaus kreatives und interessantes, welches viel Spaß macht. Blockbuster-typisch ist der Showdown dann, wenn auch visuell absolut beeindruckend und sogar ein wenig spannend, etwas überladen und auch manch ein kitschiges Klischee, besonders im Hinblick auf die eingeschobene, etwas unpassende Romanze, hätte man besser verzichtet. Auch dass der arg klischeehaft gezeichneten Familie der Hauptfigur letztendlich noch so viel Raum eingebracht wird, erscheint etwas fahrlässig, denn diese nerven nach einer Weile nur noch - und das obwohl "Orphan Black"-Talent Maria Doyle Kennedy die Mutter geben darf. Wer über solcherlei auffällige, aber dennoch nicht so schlimme Kinkerlitzchen hinwegsieht, bekommt herausragend gemachte, zentrale Actionszenen und eine interessante Geschichte geboten, die ich gerne in Franchise-Breite erlebt hätte. Auf einen Einzelfilm konzentriert verheben sich die Wachowskis hier ein wenig, ist alles doch ein wenig zu viel für zwei Stunden - man merkt ihnen jedoch an, dass ihr Herz an dieser Welt hing und sie etliche Ideen für weitere, womöglich noch tiefere Stoffe gehabt hätten. Da ist es umso trauriger, dass "Jupiter Ascending" an den Kinokassen so baden ging.
Fazit: Entgegen dem allgemeinen Kritiker-Konsens habe ich mich von dem Film prächtig unterhalten gefühlt. Die Actionszenen haben optisch sehr viel Schwung, die Welt ist kreativ und die Handlung gar nicht mal so einseitig. Das wimmelt von Klischees und einigen Fehlbesetzungen... aber es macht dennoch viel Spaß.

Note: 3+




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