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Split

M. Night Shyamalan hat in den letzten Jahren viele langjährige Fans vergrault, nachdem er diese durch beachtenswerte Werke wie "Unbreakable" und besonders "The Sixth Sense" gewonnen hatte. Mit mal mittelmäßigen, oftmals aber auch einfach ungemein schlechten Werken in den Folgejahren verschwand das Geniale in Shyamalans Ideenreichtum aber weitestgehend und mich persönlich konnte auch "The Visit", der für viele Kritiker die positive Rückkehr des alten Shyamalan darstellte, kaum überzeugen. "Split", sein neuestes Werk, sah nun aber wirklich gut aus... leider entpuppt sich aber auch dieses als leere Luftblase voller Klischees.

SPLIT


Die junge Casey (Anya Taylor-Joy) wird zusammen mit ihren Mitschülerinnen Claire (Haley Lu Richardson) und Marcia (Jessica Sula) von einem mysteriösen Mann (James McAvoy) entführt. Die drei Mädchen werden zusammen in einer Art Kellerraum festgehalten, ohne eine nähere Aussicht auf Entkommen. Die Lage spitzt sich zu, als der Mann offenbar mehrere Persönlichkeiten in seinem Kopf offenbart, die allesamt unterschiedlich auf die drei Mädchen agieren. Casey arbeitet nun einen Plan aus, mit den verschiedenen Identitäten im Kopf des Entführers Kontakt aufzunehmen, um somit vielleicht einen Ausweg aus der grauenvollen Situation zu finden...

Ich habe mich sehr auf "Split" gefreut und diesen daher auch unter die Top 20 meiner heiß erwartetsten Filme des Jahres 2017 gewählt. Ich hoffte auf die Rückkehr der alten Genialität Shyamalans, der mit "The Sixth Sense" einen der gruseligsten und gleichzeitig einfühlsamsten Horror-Thriller aller Zeiten erschaffen hat, diesen Drive aber in den folgenden Jahren immer weiter verlor, bis er sogar für den Mega-Flop "After Earth" mit Will Smith verantwortlich war. Meine Erwartungen haben sich leider keinesfalls erfüllt, eher ist sogar noch das genaue Gegenteil eingetreten: "Split" entpuppte sich, zumindest für mich, als reinrassige Enttäuschung. 
Wo die meisten Kritiker dem Film doch recht positiv gestimmt waren, habe ich mich über weite Strecken mehr als nur gelangweilt und immer wieder gedacht, wie viel man aus einer solchen Idee doch hätte herausholen können. Leider verlässt sich Shyamalan dabei immer wieder nur auf billige und abgenutzte Horror-Klischees, die keinen eingefleischten Film-Fan mehr packen können. Shyamalan, der sogar in seinen schwächeren Filmen zumindest in Einzelszenen noch mehr als gekonnt auf der Klaviatur der Angst spielen könnte (man denke nur an die gecrashte Kinder-Geburtstagsparty aus "Signs"), hakt hier bloß nach und nach das ABC des Horror-Thrillers ab, als da wären: Plötzlich aus dem Hintergrund auftauchende Bösewichter, ausgehende Lichter, das langwierige Öffnen eines Türschlosses, das vergebliche Suchen nach dem richtigen Schlüssel, laue Schockeffekte sowie ein großes Nichts am Ende eines Fragezeichens, welches der Regisseur zuvor noch durch seinen viel zu langen, viel zu geschwätzigen Film zog. 
Die Frage nach dem "Warum" wird dabei so nebensächlich, so lieblos und dämlich aufgelöst, dass man sich als Zuschauer schon ein wenig verschaukelt vorkommen darf, zudem sorgen einige enorme Plotholes und Logiklöcher für weiteres Kopfschütteln. Ebenfalls enttäuschend ist die Tatsache, dass Shyamalan mit seiner eigentlich spannenden Ausgangslage kaum etwas anfangen möchte: Er lässt seine Figuren lieber immer und immer wieder ausführlich reden, ohne dass dabei ein Mehrwert an Informationen entstehen würde und liefert erst zum Finale den ebenfalls enttäuschenden Action-Anteil ab, der auch hier nur noch wie eine lästige Pflicht abgehakt wird und dabei weder Suspense noch eine unheimliche Stimmung erzeugt. 
Immerhin sind die beiden Hauptfiguren mal etwas Neues, was besonders für die toughe Casey gilt, die hier nicht nur ein simples Opfer im Plan dieses mysteriösen, geisteskranken Mannes darstellt, sondern sogar eine recht intensive Background-Geschichte erhält, die in gut verteilten Rückblenden erzählt wird. Gespielt wird Casey von der jungen Anya Taylor-Joy, die einiges an Talent durchblitzen lässt, sodass man von der jungen Dame zukünftig sicherlich noch einiges sehen wird. Für ihre weitaus blasseren Kolleginnen Haley Lu Richardson und Jessica Sula gilt das aber kaum, diese haben innerhalb des Skripts aber eben auch kaum etwas zu tun. 
Das versprochene Highlight namens James McAvoy, der die Trailer schier beherrschte, ist aber ebenfalls eine Enttäuschung. Hier muss man jedoch anmerken, dass ich mir die deutsche Synchronisationsfassung angesehen habe, die im Vergleich zum Original sicherlich einiges an Finesse vermissen lässt. Dennoch lässt sich nicht verheelen, dass McAvoy sich (mit deutlicher Spielfreude) einen Wolf overactet, was über zu starkes Grimassieren bis hin zu seltsamen Akzenten alles auflistet, was diesen Charakter letztendlich angesichts des "Too much" eben nicht mehr bedrohlich, streckenweise sogar lächerlich macht. McAvoy übertreibt und lässt so einige Chancen liegen, wirklich so etwas wie eine Bedrohung darzustellen. Im Kinosaal wurde bei den verschiedenen Auftritten McAvoys fast durchgehend gelacht und gekichert, was dabei doch ein klares Zeichen darstellen sollte.
Fazit: Shyamalan nutzt seine starke Grundidee nicht aus, sondern liefert nur altbackene Horrorfilm-Klischees in viel zu gemächlichem Tempo und einer banalen Handlung. James McAvoy overactet in der Hauptrolle indes so sehr, dass er niemals wirklich bedrohlich wirkt.

Note: 4-




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