Direkt zum Hauptbereich

300

Zack Snyder hat zurzeit keinen wirklich guten Stand mehr in der Filmwelt. Seit er mit seinem DC-Flickwerk "Batman v Superman" Fans und Kritiker enttäuschte, steht er im Kreuzfeuer der Filmgemeinde und man gibt ihm gar die Schuld am bisherigen Scheitern des DC Cinematic Universe. Dass er nun, wegen einer privaten Tragödie, von der Postproduktion seiner "Justice League" zurücktrat und diesen Posten ausgerechnet "Avengers"-Regisseur Joss Whedon überließ, ist irgendwie eine bittere Ironie. Dass Snyder sich aber auch bereits vor seinen Ausflügen in die Welt der Superhelden auf ästhetische Bilder verstand, bewies er 2007 mit "300"... der rasch zu einer Art Kultfilm aufstieg.

300


Leonidas (Gerard Butler) wächst in Sparta als unerbittlicher Krieger auf. Dreißig Jahre nach seiner Prüfung ist er der König und herrscht gemeinsam mit seiner Frau Gorgo (Lena Headey) über die Bewohner. Als die Armee des persischen Herrschers Xerxes (Rodrigo Santoro) die Kapitulierung aller Heere Griechenlands fordert, beschließt Leonidas, nicht zu knieen. Er bietet dreihundert seiner besten Krieger, inklusive sich selbst, auf und stellt sich der Armee der Feinde entgegen... bereit, für die Freiheit seines Volkes und die Ehre zu sterben.

Über "300" wurde viel diskutiert, als er 2007 in die Kinos kam. Viele sahen in ihm eine Art Propaganda-Film, im Iran wurde sogar mehrfach gegen das Werk protestiert, sah man darin doch eine Verhuldigung des Irak-Krieges und der Politik von George W. Bush. Schwachsinn, wenn man mich fragt. Natürlich kann man das Werk so lesen, wenn man möchte und diesem eine größere Bedeutung anlasten, als es eigentlich sein muss. Aber das ist sicherlich nicht Zack Snyders Ziel gewesen, wie er auch immer wieder betonte, denn der war auf die reine Unterhaltung aus. 
Dementsprechend hält sich Snyder an die Comicvorlage von Frank Miller, pfeift auf historische Korrektheit und lässt einfach gepflegt die Sau raus. Für eine ausgefeilte Handlung interessiert er sich dabei ebenso wenig wie für sympathische Charaktere und lässt eben einfach seine Bilder sprechen. Und diese haben es in sich und beeindrucken durch den Einsatz der Vermischung von echten Schauspielern und computergenerierten Hintergründen. Das sieht dann ebenso künstlich wie besonders aus und macht vor allem die im Fokus stehenden, langen Schlachtsequenzen zu einem visuellen Rausch. In Superzeitlupen werden etliche Krieger blutig dahingerafft, Köpfe fallen von Körpern und sogar mächtige, fantastische Kreaturen dürfen auf dem Schlachtfeld mitmischen. Zwischendurch wird von Ehre, Freiheit und dem Tod im Kampf gefaselt und dass zwischendrin noch eine kleine Handlung über einen Verräter in Spartas Reihen eingefügt wird, wirkt schon beinahe wie eine Entschuldigung, um zumindest den Ansatz eines Plots zu besitzen, der außerhalb des Schlachtfeldes stattfindet. 
Doch nein, darüber sollte man sich besser keine Gedanken machen und sich über die 114 kurzweiligen Minuten berieseln lassen. Wem das gelingt und wer über die zumeist lächerlichen, pathetischen Dialoge hinwegsieht, bekommt grandiose Bilder und Actionszenen, untermalt mit druckvoller Musik geboten, die sich lange ins Gedächtnis einbrennen. Das hat Dynamik und Stil und ist dabei ebenso überzogen wie episch angelegt und kann sogar richtiggehend Spaß machen. Zack Snyder legt seinen Fokus dabei auf das Visuelle und lässt sein Schlachtengetümmel laut und blutig sprechen, wobei er sich ebenfalls an die Comicvorlage hält. Der ganze Rest, über die Kostüme, die Bildsprache und die Charakterentwicklung, hat nichts mit historischer Korrektheit oder seltsamen Zweideutigkeiten zu tun und dient einfach nur dazu, alles möglich "cool" aussehen zu lassen. 
Das ist dann sicher keine große, filmische Kunst, bietet aber in jeder Einstellung etwas fürs Auge. Hier werden keine komplexen Plots abgespult und wer den Trailer gesehen hat, weiß das auch - hier wird gekämpft und geschrien und wer damit nichts anfangen kann, sieht sich eben andere und auch bessere Filme des Genres an. Die Schauspieler können dabei eben auch nicht viel mehr tun, als sich der visuellen Ästhetik des Werkes zu beugen und physisch zu glänzen... dass Gerard Butler das draufhat, wissen wir. Andere Stars in Nebenrollen, darunter "Game of Thrones"-Star Lena Headey oder auch der großartige, damals noch weitestgehend unbekannte Michael Fassbender, haben da natürlich weniger zu tun. 
Fazit: Lautes Actionspektakel, welches ein Minimum an Handlung gegen eine beeindruckende, visuelle Pracht entgegenstellt. Die Schlachtengemälde sind grandios bebildert, für ausgefeilte Figuren oder sinnige Strukturen bleibt dabei kein Platz... und das muss es auch nicht.

Note: 3






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid