Direkt zum Hauptbereich

Mars Attacks!

Die 90er Jahre waren eine absolute Hochzeit für Tim Burton. Einzig und alleine seine Sci-Fi-Parodie "Mars Attacks!" fuhr zumindest in den Vereinigten Staaten nicht den erhofften Erfolg ein, während andere Filme Burtons in der Dekade wie "Sleepy Hollow" und "Edward mit den Scherenhänden" die Kassen schier klingeln ließen. Das ist irgendwie aber auch passend, denn mit den Meisterwerken Burtons kann dieser Film hier nicht mithalten, da man sich doch zu lange auf einer einzigen Idee ausruht, was über 106 Minuten nicht ganz funktioniert.

MARS ATTACKS!


Als unzählige fliegende Untertassen auf die Erde zusteuern, ist die Menschheit in Aufruhr. Präsident James Dale (Jack Nicholson) möchte keine Panik verursachen und ist zudem der Meinung, die Marsianer würden sicherlich in Frieden kommen, weswegen er sie vom Militär und der Presse freundlich in Empfang nehmen lässt. Doch weit gefehlt: Nach einem verhängnisvollen Missverständnis eröffnen die Außerirdischen das Feuer auf die Anwesenden... und plötzlich befindet sich die Erde mitten in einem intergalaktischen Krieg, der schlichtweg nicht zu gewinnen ist.

Die Handschrift Tim Burtons ist natürlich auch bei "Mars Attacks" unverkennbar und so inszeniert er seine maßlose Sci-Fi-Parodie auf Klassiker wie "Kampf der Welten" und "Independence Day" als schrilles Comedy-Werk, welches vor netten Einfällen nur so strotzt und dabei auch einige sehr gute, mit dem Holzhammer abgeschossene Gags bietet. Frei nach Burtons Stil geht es hier auch recht hart zur Sache, er opfert beinahe sein gesamtes, namhaftes Star-Ensemble, sorgt durch seine extreme Übertreibung aber stets dafür, dass diese grausamen Massenmorde uns nie erschrecken, sondern uns im Grunde durchgehend zum lachen bringen. 
Dennoch begeht Burton bei diesem Film auch einige überraschende Fehler, die man dem Genie, welches er zumindest damals noch zweifellos war, kaum zugetraut hätte. So tritt der Fantasy-Regisseur angesichts seines enormen Figurenensembles etwas zu sehr aufs Gas: Was sich in der Besetzung durchaus beeindruckend liest und große Hollywood-Ikonen wie Jack Nicholson, Danny DeVito, Pierce Brosnan, Natalie Portman, Glenn Close und Michael J. Fox unter einen Hut bringt (um nur einige wenige zu nennen), ist auf filmischer Ebene tatsächlich eher schwierig, da sich hier deutlich zu viele Figuren die Leinwandzeit teilen. Das Tempo ist im ersten Drittel, während welchem Burton all diese Charaktere kurz vorstellen muss, ist dementsprechend schläfrig zu nennen, da die ohnehin flache Geschichte hier doch mehrfach angetrieben werden muss, was für einige Längen sorgt. 
Angesichts der riesigen Besetzung kommen einige der großen Namen zudem kaum richtig aus sich raus und haben nur wenige, oftmals nicht mal wirklich markante Szenen abbekommen. So darf Natalie Portman als zickige Präsidententochter nur ein paar Sätzchen sprechen und auch Michael J. Fox, Danny DeVito und Jack Black haben enttäuschenderweise nur sehr wenig zu tun, während die anderen Recken dafür deutlich Spaß daran haben, hier auch mal komödientechnisch die Sau rauszulassen. 
Sobald das Spektakel dann beginnt und die (für Burton typisch) skurill und mies animierten Marsmännchen ihren Angriff auf die Erde beginnen, kann der Regisseur wieder aus den Vollen schießen und fackelt alles auf satirische Weise ab, was nicht niet- und nagelfest ist. Leider kennt Burton aber auch hier kein Gemach mehr, er lässt seine überzeichneten Charaktere in dem Actionfest versauern und bringt eine bloße Parodie ohne Netz und doppelten Boden, die einfach nur dämlich daherkommt und gerade deswegen Spaß macht. Das ist schon unterhaltsam, von einem cleveren Kerlchen wie Burton hätte man dennoch mehr als visuelles Spektakel und soliden Slapstick-Humor erwartet, wirklich intelligente Witzchen und Seitenhiebe gibt es hier entweder gar nicht oder gar so auffällig und sich wiederholend, dass man kaum über sie lachen mag. Immerhin sorgt der stimmige Soundtrack von Danny Elfman während den Actionszenen für einiges an Drive und auch zwischenzeitlich kann Burton einige hübsche Einzelszenen erschaffen. Insgesamt ist das aber dennoch durchaus zu laut und auch irgendwie zu blöde, um wirklich dem Maßstab dieses fantastischen Regisseurs gerecht zu werden, der sich hier mit weniger zufrieden gab, als eigentlich zu erwarten gewesen wäre.
Fazit: Groß besetzt und visuell krachend erweist sich Tim Burtons "Mars Attacks!" als etwas zu schrille Parodie, die auf Story und Charaktere pfeift und anstattdessen einfach Gas gibt. Das ist unterhaltsam, dabei aber in keinster Weise anspruchsvoll oder clever, wie man es sonst von dem Ausnahme-Regisseur gewohnt ist (oder war).

Note: 3-




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid