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Butterfly Effect

Ashton Kutchers Ruf hat in den letzten Jahren deutlich gelitten, was umso heftiger ist, da gerade Kritiker ihn ja noch nie sonderlich mochten. Die meisten dürften ihn aus halbgaren Blödel-Komödien kennen oder auch als den Mann, welcher der Sitcom "Two and a half Men" über die letzten Staffeln zum konsequenten Abstieg verhalf. Dass Kutcher aber auch gar kein übler Schauspieler ist, durfte er viel zu selten beweisen. Wer sich dennoch von seinem Talent außerhalb all der simplen RomComs überzeugen möchte, sollte sich deswegen dringend den Zeitreise-Thriller "Butterfly Effect" ansehen, in welchem Kutcher die Hauptrolle spielt...

BUTTERFLY EFFECT


Evan Treborn (Ashton Kutcher) leidet seit seiner Jugend an heftigen Blackouts, durch welche er prägnante Momente in stressbehafteten Situationen schlichtweg vergisst. Schließlich entdeckt er, dass er durch seine seit seiner Kindheit geschriebenen Tagebücher, die er damals im Rahmen seiner Psychotherapie schreiben sollte, in die Vergangenheit zurückreisen kann. Evan möchte diese Gabe, wie er sie nennt, nutzen, um schreckliche Dinge aus seiner Jugend und dem Leben seiner damaligen Freunde ins Reine zu bringen. Während er jedoch versucht, seine Jugendliebe Kayleigh (Amy Smart) und deren kriminellen Bruder Tommy (William Lee Scott) zu retten, scheint er wiederum andere Dinge in der Zukunft vollkommen außer Kontrolle zu bringen...

Nicht jeder dürfte 2004 auf "Butterfly Effect" gewartet haben, was besonders an dem Hauptdarsteller gelegen haben mag. Blödel-Comedian Ashton Kutcher in einem knallharten, ernsten Zeitreise-Thriller? Das konnten sich nur die wenigsten vorstellen. Diese Menschen dürften dann allerdings auch recht verdutzt aus der Wäsche geschaut haben, als sie sich Kutchers Leistung in dem Film zu Auge führten, denn der durch allerlei banale Komödien bekannt gewordene Schauspieler schlägt sich hier tatsächlich mehr als wacker, kann in intensiven Einzelszenen sogar auch voll und ganz überzeugen. Sicherlich bleibt diskutabel, ob ein noch fähigerer Schauspieler aus der Rolle nicht noch mehr herausgeholt hätte, dennoch kann man vor Kutcher schließlich doch nur den Hut ziehen, für eine Leistung, die man so von ihm sicherlich nicht erwartet hat. Auch die restlichen Schauspieler wissen zu überzeugen, was besonders für Amy Smart gilt, welche der erwachsenen Kayleigh Feuer und Ausstrahlung verleiht. Auch die Kinder- und Jugenddarsteller (unter anderem der damals noch sehr junge Logan Lerman als siebenjähriger Evan) machen ihre Sache soweit sehr gut und erbringen einige für ihr junges Alter sehr beachtliche Leistungen. 
Doch auch über die überraschend guten Leistungen der Akteure hinaus weiß "Butterfly Effect" im Grunde durchgehend zu überzeugen. Auch wenn das Marketing so wirkte, als würde man mit der Geschichte um einen jungen Mann, der seine Vergangenheit ändern möchte, eher Teenies ansprechen, so zeigt sich doch, dass hier eine sehr erwachsene Handlung erzählt wird, die auch schon das ein ums andere Mal eine überraschende Härte an den Tag legt. Da werden Themen wie Pädophilie, Tiermissbrauch und Behinderung angesprochen, ohne dass man diese zu rasch abhandeln würde. In diesem Momenten und besonders in den enorm intensiven Szenen, die Evans Jugend schildern, erreicht der Film eine beachtenswerte Tiefe, welche manch einen popcornmampfenden Zuschauer durchaus überraschen und zärtere Gemüter glatt von der weiteren Sichtung des Filmes abhalten dürfte. 
Über manch einen Logikfehler, den das Genre der Zeitreise-Thriller dabei so mit sich bringt, kann man dann auch getrost hinwegsehen, da das Gerüst rundherum weitaus mehr überzeugt und das hohe Tempo einen über solcherlei Fehler kaum nachdenken lässt. Auffällig gestalten sich dabei nur ein paar kleinere Längen im Mittelteil sowie die doch etwas überzogene "Veränderung" mancher Figuren in späteren Zeitlinien, wo man manch ein Klischee dann doch lieber ausgelassen hätte. 
Inszenatorisch ist "Butterfly Effect" ebenfalls gelungen und schafft mit einem starken Soundtrack, hübschen Bildern und einer zwar nicht für jeden wirklich gelungenen, dafür aber zielsicheren Darstellung der Zeitreise-Effekte eine tolle Atmosphäre. Da spielt es dem Film auch in die Karten, dass er Hauptfigur Evan über verschiedene Orte und menschliche Abgründe wandeln lässt und zuvor gesehene Szenarien immer wieder ad absurdum führt. Gerade gegen Ende, wenn klar wird, dass Evans Eingreifen alles nur noch schlimmer macht, jeglicher Versuch, die Vergangenheit in Ordnung zu bringen, nur doch ein neues Chaos schafft, ist die Atmosphäre schier grandios.
Fazit: Intensiver Zeitreise-Thriller mit ungeahnten Härten und emotionalen Abgründen. Innerhalb der starken Inszenierung und der ebenso dramatischen wie spannenden Geschichte überzeugt sogar Ashton Kutcher in der Hauptrolle, was man so nicht unbedingt erwarten durfte.

Note: 2





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