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Im Tal von Elah

Es gibt viele Filme, die sich mit der Thematik beschäftigen, wie Kriegsheimkehrer mit ihrer Vergangenheit umgehen müssen. Nichts davon kann die Realität ankratzen, wie schrecklich die Wahrheit sein muss, dies kann man wohl nur verstehen und nachvollziehen, wenn man selbst ein Teil davon war. Dennoch können Meisterwerke wie "Brothers" dieses Thema gnadenlos gut umsetzen und auch Paul Haggis' "Im Tal von Elah" schlägt in diese Kerbe. Es erreicht nicht die gleiche Intensität, doch wie der Regisseur sein Drama um einen aus dem Krieg zurückgekehrten Sohn in einen cleveren Krimi-Plot verstrickt, das hat man so eben auch nicht alle Tage gesehen...

IM TAL VON ELAH


Als Ex-Militärpolizist Hank Deerfield (Tommy Lee Jones) von der Heimkehr seines Sohnes Mike aus dem Irak erfährt, macht er sich verwundert auf die Suche nach ihm, da dieser sich bereits tagelang nicht mehr bei ihm und seiner Mutter Joan (Susan Sarandon), Hanks Frau, gemeldet hat. Schon bald erfährt Hank die grausame Wahrheit: Mike ist ermordet worden. Während Hank, noch immer traumatisiert vom brutalen Tod seines Sohnes, versucht, die Puzzleteile hinter dem grauenvollen Mord zusammenzusetzen, muss er sich mit der auf den Fall angesetzten Polizistin Detective Emily Sanders (Charlize Theron) zusammentun. Beide scheinen jedoch nicht am selben Strang ziehen zu wollen...

Angelehnt und inspiriert von einem wahren Fall, welcher sich im Jahr 2003 in den USA zutrug, entwickelt Regisseur Paul Haggis, der 2006 für sein Drama "L.A. Crash" den Oscar gewann, mit seinem Werk "Im Tal von Elah" aus dem Jahr 2007 einen packenden Mix aus Drama und Thriller, der einen zwei Stunden lang in seinen Bann ziehen kann, sofern man sich denn auf Haggis' eigenwillige Inszenierung einlassen möchte. Der Regisseur zeigt einem seine eigene Meinung in Form von Bildern und Musik nämlich so offen, dass man sich ihr kaum verweigern kann, er zieht einem den sprichwörtlichen Zaunpfahl so offen durchs Gesicht, dass es an einigen Stellen durchaus ein wenig zu viel ist. 
Dennoch schafft Haggis es, zumindest keine Schwarzweiß-Malerei zu betreiben und einige Charaktere zu erschaffen, die wir nicht vergessen. Er lotet seine Figuren aus, er zeigt Kehrseiten und wieder andere Kehrseiten und macht seine Charaktere so unglaublich lebensecht. Seine Figuren sind keine Helden, auch wenn sie als solche betitelt werden, es sind Menschen mit Abgründen und gerade sein kritischer, aber auch verständnisvoller und nicht zu sehr wertender Blick auf das amerikanische Militär zeigt dementsprechend ganz genau, wo bei Haggis der Hammer hängt. Was passiert mit einem Menschen, der im Irak gekämpft hat, der kämpfen und töten musste, wenn er in die Heimat zurückkehrt? Andere Filme haben diese Thematik womöglich bereits spezifischer und auch intensiver angepackt, doch auch Haggis' Version weiß zu fesseln. 
Er bedeckt dieses Thema immer über eine gewisse Zeit mit dem Deckmantel eines Kriminal-Thrillers, doch dieses ist, obwohl die Geschichte dieses Plots clever, verstrickt und trotz Abwesenheit von Actionszenen, bemerkenswert spannend erzählt wird, eben nicht der ausschlagkräftige Punkt dieses Filmes. Im Kern ist es nämlich ein Drama über einen Mann, der versuchen muss, mit dem plötzlichen Tod seines Sohnes umzugehen. Um dies zu schaffen, will er die Wahrheit hinter dem Verbrechen aufdecken, geht dabei über Grenzen und wird auch mal schlagkräftig. Ob dies logisch wirklich standhalten kann, besonders da Deerfield den doch größtenteils als einseitig tumben Kriminalbeamten immer wieder die lange Nase zeigt, darf diskutiert und womöglich auch kritisiert werden, gut inszeniert ist es dennoch. 
Dies ist besonders Tommy Lee Jones zu verdanken, der mit einer markerschütternden, intensiven Performance schlichtweg zu fesseln weiß und in dessen Gesicht wir jegliche Emotion ablesen können... eine schlichtweg grandiose Performance des mittlerweile siebzigjährigen Recken, zu Recht wurde er dafür für einen Oscar nominiert, der ihm jedoch von Daniel Day-Lewis für das Drama "There Will Be Blood" abgeluchst wurde. Beinahe noch intensiver spielt sich jedoch Charlize Theron in den Vordergrund. Ihre Rolle wirkt zu Beginn noch ein wenig durchsichtig, mit der Zeit spielt sich Theron aber regelrecht in Fahrt und lässt in ungemein starken Einzelszenen sogar auch mal Jones blass aussehen. Neben diesen beiden haben weitere bekannte Namen wie Susan Sarandon, James Franco und Josh Brolin keine Chance, um weitere Lorbeeren zu pflücken, was aber auch daran liegt, dass ihre Parts enorm klein ausfallen. Sarandon holt mit zwei großartigen Szenen noch alles aus ihrer Rolle raus, für die Rollen von Franco und Brolin wäre aber wohl kein Unterschied merkbar gewesen, wenn man unbekanntere Schauspieler verpflichtet hätte, mit denen man nicht ganz so gut Werbung machen konnte... wobei dazu gesagt werden muss, dass Brolin zum Zeitpunkt des Erscheinens des Films auch noch nicht die große Nummer war, die er heute ist, nachdem er Filme wie "Milk" oder "No Country For Old Men" alleine durch seine Anwesenheit erheblich aufgewertet hat.
Fazit: Intensives Drama mit einem cleveren Krimi-Plot. Im Kern ist der Film jedoch eine bewegende Geschichte eines Einzelkämpfers, die trotz manchem Pathos und manch einer Logiklücke besonders durch die grandiosen Leistungen von Jones und Theron zu packen vermag.

Note: 2-




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