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Krieg der Welten

Die Kritiker rieben sich verwundert die Augen, als sämtliche Reviews zu dem Sci-Fi-Kracher "Krieg der Welten" aus dem Jahr 2005 mit einem Embargo belegt wurden. Bis zum offiziellen Kinostart durften keine Kritiken veröffentlicht werden, was so in der Filmgeschichte tatsächlich nicht mehr vorkam. Angst mussten die Macher vor einer eventuellen, frühen, schlechten Promo aber nicht haben, denn der Film ist Steven Spielberg erwartungsgemäß fantastisch gelungen... auch wenn einige Kritiker dies tatsächlich nicht so sahen.

KRIEG DER WELTEN


Hafenarbeiter Ray Ferrier (Tom Cruise) soll ein Wochenende lang auf seine Kinder Robbie (Justin Chatwin) und Rachel (Dakota Fanning) aufpassen. Doch schon bald läuft in der Welt alles aus dem Ruder. Der Strom fällt aus, ein mysteriöses, aggressives Gewitter zieht über das Land und dann entsteigen aus dem Boden gigantische Maschinen, die Landstriche verwüsten und einzelne Menschen pulverisieren. Schnell steht fest, dass es sich um einen brutalen Angriff von Außerirdischen handelt und Ray flieht mit den Kindern, um ihre Mutter Mary Ann (Miranda Otto) in Boston zu erreichen...

Natürlich gibt es so einige Dinge, die man Steven Spielbergs Neuverfilmung des Sci-Fi-Thrillers "Kampf der Welten" aus den 50er Jahren ankreiden kann. So fallen zum Beispiel einige erhebliche Logikfehler auf: Überall fallen sämtliche batteriebetriebenen Geräte aus, ein neugieriger Zuschauer kann den sich aus den Trümmern erhebenden Tripod (die Maschinen der Außerirdischen) dennoch munter mit seiner Videokamera aufnehmen. Auch die verrückten Zufälle, durch die Ray und seine Begleiter immer wieder dem Tod knapp von der Schippe springen, sind gerade im späteren Verlauf ein wenig zu viel des Guten und man kann dem Film auch nachsagen, dass ihm im letzten Drittel ein wenig die Puste ausgeht, dass der Showdown enttäuscht und auch die letzte Szene etwas zu kitschig und rührselig geraten ist. 
Über die Laufzeit von 116 Minuten fallen diese Kritikpunkte aber kaum ins Gewicht, da Steven Spielberg diesen eine furiose Inszenierung gegenüber stellt. Ganz im Gegensatz zu anderen Blockbustern wie "Independence Day" bleibt der Regisseur mit dem Blick voll und ganz bei Tom Cruise. Wir sehen nur in den seltensten Momenten mehr als er, wir wissen nicht mehr als er und folgen ihm daher durch eine grauenvolle Apokalypse, die wohl selten so schwermütig, düster und brutal auf Film gebannt wurde. Manchmal werden Cruise (und somit auch dem Zuschauer) kleine Informationsbrocken zugeworfen, ansonsten sehen wir jedoch nicht mehr, als es den normalen Zivilisten vergönnt ist und das macht die Flucht aus den bevölkerten Städten über Land und über Wasser so intensiv. 
Spielberg verweigert sich zudem der Zerstörung von Sehenswürdigkeiten, um die Macht der Außerirdischen zu demonstrieren. Auch hier bleibt er, wenn Häuser, aber auch einzelne Menschen brutal vernichtet werden, ganz nah mit der Kamera dran, er fängt das Chaos, die Verwirrung und die Hoffnungslosigkeit als genau das ein: Chaotisch, verwirrend, hoffnungslos, was absolut positiv gemeint ist. Mit hervorragenden Spezialeffekten, die sich stets der Handlung unterordnen und dabei nie als Augenfutter verwendet werden, mit einem druckvollen Soundtrack des großen John Williams und einer markerschütternden Tonspur weiß "Krieg der Welten" auch technisch zu überzeugen, und selbst wenn Spielberg in Sachen Handlung wenig originell vonstatten geht, so ist seine Inszenierung dabei so grandios gelungen, so bedrückend, mit Szenen von klassischer, intensiver Hochspannung, dass das eigentlich gar keine Rolle mehr spielt. 
Für gestandene Schauspieler ist eine solche Gangart natürlich ein Geschenk und es verhilft Tom Cruise dazu, eine absolut starke Performance an den Mann zu legen. In den wenigen Actionszenen und auch in den ruhigen Passagen, wenn er sich mit der Verfremdung seiner Kinder zurechtfinden muss, begeistert Cruise mit angenehm nuanciertem Spiel. Neben ihm blüht auch Dakota Fanning, der damalige Kinderstar schlechthin, auf. Da ist es schon schade, dass man von ihr heute kaum noch etwas hört, was auch für den hier mal wieder starken Tim Robbins gilt. Einzig Justin Chatwin bleibt als Cruises Teenager-Filmsohn etwas blass und hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Fazit: Intensives Sci-Fi-Kino, von Spielberg bravourös inszeniert. Ohne störendes Pathos, dafür mit Hochspannungs-Szenen, die unter die Haut gehen, und mit makellosen Spezialeffekten. Brutal, schnörkellos und markerschütternd, trotz einiger Logiklöcher.

Note: 2




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