Direkt zum Hauptbereich

Lachsfischen im Jemen

Manche Filme schaffen es schlicht und einfach nicht, mein Interesse zu wecken. Im Grunde gebe ich wirklich jedem Werk eine faire Chance, manche kümmern mich aber wirklich nicht, weswegen ich sie mir letztendlich dann doch nicht ansehe. Um "Lachsfischen im Jemen" habe ich mich immer herumgestohlen, da mich trotz guter Kritiken bereits die etwas seltsamen Trailer und auch die doch eher banal klingende Handlung abschreckten. Nun habe ich das Werk von Lasse Halström aber endlich gesehen und muss sagen, dass ich zuvor wenig verpasst habe...

LACHSFISCHEN IM JEMEN


Angelexperte Dr. Alfred Jones (Ewan McGregor) hält es erst für einen Scherz, als er für seinen neuesten Job um Rat gefragt wird: Der im Jemen lebende Scheich Muhammad (Amr Waked) ist von dem Angelsport begeistert und möchte in seiner Wüstenregion Lachse heranzüchten, um diese dann fröhlich aus dem Wasser zu fischen. Jones lehnt ab, diese unmögliche Aufgabe zu beraten, doch als ihn Muhammads Investorin Harriet Chetwode-Talbot (Emily Blunt) durch ihren Charme und auch durch eine hohe Entlohnung überzeugt, sitzt er doch im Boot. Die Aufgabe scheint dennoch kaum zu bewältigen zu sein...

Der Film geht wirklich alles andere als schlecht los. In der ersten halben Stunde, in welcher sich Hauptfigur Alfred Jones um seine neue Aufgabe herumdrückt, in welcher er all das als Schwachsinn abtut, während ihm jede Menge andere Leute genau das Gegenteil erzählen, ist durchaus unterhaltsam geworden. Mit einer Menge Dialogwitz und charmanten Figuren gelingt es dem Film spielerisch leicht, den Zuschauer für sich zu gewinnen und man freut sich bereits, wie dieses bizarre Projekt weitergehen soll. Auch schauspielerisch überzeugt "Lachsfischen im Jemen", nicht nur in der ersten halben Stunde, sondern über den ganzen Film hinweg. Wir haben Emily Blunt und Ewan McGregor sicherlich schon auffälliger und auch besser gesehen, wie sie sich hier aber nuanciert und treffsicher die Bälle zuspielen, das ist schon sehr nett anzusehen. Dies gilt auch für Kristin Scott Thomas, die als hinterlistige Presse-Agentin versucht, die ganze Situation für die Medien auszuschlachten und dabei einen trockenen Spruch nach dem anderen loslässt. 
Leider schafft der Film von Lasse Halström es nach der sehr unterhaltsamen ersten halben Stunde nicht mehr, dieses Tempo auch hochzuhalten. Die feurigen Dialoge müssen arg konstruierten Konflikten weichen, welche schließlich in einer unvermeidlichen, netten, aber irgendwie auch recht funkenarmen Liebesgeschichte münden, sie schließlich ziemlich böse in Klischees gedrückt wird. Das Drehbuch muss sich schon ordentlich strecken, um die Charaktere durch all diese Zufälle an einen Platz zu bekommen und ist sich auch für vollkommen banale und unglaubliche Wendungen innerhalb dieses ansonsten um Realismus bemühten Rahmens nicht zu schade. Da wird manch eine Nebenhandlung aufgeplustert, während andere keinen Raum mehr zum Atmen bekommen, was dazu führt, dass "Lachsfischen im Jemen" spätestens ab der Halbzeit zu zerfasern beginnt. 
Trotz schöner Bilder und einer originellen Grundidee bleibt letztendlich nicht viel hängen, denn die Geschichte ist im Kern schließlich doch so banal, wie sie in der Zusammenfassung klingt: Es geht darum, Lachs in den Jemen zu schaffen, damit dort geangelt werden kann. Das Drehbuch saugt sich einiges aus den Fingern, um noch einiges um diesen Plot herumzustricken, da all dies aber hoffnungslos konstruiert wirkt, aufgrund dieser Fülle an Zufällen und unglaubwürdigen Subplots schon bald sogar droht, Herz und Seele zu verlieren, ist der Spaß doch sehr gering ausgefallen. Trotz sympathischer Charaktere, die von ebenso sympathischen Schauspielern gespielt werden, verliert Halströms als Komödie angepeiltes Werk doch immer mehr an Schwung und versandet mit einem schwachen Finale, welches Kitsch noch einmal ganz groß schreibt.
Fazit: Nach einem starken Beginn verliert der Film immer mehr an Schwung, die Handlung zerfasert und hält sich nur mit unglaubwürdigen Wendungen und Klischees über Wasser. Letztendlich ist der Film eben so banal, wie es der Titel ist.

Note: 4+




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid