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Silent Hill

Die meisten Videospielverfilmungen bislang sind qualitativ ziemlich gescheitert, Ende letzten Jahres enttäuschte sogar der heiß erwartete "Assassins Creed" als einer der größten Flops 2016. Gaming-Fans dürfte es angesichts dieser Quote bereits vor neuen Verfilmungen wie "Uncharted" und einem "Tomb Raider"-Reboot grausen. Aber halt, gab es da nicht auch noch "Silent Hill"? Dieser eine auf einem Videospiel-Klassiker beruhende Film, der gar nicht mal so übel war? Jup, den gabs vor über zehn Jahren, rückblickend ist dieses Werk, wenn auch nicht sonderlich schlecht, auch nicht wirklich gut gewesen.

SILENT HILL


Als Rose DaSilvas (Radha Mitchell) Tochter Sharon (Jodelle Ferland) immer wieder schlafwandelt und dabei schreiend nach einem Ort namens "Silent Hill" bettelt, beschließt diese schließlich gemeinsam mit dem Mädchen zu der mysteriösen Geisterstadt aufzubrechen. Nach einer langen Fahrt erreichen sie die Stadt tatsächlich, die jedoch verlassen scheint. Doch dann verschwindet Sharon und Rose ist auf sich alleine gestellt. Auf der Suche nach ihrer Tochter begegnet sie grausamen Kreaturen und muss herausfinden, dass "Silent Hill" ein schreckliches Geheimnis birgt...

Was an "Silent Hill" ohne Frage mehr als gut funktioniert, das ist der Versuch, die markerschütternde und unheimliche Atmosphäre der Videospielvorlage einzufangen. Natürlich kann man das Gefühl, die Figur selbst durch die dunklen Winkel der Geisterstadt zu steuern, nicht ersetzen, dennoch haben sich die Macher sichtlich Mühe gegeben, damit sich Fans der Spiele hier zuhause fühlen können. Über den starken Soundtrack, der immer wieder passende Originalmelodien einfädelt, bis hin zur starken Optik, die sogar bekannte Details nachempfindet, wirkt hier alles wie aus einem Guss. Wenn sich Rose zu Beginn alleine durch "Silent Hill" schlägt, ist die Atmosphäre eine sehr gelungene, denn trotz wenig Action siegt hier die Detailvielfalt und das richtige Gefühl für ein unheimliches Gesamtbild.
Leider nimmt man sich dabei aber auch deutlich zu viel Zeit, um Fanservice zu betreiben. Die Erkundungen in "Silent Hill" sind zwar atmosphärisch, ziehen sich im späteren Verlauf aber doch deutlich, da zu wenig Wichtiges passiert und man sich lieber auf die tolle Optik sowie die sichtbar schlecht gealterten Spezialeffekte verlässt, wo auch das allgemein düstere Setting die CGI-Herkunft niemals verschleiern kann. So sehr die Bilder des verlassenen und streckenweise extrem horrormäßigen "Silent Hill" überzeugen, die Geschichte kommt dabei über weite Strecken leider gar nicht voran und sorgt dabei für einige extreme Längen.
Sobald man dann schließlich ein wenig an Fahrt aufnimmt, stellt sich dann jedoch heraus, dass die Erzählung eigentlich ziemlicher Humbug ist. Die Macher brauchen ziemlich lange, um all die zuvor aufgestellten Fragen über Dämonen, Rache, fehlgeleitete Menschen und kleine Mädchen zu beantworten und schaffen dies nur durch einige ermüdende Erklärbär-Szenen, wobei jedoch auch nach dem Rollen des Abspanns noch einige Fragezeichen bleiben, was die Geschichte letztendlich als arg löchrig auszeichnet und den Gedanken aufruft, dass man all dies auch durchaus leichter und einfacher hätte erzählen können. Immerhin entschädigt man die Horror-Fans schließlich auch noch mit einem ziemlich blutigen und optisch ansprechenden Finale, zu diesem Zeitpunkt hat die Geschichte aber auch bereits einen so hohen Quatsch-Faktor erreicht, dass man über etwaige Logiklöcher gar nicht mehr nachdenkt und sich bis zum überraschend flotten Ende nur noch berieseln lässt. Das ist schade, war doch Potenzial für wirklich intelligenten und atmosphärischen Horror durchaus gegeben, leider ersäufen die Macher dieses jedoch in Kitsch und Überkomplexität, was nicht zum Unterhaltungsfaktor beiträgt.
Immerhin machen die Schauspieler ihre Sache soweit aber ganz gut. Na gut, "Der Herr der Ringe"-Star Sean Bean hat in einem wirren, tempoarmen und eigentlich vernachlässigbaren Subplot wirklich nicht viel zu tun, dafür erschafft Radha Mitchell in der Hauptrolle jedoch eine Protagonistin, die ebenso tough wie nahbar ist und der man daher gerne durch die verschiedenen Horror-Szenarien folgt. In einer prägnanten Nebenrolle ist zudem auch "The Walking Dead"-Star Laurie Holden zu sehen, die ihre Sache auch gar nicht mal so übel macht... überraschend, wenn man bedenkt, dass sie in der Zombie-Serie über weite Strecken eher nervig und überzogen agiert.
Fazit: Atmosphärisch dichte Horror-Videospielverfilmung, die jedoch an einer wirren und zähen Geschichte krankt. Bilder und Fanservice sind sicherlich top, das Storytelling hätte aber dringend noch einmal überdacht werden müssen.

Note: 3-







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