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300: Rise of an Empire

Um gleich mal mit manch einem Missverständnis aufzuräumen: Nein, bei "300: Rise of an Empire" handelt es sich nicht um ein handelsübliches Sequel zu einem weiteren, überraschend erfolgreichen Action-Werk oder Comicverfilmung oder was auch immer... zumindest nicht vollständig. Stattdessen ordnet man die hier gezeigte Handlung sowohl vor, nach als auch zeitgleich zur Schlacht bei den Thermopylen an, die im ersten Teil noch im Fokus stand. Wer das weiß, darf den Film also gerne genießen und dürfte nicht verwirrt werden... denn der Rest ist weiterhin geradlinige Trash-Unterhaltung, diesmal auch noch ein ganzes Stück blutiger und egaler.

300: RISE OF AN EMPIRE


Während der Schlacht von Marathon tötet der mutige, griechische General Themistokles (Sullivan Stapleton) den persischen König Darius (Igal Naor)... ein großer Fehler, landet nach seinem Tod doch sein Sohn Xerxes (Rodrigo Santoro) auf dem Thron. Dieser führt seine persischen Heere, bald wiedergeboren als grausame Gottheit, noch erbarmungsloser in die Schlacht, um Griechenland zu erobern und verbündet sich dafür mit Artemisia (Eva Green), die die gleichen Ziele mit blutiger Inbrunst verfolgt. Während Leonidas mit seinen 300 Männern an den Thermopylen kämpft, stellt sich Themistokles mit seinem Heer Artemisia und ihren Kriegsschiffen auf dem Wasser entgegen...

Ein interessanter Ansatz, den man hier wählte. Um dem ganzen etwas mehr "Tiefe" zu verleihen (nicht lachen bitte, das war ernstgemeint), entschieden sich die Macher dieses sieben Jahre später entschiedenen Zwitters aus Sequel und Prequel dazu, doch mal zu schauen, was die bekannten Antagonisten denn eigentlich so antreibt und wie sie zu dem wurden, was sie in "300" letztendlich sind. Die Vorgeschichte von Xerxes macht dabei durchaus Lust auf mehr und setzt einige interessante, wenn auch nicht unbedingt originelle Puzzlestücke zusammen, für die in "300" bei all dem wilden Schlachtengetümmel eben kein Platz mehr blieb. 
Viel weiter möchte man mit diesem zweiten Teil bezüglich Charakterentwicklung dann aber erwartungsgemäß auch nicht gehen und stürzt sich also lieber wieder in die gewohnten Zweikämpfe und Schlachten... mit dem einzigen Unterschied, dass diese nun eben auf See und Schiff und nicht mehr an Land und an tödlichen Klippen stattfinden. Zwar wird auch zwischendurch noch der Versuch einer treibenden Handlung unternommen, viel mehr als etwas halbzarte Feilscherei zwischen den beiden verfeindeten Parteien kommt dabei aber nicht herum, weswegen man sich um solcherlei Dialogpassagen besser ebenso wenig einen Kopf machen sollte wie um die historischen Genauigkeiten. 
Sich berieseln zu lassen, wie es noch im Vorgänger möglich war, fällt diesmal aber schwerer, da "Rise of an Empire" eben die Leichtigkeit, der ebenso lächerliche wie unterhaltsame Trash-Faktor des Originals fehlt. Man nimmt das Ganze diesmal doch deutlich ernster und die vollkommen überzogenen, blutdurchtränkten Schlachten beißen sich dabei mit manch einer dramatisch angehauchten Szene, die angesichts der flachen Figuren aber niemals irgendeine Art der Wucht entfalten können. So ganz konnte man sich hier wohl nicht entscheiden, ob man nun eine nette Geschichte erzählen oder doch nur erneut ein hundertminütiges Schlachtengetümmel auf die Leinwand bannen wollte, weswegen "Rise of an Empire" etwas ungelenk zwischen beiden Zielen hin und her springt. Da entstehen dann auch gar ein paar überraschende Längen und erreicht wird wirklich nur das zweite Ziel. 
Obwohl der Look 2014 nicht mehr neu war und auch Zack Snyder, Genie solcher Bilder-Exzesse, den Regiestuhl für den weitaus unbeschriebeneren Noam Murro freimachte, gibt es sie immer noch, diese Superzeitlupen, diese gewaltigen Gemälde aus Blut und Zerstörung. Das langweilt zwar gerade im Showdown ein wenig, da all diese Szenen arg repetitiv anmuten und sich nach einer Weile von Seeschlacht zu Seeschlacht eben doch gleichen... aber verdammt, trotz künstlich wirkendem CGI-Blut und absichtlicher Überhöhung der Kontrastwerte sieht das Ganze noch immer ziemlich schick aus. Ganz so schlimm ist es dann also doch nicht gekommen, da sich besonders auch Bond-Girl Eva Green müht, hier ein wenig Glanz in die dreckige Geschichte zu bringen und dies auch mit besonders viel Sexappeal und eisiger Kälte schafft. Auf Sullivan Stapleton ist hingegen auf Hauptdarsteller-Seite keinerlei Verlass, denn der bleibt entgegen einem hier abwesenden Gerard Butler so blass und austauschbar, dass man bloß gähnen möchte.
Fazit: Optisch weiterhin beeindruckend, jedoch zerfleddert dieser Mix aus Prequel und Sequel zwischen flachem Handlungsversuch und ratternder Action. Das wirkt dann alles eher blass und wie halb gewollt, aber eben nicht gekonnt und hinterlässt so keinen starken Eindruck.

Note: 4+




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