Direkt zum Hauptbereich

Den Sternen so nah

Der Valentinstag ist wieder angebrochen und auch das Kino macht vor diesem Tag nicht halt und gibt uns somit nicht nur den neuesten Sadomaso-Ausflug namens "Fifty Shades of Grey 2" mit auf den Weg (den ich mir höchstens irgendwann mal zuhause ansehen werde), sondern auch ein weiteres Stück großes Gefühlskino, welches meine Aufmerksamkeit durch einen schicken Trailer weitaus mehr erregt hat. Die Rede ist von dem sensiblen Drama "Den Sternen so nah", der jedoch leider an einigen erzählerischen Schwächen krankt und deswegen rasch zwischen allen Stühlen landet...

DEN STERNEN SO NAH


Vor sechzehn Jahren wurde Gardner Elliott (Asa Butterfield) auf dem Mars geboren, als eine Expedition zu dem roten Planeten eine schwangere Astronautin einsetzte... ohne von ihrer Schwangerschaft zu wissen. Nun ist das geheimnisvolle Kind auf dem Mars ein Geheimnis und besonders der leitende Wissenschaftler Nathaniel Shepherd (Gary Oldman) ist dagegen, Gardner für weitere Experimente auf die Erde zu holen. Dort entwischt der Junge jedoch dem Krankenhaus und macht sich auf die Suche nach einem Mädchen namens Tulsa (Britt Robertson), einem Mädchen, welches er auf dem Mars in einem Chat kennenlernte und die nun seinen einzigen, sozialen Kontakt darstellt, den er endlich persönlich treffen möchte.

Die Ausgangssituation ist ja schon mal ziemlich originell. Im Genre der Liebesfilme haben wir schon etliche Variationen gesehen, in denen sich die beiden Verliebten über Hindernisse und Grenzen hinweg finden und halten müssen... eine Liebe, getrennt zwischen Planeten ist aber dann doch neu. Leider macht der Film erzählerisch viel zu wenig aus der an sich interessanten Prämisse und setzt sich mit einem wilden Genre-Gehopse zwischen alle Stühle. Die groß beworbene Liebesgeschichte (durch die der Film auch sehr gut ins Valentinstagsgeschäft passt, dem derzeitigen Kassenbrenner "Fifty Shades of Grey" kommerziell aber keinerlei Konkurrenz bieten kann) geht erst nach einer guten Stunde wirklich los, zuvor müssen wir uns durch einige eher wirre Sci-Fi-Kapriolen schlagen, die Gardners spezielle Situation und seinen weiteren Weg erklären sollen. Der Film legt bereits zu diesem Zeitpunkt kein sonderlich hohes Tempo vor und da er sich für einfache Dinge, die man auch schneller hätte abhaken können, so viel Zeit lässt, bleiben störende Längen nicht aus. 
Sobald sich die Wege von Gardner und Tulsa zum ersten Mal wirklich gekreuzt haben, nimmt der Film aber glücklicherweise ein wenig an Schwung auf und schafft es besonders Gardners erste Schritte auf der Erde und seine ständige naive Verwunderung über all die neuen Eindrücke sowohl sympathisch als auch humoristisch treffsicher einzufangen. Die zentrale Liebesgeschichte an sich wird dann aber so flott abgefrühstückt, dass schwere Glaubwürdigkeitsprobleme bleiben. Die beiden finden sich so fix und mimen nach einigen wenigen Herausforderungen so rasch das glückliche, ewig verliebte Paar, dass man den beiden diese romantische Ader nie ganz abnehmen will. Besonders der Charakter der Tulsa, die sich wenige Szenen zuvor noch arg rabiat und miesmutig zeigte, bleibt indes ein Rätsel, wieso sie diesen Kerl dann tatsächlich noch ernstnimmt, wird nie ganz klar... aber vielleicht muss man diese Fragezeichen dann eben auf die große, wahre Liebe schieben. 
Gegen Ende gibt es dann natürlich noch einen Wettlauf gegen die Zeit als auch eine nur mäßig überraschende Wendung und auf die Tränendrüsen wird natürlich auch noch etwas gedrückt. Angesichts der holprigen und erstaunlich schläfrigen Erzählung bleiben die ganz großen Gefühle hier aber doch sträflich ungenutzt, wohl auch da den Machern abseits der originellen Ausgangssituation doch spürbar die Ideen ausgegangen sind. Nur so lässt sich erklären, dass "Den Sternen so nah" schließlich doch recht geradlinig in einigen Klischees badet und somit auch langweilt. 
Wer den Film dann aber dennoch vor einem kleinen Absturz rettet, das ist Britt Robertson, die ganz klar das größte Licht in der namhaften Besetzung darstellt. Sicher, Asa Butterfield liefert ebenfalls eine ordentliche Leistung, wie Robertson als kecke und nicht auf den Mund gefallene "Göre" aber mit kraftvoller Energie und viel sympathischer, ehrlicher Ausstrahlung das Geschehen rund um Gardner aufgreifen und kommentieren kann, das ist schon wirklich unterhaltsam. Da stiehlt sie sogar Gary Oldman die Schau, der wie immer gut ist, hier aber (ebenso wie Carla Gugino und BD Wong) nicht mehr zu tun hat, als eine solide Parade-Darstellung abzuliefern, die ihn nicht mehr viel Aufwand gekostet haben wird.
Fazit: "Den Sternen so nah" fehlt es an einer kräftigen Erzählung, die guten Ideen sind schnell ausgelastet und machen Längen, Klischees und einer unglaubwürdigen Lovestory Platz. Eine fantastische Britt Robertson sowie ein sympahtisch-spaßiger Mittelteil sorgen dennoch für nette Unterhaltung... obwohl bei dem Thema wesentlich mehr drin gewesen wäre.

Note: 4+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid