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Drag Me To Hell

Nachdem Sam Raimi seine enorm erfolgreiche und bis heute sehr beliebte "Spider-Man"-Trilogie 2007 endlich beendet hatte, wollte er zu seinen Wurzeln zurückkehren. Zwanzig Jahre zuvor erschuf er mit "Tanz der Teufel" einen bösartigen Horror-Klassiker, der noch heute seine Nachwirkungen entfaltet (auch wenn mir der Film überraschenderweise ganz und gar nicht zugesagt hat) und dementsprechend schien 2009 schließlich die Zeit gekommen, zu genau dieser Thematik zurückzukehren. Nicht alle Kritiker und Fans konnte Raimi damit tatsächlich überzeugen, ein spaßiger Ausflug ins Horror-Genre ist ihm mit "Drag Me To Hell" aber dennoch gelungen...

DRAG ME TO HELL


Christine Brown (Alison Lohman) arbeitet bei der Bank und muss dabei einer alten Zigeunerin namens Sylvia Ganush (Lorna Raver) mitteilen, dass sie ihr Haus räumen muss, da sie die Hypotheken nicht mehr bezahlen kann. Dabei scheint sich Christine jedoch mit der falschen Dame angelegt zu haben, denn diese lauert der Angestellten nach Feierabend im Parkhaus auf, greift sie an und belegt sie anschließend mit einem grausamen Fluch: Ein Dämon namens "Lamiar" wird sie drei Tage lang terrorisieren, bis er ihr anschließend die Seele rauben wird. Christine versucht alles, um dem Fluch zu entfliehen und sucht dabei sogar die Hilfe des Wahrsagers Rham Jas (Dileep Rao) auf, doch "Lamiar" scheint keine Gnade zu kennen und lässt sich nicht besänftigen...

Sam Raimi ist in seinem Lieblings-Genre zurück und es ist offensichtlich, dass der "Spider-Man"-Regisseur hier nicht vorhat, dieses Genre irgendwie neu zu erfinden oder es zu revolutionieren. Nein, er verlässt sich ganz auf die alten Stärken und bringt dabei einen Horrorfilm heraus, der tatsächlich mit den altbekannten Traditionen des 80er-Kinos spielt... und das gar nicht mal uneffektiv. Passenderweise ist die Geschichte, die Raimi hier um seine Horrorvorstellung herumgestrickt hat, kompletter Blödsinn und besitzt mehr Plotholes als man zählen kann. Das ergibt hier auch im Detail tatsächlich nur sehr selten wenig Sinn, hat keinerlei Tiefe oder erzählerische Reife und das Gehirn sollte man dabei vorsichtshalber lieber ganz ausschalten, um sich nicht zu ärgern, denn mit der Logik nimmt man es hier auch nicht genau. 
Auch gutes Storytelling wird hier vermisst, denn einige der "überraschenden" Wendungen riecht man tatsächlich schon Meilen gegen den Wind und sämtliche Figuren sind dabei ebenso blass wie flach gezeichnet. Vielleicht ist dies der Grund, dass die Schauspieler hier zumindest teilweise kaum überzeugen: Alison Lohman wirkt in der Hauptrolle unnatürlich verkrampft, überzieht teilweise bis zur Schmerzgrenze und kann den Schrecken, den ihre Christine in diesen drei Tagen des Terrors durchmachen muss, niemals glaubwürdig transportieren. Neben ihr bleibt auch Justin Long als charmanter und durchgehend viel zu netter Freund erstaunlich blass und auch "Fluch der Karibik"-Star Reggie Lee holt aus seiner kleinen, aber eigentlich feinen Rolle viel zu wenig raus. Positiv erwähnen kann man hier eigentlich nur Lorna Raver als tatsächlich ziemlich fiese, alte Dame mit dem Hang zum Ausspucken ekliger Schleimsubstanzen, die wirklich eine enorme Ausstrahlung parat hat, sowie den sehr soliden Dileep Rao als Wahrsager Rham Jas. Dieser bringt sowohl einige leise, komödiantische Momente ein und sorgt auch dafür, dass die Geschichte immer auf neue Podeste springen kann. Rao trat anschließend in den Mega-Blockbustern "Avatar" und "Inception" in tragenden Nebenrollen auf, leider versackte seine Karriere dann jedoch, was etwas schade ist, denn auch hier zeigte Rao bereits, dass er einiges draufhat. 
Insgesamt klingt dies bislang nach einem ziemlich enttäuschenden Ausflug zurück in die Grundzüge eines Horror-Raimi, doch polt man seine Erwartungen um, dann macht "Drag Me To Hell" doch tatsächlich jede Menge Spaß. Raimi war hier nämlich offensichtlich weniger am Erzählen einer guten Geschichte oder an filigraner Schauspielkunst interessiert, sondern viel mehr am Erschaffen eines ebenso trashigen, spaßigen und geradlinigen Schockers und diesbezüglich enttäuscht der Film nicht. Zwar lassen die oftmals recht ähnlichen Schockattacken von Lamiar mit fortschreitender Laufzeit in Sachen Wirkung etwas nach, dennoch kann Raimi mit einigen Zwischen-Highlights und einer starken Atmosphäre punkten, den Zuschauer immer wieder aus dem Sessel jagen und mit Hilfe eines tollen Soundtracks und eines treffsicheren Sounddesigns, welches den Horror eher durch den Ton und weniger durch die Bilder erschafft, doch nach nachhaltig gruseln. Für Slapstick-Elemente ist dabei noch immer viel Platz, sodass es auch einiges zu Lachen gibt (wenn man denn auf solch makabaren Humor steht), sodass die 99 Minuten ziemlich flott voranschreiten. Das ist dann sicherlich keine anspruchsvolle Unterhaltung, aber immerhin wirkungsvolles Horrorkino.
Fazit: Geschichte und Charaktere ergeben hier wenig Sinn und fordern wenig, dafür erschafft Raimi einen kurzweiligen, lauten und atmosphärischen Horror-Thriller mit viel bösem Witz. Gehirn abgeben und Spaß haben lautet dabei das Motto!

Note: 3




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