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Steve Jobs

Das Leben von Steve Jobs wurde schon einmal verfilmt, damals blieb das Werk jedoch hinter allen Erwartungen zurück: An den Kinokassen floppte der Film mit Ashton Kutcher in der Hauptrolle und auch die Kritiker waren nur wenig begeistert. Klar also, dass sich irgendwann noch einmal ein versierter Regisseur mit dem Lebenswerk dieses Mannes beschäftigen würde. Dass dies nur zwei Jahre später passieren würde, war dann doch eine Überraschung... dass das Werk von Danny Boyle dann bei Kritikern weitaus besser ankam und sogar bei den Oscars mitmischte, durfte man jedoch erwarten.

STEVE JOBS


1984: Der begnadete Unternehmer Steve Jobs (Michael Fassbender) steht kurz davor, endlich seinen sehnlichst erwarteten Macintosh vorzustellen. Kurz vor der Präsentation kommt es jedoch zu technischen Problemen, während denen Jobs von seinen Mitarbeitern die höchste Professionalität erwartet, zudem sitzt ihm auch noch sein Vorgesetzter John Sculley (Jeff Daniels) im Nacken. Anschließend taucht auch noch Jobs' Ex-Freundin Chrisann (Katherine Waterston) auf, die verlangt, dass er sich als mehrfacher Millionär mehr um sie und ihre gemeinsame Tochter Lisa (Makenzie Moss) kümmern und sie finanziell unterstützen sollte...

Danny Boyle ist seit jeher bekannt, in seiner Filmographie munter von einem Genre zum anderen zu hüpfen und sich niemals festzulegen... ebenso wenig biederte er sich dem Mainstream an und erschuf dabei grandiose Werke wie den achtfach oscargekrönten "Slumdog Millionär" oder eben auch schwierigere, vom Publikum gerne mal missverstandene Filme wie "Sunshine" oder den von mir immer schon gemochten "The Beach". Dass er nun die Regie des ersten richtigen Films über Steve Jobs übernehmen würde ("Jobs" war 2013 ja eher ein schwacher Schnellschuss), verwundert weniger und auch Aaron Sortkin als Drehbuchautor passt gut hinein, entwickelte er doch schon einmal die Verfilmung einer Technikikone... und machte damit aus "The Social Network" ein Meisterwerk, welches bis heute zu meinen absoluten Lieblingsfilmen zählt. 
So ganz konnte "Steve Jobs" meine Erwartungen nun aber doch nicht erfüllen, was zum einen an der speziellen Herangehensweise liegt, die sich Danny Boyle hier ausgesucht hat, filmt er Jobs' Leben doch nicht als typisches Biopic ab, sondern konzentriert sich voll und ganz auf drei markante Situationen aus seinem Leben... allesamt Stationen kurz vor einer wichtigen Technik-Präsentation. Das ist bravourös inszeniert und lebt von den feurigen, hervorragend geschriebenen Dialogen, kann auf Dauer dann aber doch ein wenig anstrengend werden, wenn die Locations eben nie wechseln, es irgendwann an Abwechslung mangelt und sich manch ein Konflikt auch mal wiederholt. Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau, dennoch muss man klar sagen, dass es hier doch die ein oder andere spürbare Länge zu verkraften gibt und man die zwei Stunden zwischendurch schon deutlich fühlt. 
Darüber hinaus hat Boyle aber auch einiges richtig gemacht: Er fürchtet sich nicht davor, auch in tiefere Abgründe der 2011 verstorbenen Technik-Ikone hineinzuschauen und blättert in ihm herum. Das Ergebnis zeigt Jobs nicht als einen Helden seiner Branche, sondern als einen ziemlich egomanischen Unsympathen, der auf die Wünsche und Gefühle seiner Mitstreiter pfeift und sogar als Vater versagt. Dies wird gegen Ende zwar etwas zu süßlich rehabilitiert, zuvor kann man jedoch immer wieder staunen, wie mutig dieser Mann hier skizziert wird und wie sehr Danny Boyle darauf vertraut, dass das Publikum ihm trotz seiner zwischenmenschlichen Blockaden folgen wird. 
Dies liegt natürlich auch an Michael Fassbender, der Jobs herausragend gut spielt und beinahe vollkommen hinter der Person verschwindet. Er macht sich die lebendigen Dialogzeilen zu eigen und spielt sich enorm frei, wobei er seinen Kollegen mehr als einmal verlässlich die Bälle zuspielt, die dann auch zurückwerfen. Neben einem beeindruckend ernsten und souveränen Seth Rogen, einem präsenten Jeff Daniels sowie "Fast & Furious"-Bösewicht John Ortiz und "Fantastic Beasts"-Star Katherine Waterston muss man hier dringend Kate Winslet hervorheben, die Fassbender immer wieder in die Schranken weist und dies mit einer herausragenden Ausstrahlung tut. Dass beide dafür für den Oscar nominiert wurden, ist mehr als nur gerechtfertigt.
Fazit: Boyles Version von Steve Jobs gerät zeitweise sperrig und auch mal lang und anstrengend. Dafür ist der Film aber so gut inszeniert, geschrieben und gespielt, dass man den Akteuren nur so an den Lippen hängt... auch wenn auf emotionaler Ebene mehr möglich gewesen wäre.

Note: 3+




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