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Wish Upon

Für Horrorfans wie mich verläuft das bisherige Kinojahr tatsächlich eher enttäuschend. Im März wusste der Weltraum-Schocker "Life" noch mit einiger Star-Besetzung sehr solide zu unterhalten, spätere Werke wie der von Kritikern gefeierte "Get Out" und auch der neueste Teil der "Alien"-Reihe unter Ridley Scott fielen bei mir allerdings recht eindeutig durch. Sollte es nun also einem weitaus kleineren, von der Kritik eher belächelten Film vergönnt sein, in Sachen Horror 2017 tatsächlich noch etwas zu bieten? Der Trailer zu "Wish Upon" war da zumindest recht vielversprechend, viel mehr als heiße Luft ist aber auch diesmal nicht dahinter...

WISH UPON


Die Teenagerin Clare Shannon (Joey King) lebt seit dem Selbstmord ihrer Mutter vor einigen Jahren in ärmlichen Verhältnissen, ist in der Schule ein Außenseiter und muss sich besonders Sorgen ums Geld machen. Eines Tages findet ihr Vater Jonathan (Ryan Philippe) eine seltsame Metallbox mit chinesischen Schriftzeichen und überlässt diese seiner Tochter. Clare entdeckt schon bald, dass ihr die Box sieben Wünsche erfüllen kann - ganz egal, welche. Doch der Schein trügt, müssen diese Wünsche doch stets mit einem Blutzoll bezahlt werden... mit dem Blut der Menschen, die ihr am nächsten stehen.

Das ist sicherlich nicht neu, dennoch ließe sich aus dieser Grundidee doch vielleicht auch 2017 noch ein nettes Horrorfilmchen mit einigen so nicht erwarteten, kreativen Ideen basteln. Problem: Diese Ideen gibt es nicht wirklich. "Wish Upon" folgt den ausgelatschten Mustern dieser Handlung und lässt seine Hauptfigur immer wieder einen neuen Wunsch äußern um anschließend eine weitere Nebenfigur durch bei "Final Destination" abgeschauten, aber längst nicht so cleveren Todesszenen über den Jordan springen zu lassen. Es dauert überraschend lange, bis Clare merkt, dass da doch irgendetwas nicht stimmen kann und bis sie einen Bezug zwischen dem Tod der Menschen und der seltsamen, urplötzlich in ihren Händen gelandeten Box herstellt. 
Überraschend ist, dass trotzdessen die erste Hälfte des Films gar nicht so ununterhaltsam ist. Der Alltag an einer Highschool, in welcher man nicht gerade zur oberen Hälfte der Beliebten gehört, wird nicht unbedingt tiefschürfend, aber immerhin glaubwürdig dargestellt und durch eine Handvoll sympathischer Nebencharaktere gewinnt die zwischenmenschliche Ebene doch an Fahrt. Natürlich ist das hier alles nur ein Sammelsurium an laufenden Klischees, aber immerhin bangt man doch recht lange um diese Figuren, auch wenn die meisten tatsächlich nur eine kurze Halbwertzeit zu verbüßen haben. Wie sich Clare schließlich, dank der mysteriösen Wunschbox, von der grauen Maus zur "Königin" der Schule mausert, auch das haben wir woanders bereits besser gesehen, aber die Macher inszenieren diesen Plot immerhin solide und mit einigen schönen Einzelszenen, sodass man sich, auch dank des hohen Tempos, zumindest nicht langweilt. 
In Sachen Horror bleibt uns "Wish Upon" dafür aber einiges schuldig und fährt im Grunde durchgehend auf Sparflamme. Gerade im letzten Drittel, wenn sich die Dinge zuspitzen, fällt dem doch eher mageren Skript im Grunde gar nichts ein, was diesen Film über den mittelmäßigen Grusel-Standard hinaushebt und bietet nur ebenso vorhersehbare wie langweilige Wendungen, die jeder Kenner des Genres schon lange vorher kommen sehen wird. Angesichts der Blutleere, die diesen Film befällt (da man sich in den USA streng nach einem für jüngere Zuschauer ausgerichteten PG-13-Rating gehalten hat), werden auch Gore-Fans zu keiner Sekunde befriedigt - im Grunde ist dieser Film gar so harmlos und schlichtweg nicht gruselig, dass er hier in Deutschland auch problemlos ab 12 Jahren hätte freigegeben werden können. Ich zumindest saß alleine in einem menschenleeren Kino (was einer unheimlichen Atmosphäre ja eigentlich durchaus zuträglich ist), habe mich jedoch niemals unwohl gefühlt, was sicher nicht für den Horror-Gehalt von "Wish Upon" spricht. 
Einzig Joey King vermag es auch in der schwachen zweiten Hälfte noch, diesen Film zu tragen und zeigt, wie bereits zuvor in Blockbustern wie "White House Down" oder dem genre-verwandten "Conjuring", dass man stets auf sie zählen kann. Dass King noch immer keine wirkliche Superstar-Karriere machen konnte, ist dabei vielleicht einzig und allein die Schuld von Chloe Grace Moretz: Beide sind im selben Alter, sehen sich recht ähnlich und bedienen den selben Rollentypus... da hatte King vielleicht einfach Pech, dass sich Moretz generell die interessanteren, wenn nicht gleich immer unbedingt besseren Projekte herausgepickt hat.
Fazit: Schwammiger Möchtegern-Grusel, der nach einer unterhaltsamen ersten Hälfte an Fahrt verliert und seine Horror-Atmosphäre zugunsten einer niedrigen Altersfreigabe an die Leine nimmt. Immerhin sorgt Hauptdarstellerin Joey King inmitten der recht flachen Geschichte noch für einige Lichtblicke.

Note: 4+




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