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Saw

"Saw", 2005 mit einem Minimal-Budget und einem enormen Hype im Vorfeld erschienen, trat durch den überraschend großen Erfolg anschließend eine ganze Welle von Horror-Folter-Pornos los - wie wir mittlerweile wissen, keine besonders schöne Entwicklung, die zum Glück längst von wesentlich besseren und schaurigeren Gruselstreifen a la "Conjuring" abgelöst wurde. Dass uns nach dem Erstling gleich eine ganze Schar von qualitativ immer schlechter werdenden Nachahmern und Fortsetzungen heimsuchte, ist aber nicht die Schuld des Originals, denn dieses ist auch heute noch ein verflixt gemeiner, hochspannender Thriller, dessen Folterspielchen sich auf ein kleines Maß beschränken und der stattdessen eine clevere und gut getaktete Geschichte erzählt...

SAW


Der Chirurg Dr. Lawrence Gordon (Cary Elwes) wacht in einem verdreckten Badezimmer auf, mit ihm im Raum befindet sich auch der arbeitslose Fotograf Adam (Leigh Whannell). Beide sind mit festen Fußzellen an den Rohren festgemacht, haben keine Chance, die verschlossene Tür zu öffnen oder auf sonstige Art und Weise zu entkommen. Nach und nach bilden sie das Puzzle zusammen, dass sie offenbar Opfer des berüchtigten Jigsaw-Killers geworden sind, der Sünder auf seine eigene Art um ihr Leben spielen lässt. Um lebend aus dem Raum zu fliehen, müssen sie seine Regeln befolgen, während die beiden Detectives Sing (Ken Leung) und Tap (Danny Glover) bereits Jagd auf den anonymen Mörder machen...

Die Ausgangssituation ist ebenso simpel wie genial und Regisseur James Wan, heute durch Horrorfilme wie "Conjuring" und "Insidious" zu einem der größten Hoffnungsträger des Grusel-Kinos aufgestiegen, weiß diese auch durchaus intensiv umzusetzen. Der Hauptplot findet dabei tatsächlich nur in einem Raum statt und erzählt, wie Lawrence und Adam mal als Team und mal auch im direkten Spiel gegeneinander versuchen, lebend aus der Tortur des Jigsaw-Killers zu entkommen. Das geringe Budget sieht man dem Film dabei ab und an durchaus an, dafür erzählt er seine Geschichte hier wesentlich kleiner als es die späteren Fortsetzungen, die sich irgendwann nur noch auf die Fallenstellerei und den hier enorm geringen Splatter-Faktor stürzten, letztendlich taten. Dadurch fühlt sich "Saw" weniger wie ein Horrorfilm, als der er in vielen Kreisen stets gesehen wird, als wie ein gekonnter Thriller an, der in vielen Momenten an David Finchers Meisterwerk "Sieben" erinnert. 
In diesem direkten Vergleich steckt Wans Werk natürlich zurück, macht seine Sache aber dennoch erstaunlich gut - es gelingt dem Film, durch kleine Details und Hinweise eine enorme, undurchsichtige Spannung aufzubauen, die trotz der wenigen Räumlichkeiten über 103 Minuten trägt und schließlich in einem wahnwitzigen, intensiven Showdown gipfelt, der mit Wendungen schier um sich wirft und dennoch einigermaßen schlüssig wirkt. Zusätzlich zu seiner Haupthandlung bietet "Saw" auch noch mehrere Rückblenden auf, die sich mit dem Leben der beiden Protagonisten befassen, bevor sie in dem mysteriösen Kellerraum landeten, als auch mit der Jagd der Polizei auf den zuvor bereits mehrfach in Erscheinung getretenen Jigsaw-Killers. Auch dieser Plot funktioniert sehr gut und setzt das gar nicht mal so einfach zu durchschauende Puzzle, welchem wir beiwohnen, nach und nach zusammen. Einige Plotholes treten dabei dennoch auf und auch das letztendliche Ziel des Killers wirkt ein wenig arg gewollt - Opfer um ihr Leben spielen zu lassen, damit sie dieses zu schätzen lernen... nun ja, das funktioniert vielleicht auf Behauptungsebene, da mancherlei Spiele aber ohnehin so gut wie nicht zu gewinnen sind, ist der Status als Moralapostel, der den Menschen eine neue Chance gibt, doch nicht leicht zu verteidigen - psychopathischer und ungemein cleverer Serienkiller trifft es hier wirklich besser. 
Das stört zwar ebenso wie die doch recht overacteten Darstellungen der beiden Schauspieler in den Hauptrollen (Cary Elwes überzieht merklich und Leigh Whannell, der auch das Drehbuch schrieb, wirkt niemals glaubwürdig), der Spannung tut dies angesichts der sehr kreativen Ausgangslage, der fiesen Fallen und der recht schlüssig aufgebauten Geschichte, die langsam ins Rollen kommt und sich schließlich immer höher schraubt, aber keinen Abbruch. Gegen einige kleine Längen spielen dabei auch der aus der "Lethal Weapon"-Reihe bekannte Danny Glover als knallharter Cop kurz vor der Rente sowie die beiden "Lost"-Stars Michael Emerson und Ken Leung gekonnt an, die dabei auch für manch eine überraschende Wendung gut sind und das Adrenalin angesichts einiger sehr spannender Szenen und gewitzter Dialoge in die Höhe schnellen lassen.

Fazit: "Saw" ist ein hochspannender, cleverer und kreativer Thriller, der angesichts seiner makabaren Grundhaltung nichts für schwache Nerven ist, aus seinem Minimal-Budget aber dennoch extrem viel rausholt - trotz kleinerer Längen und manch eines unsinnigen Plotholes.

Note: 2-






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