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Judge Dredd

Früher war alles besser, so sagt mancher. Das trifft auf mancherlei Dinge sicherlich zu, aber nicht auf alle. Viele sagen, dass bei der heutigen Blockbuster-Maschinerie auch die Filme schlechter geworden sind, dass sie früher einfach mehr Herz hatten und sich nicht nur auf bloßer Effekthascherei ausruhen. Doch auch das ist nur die halbe Wahrheit, denn genauso wie es auch zur heutigen Zeit noch sehr gute Filme gab, so gab es auch in den 90ern und gar noch früher auch bereits schlechte Werke. Diese sind heute nur entweder einfach in Vergessenheit geraten oder sie werden in die charmantere Trash-Schublade geschoben... was auch nicht gut ist.

JUDGE DREDD


In der Zukunft hat sich die Welt verändert. Millionen Menschen tummeln sich in kleinen Städten, während der Rest der Welt zu einer kargen, tödlichen Wüste geworden ist. Über die vielen Verbrecher und Mörder in den Städten richten die sogenannten Judges, die sowohl Polizei als auch Richter ersetzen. Als der berühmte Judge Dredd (Sylvester Stallone) eines Mordes angeklagt wird, den er jedoch nicht begangen hat, geht das pure Chaos los. Dredd fällt in Ungnade und in seiner Heimat regiert plötzlich das Böse... und nur Dredd selbst kann es noch aufhalten.

Schon in seinem Erscheinungsjahr 1995 bekam "Judge Dredd" den geballten Zorn der Kritiker und auch der eifrigen Fans des Comics zu spüren, auf dem der Film beruht. Hauptdarsteller Sylvester Stallone und Regisseur Danny Cannon bekamen sich wohl bereits während des Drehs immer wieder wegen speziellen Szenen in die Haare und dies merkt man dem Film von vorne bis hinten an. Er wirkt unausgegoren, nicht gut durchdacht und schlicht und einfach so, als hätte keiner der Beteiligten, mit Ausnahme der Effektspezialisten, wirklich mit viel Eifer an dem Projekt gearbeitet. 
Die Handlung, die all das Geballere und die Zahnschmerzen verursachenden Dialoge umschließen soll, ist gelinde gesagt ein schlechter Witz, ein vorhersehbares und vollkommen langweiliges Stück Etwas, welches unfreiwillig komisch und zu keiner Sekunde spannend den Zuschauer anderthalb Stunden lang quält. Im Grunde besteht die Geschichte nur daraus, dass Dredd sich den Weg zurück in die Gesellschaft erkämpft und da man dem Zuschauer sämtliche Wendung, die auch nur im Entferntesten überraschend sein könnte, schon lange vorher immer wieder so offensichtlich aufzeigt, ist ein Miträtseln bei der Auflösung eines Komplotts eigentlich nicht mehr nötig. 
Gut, eine Handlung erwartet man auch nicht von einem Action-Blockbuster, wird da manch einer nun sagen, was ja eigentlich nur halb richtig ist, denn zumindest ein wenig Stringenz will ich da schon sehen. Wer sich jedoch nur wegen der Actionszenen die anderthalb Stunden Zeit nimmt und "Judge Dredd" seine Chance gibt, der wird auch nur halbwegs glücklich. Zwar sieht der Film für sein Alter von einundzwanzig Jahren noch immer einigermaßen schick aus, bei der Realisierung möglichst cooler Actionszenen fehlte es den Machern jedoch an Kreativität. Mit Ausnahme einer etwas längeren Verfolgungsjagd voller fliegender Autos reiht sich hier letztendlich nur eine Prügelszene an die nächste Schießerei, sodass der Mehrwert all der Explosionen doch eher gering ausfällt. Zwischendurch werden Sprüche klopft und Bilder der an "Blade Runner" erinnernden Zukunftsvision gezeigt, die hübsch aussieht, es aber an Details und zündenden Ideen vermissen lässt. 
Zündend agieren hier auch die Darsteller nicht: Klar, Sylvester Stallone als Titelheld ohne Tiefen und Rob Schneider als nur nerviger, aber niemals witziger Sidekick passen hier gut rein, was aber Top-Stars wie Diane Lane oder Max von Sydow, die sowohl damals als auch heute gut im Geschäft waren bzw. sind, dazu bewogen hat, in einem solch miesen Trash mitzuwirken und dabei auch noch so blass und austauschbar zu bleiben, das wird wohl für immer das Geheimnis der Schauspieler bleiben. Auch die im Abspann nicht erwähnten Auftritte der Serienstars James Remar und Scott Wilson bedeckt man besser mit dem Mantel des Schweigens, denn diese beiden aus "Dexter" und "The Walking Dead" bekannten Sympathieträger sollte man sich lieber in ihren etlichen, weitaus besseren Rollen in Erinnerung behalten.
Fazit: Stupider Actionfilm, dessen sinnfreie Handlung nie das langweilige Dauerfeuer zähmen kann. Es fehlt an zündenden Ideen und netten Einfällen, sodass "Judge Dredd" als seelenloser Actionreißer schnell in Vergessenheit geraten sollte. 

Note: 5




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