Direkt zum Hauptbereich

The Interview

Über kaum einen Film wurde wohl in den letzten Jahren auf politischer Ebene so heiß diskutiert wie über "The Interview". Dass sich Nordkoreas Diktator über einen Film, der seine geplante Ermordung thematisiert, aufregen würde, war klar, dass sich der ganze Trubel aber über die US-Regierung über Präsident Barack Obama bis hin zu einem waschechten Hacker-Skandal, Erpressungen und einer halben Einknickung des Studios Sony, die schließlich durch einige Anschlagsdrohungen doch noch Bammel hatten, das Werk in ausgewählten Kinos zu zeigen, ziehen würde, das hatte man so dann auch nicht ganz erwartet. Diesem gigantischen, daraus entstandenen Hype kann der Film letzten Endes aber natürlich nicht standhalten, sodass die Geschichte drumherum doch wesentlich interessanter ist als das Werk an sich...

THE INTERVIEW


Dave Skylark (James Franco) moderiert die Promi-Talkshow "Skylark Tonight" und fährt damit regelmäßig gute Quoten ein. Der auf heftigen Trash spezialisierte Moderator und sein bester Freund und Produzent Aaron Rapaport (Seth Rogen) wünschen sich jedoch auch den Zuspruch der seriösen Seite. Ihre Chance kommt, als sie herausfinden, dass der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un (Randall Park) ein großer Fan der Sendung ist. Die Anfrage auf ein Interview mit ihm wird positiv beantwortet... als sich Dave und Aaron jedoch gerade mitten in den Vorbereitungen für ihren Trip nach Nordkorea befinden, steht das FBI vor der Tür und verlangt von den beiden, den Diktator während ihres Besuches heimlich umzubringen...

Meine Güte, war die Aufregung um die "The Interview" groß! Während der Film zumindest in Deutschland noch pünktlich Anfang Februar 2015 in den Kinos anlief, hatte Amerika doch damit zu kämpfen, das Werk so zu zeigen, wie es geplant war. Die Anzahl der Kinos wurde verringert, der Film zeitgleich online zum Kauf zur Verfügung gestellt und auch politisch wurde über den Film von Seth Rogen und Evan Goldberg heiß diskutiert. Da ist natürlich, wie so oft bei diesem Thema, eine Menge heißer Luft dabei gewesen und letzten Endes ist der Film an sich diesen ganzen, gigantischen Trubel eben doch nicht wert... auch wenn er solide und teils sehr derbe Unterhaltung bietet. 
Die Schwachstellen sind die gleichen wie bei manch einer Komödie, bei welcher Seth Rogen draufsteht: Der überzogene Fäkalhumor ist nicht jedermanns Sache und wird zu überschwänglich eingesetzt und gerade in der ersten Hälfte verlässt man sich mal wieder auf durchweg zu geschwätzige Dialoge, die um viele Gags kreisen, diese dann aber so oft wiederholen und totquatschen, bis sie eben einfach nicht mehr lustig sind. Da fällt dann auch James Franco negativ auf, der sogar für seine Verhältnisse deutlich übertreibt und unlustige Grimassen ohne Ende zieht. Neben ihm wirkt Seth Rogen deulich solider und spaßiger, auch wenn er ab und zu durch manch einen unnötigen Fäkalwitz in die Ecke gedrängt wird. 
Sieht man von diesen Rohrkrepierern und der natürlich vollkommen schwachsinnigen Story ab, die sich ein ernstes Thema zu Eigen macht, um mal ordentlich darüber zu lachen, bietet "The Interview" aber nette Unterhaltung. Rogen und Goldberg feuern tatsächlich aus allen Rohren und manch einem Zuschauer dürfte angesichts dieser Palette an mal lustigen, mal weniger witzigen Geschmacklosigkeiten auch mal das Lachen im Halse stecken bleiben. Da dieser ganze verrückte Lauf aber ohnehin niemals auch nur die Spur ernstgenommen wird und man sich darauf konzentriert, mit einem gewissen grimmigen Dikator auf der anderen Seite der Welt, der bereits als der neue Adolf Hitler beschrieben wird (was leider eben sehr nah an der Wahrheit liegt), ordentlich aufzuräumen, hat man irgendwie doch Spaß. 
"The Interview" ist sehr laut und sehr derb und fährt mit seinen Witzchen niemals auf der leisen Spur, sondern schlägt sie uns per Holzhammer ins Hirn, manchmal ist diese Art der Unterhaltung dann aber auch ganz witzig und erreicht natürlich eine größere Aufmerksamkeit, da das Thema eben sehr heikel ist und so ziemlich jeder dazu eine Meinung hat oder haben möchte. Rogen und Goldberg haben also schon einen gewissen Mut bewiesen, der ihnen auch auf der Zielgeraden nicht verloren geht, wenn man sich über die niedrige FSK12-Freigabe wundert und tatsächlich manch ein Versprechen eingelöst wird, was man so nicht unbedingt erwartet hat. Das ist sicherlich nicht anspruchsvoll und streckenweise auch recht harter Tobak, auch wenn man immer wieder zum freundlicherem, harmloseren Humor wechselt, es ist aber eben auch nicht so schlimm, wie anfangs noch befürchtet.
Fazit: Man schämt sich manches Mal ganz schön fremd über etwaige Geschmacklosigkeiten oder über die schwachsinnige, zu Beginn sehr müde anlaufende Geschichte... später überzeugen die Macher aber mit einigen derben Anspielungen und gelungegen Gags zu einem heiklen Thema.

Note: 3-




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid