Direkt zum Hauptbereich

Ouija 2: Ursprung des Bösen

Das Horror-Genre hat sich dieses Jahr schon mit einigen überraschenden Beiträgen gemeldet. Natürlich, es war auch flache Stangenware wie "The Boy" dabei, aber ansonsten liest sich der Horrorfilm 2016 mit immer guten, wenn auch niemals herausragenden Werken wie "Blair Witch", "Lights Out" und "Conjuring 2" doch wirklich nett. Nun, an Halloween, kommen sie alle aus ihren Löchern und auch das Prequel zum "Ouija"-Langweiler von letztem Jahr soll da mithalten. Kann es erwartungsgemäß aber natürlich nicht, denn dafür ruht man sich zu sehr auf Altbekanntem aus...

OUIJA 2


Nach dem Tod ihres Mannes muss Alice Zander (Elizabeth Reaser) trotz massiven Geldschulden ihre Töchter Lina (Annalise Basso) und Doris (Lulu Wilson) alleine großziehen. Um noch etwas Geld dazuzuverdienen, legt sich Alice ein Ouija-Brett zu, um Kunden zu ermöglichen, Kontakt mit ihren verstorbenen Liebsten aufzunehmen. Alles natürlich ein Schwindel, aber clever genug, um es glaubwürdig aussehen zu lassen. Doch schon bald scheint das Ouija-Brett eine seltsame Macht auf Doris auszuüben und im Haus geschehen erste, seltsame Dinge...

Der erste "Ouija"-Film wurde von Kritikern förmlich zerrissen, von mir nur ein bisschen (Note: 4+), war aber dennoch ein beachtenswerter Erfolg an den Kinokassen. Mit dem unvermeidlichen zweiten Teil, den ein erfolgreicher Horrorfilm eben meistens so mit sich bringen muss, entschied man sich aber nicht für den Weg einer handelsüblichen Fortsetzung, sondern für ein Prequel, welches die Vorgeschichte rund um den bösen Geistes des Ouija-Brettes erklären soll. Auch diese Herangehensweise ist in Zeiten von "Insidious 3" nun nicht mehr neu, aber Potenzial hatte dies dann irgendwie doch und hätte einige Lücken des mäßigen Vorgängers klären können. 
Die Macher scheinen sich aber auf dem Erfolg des Erstlings ausgeruht zu haben, denn es ist mal wieder nicht mehr als ein ganz netter, aber keineswegs überraschender Horrorfilm herausgekommen, der keinerlei neue Wege beschreiten möchte und selbst auf den ausgelatschten Pfaden stellenweise langweilt. Einige Dinge hat man dennoch richtig gemacht oder sie gut gemeint. So ist zum Beispiel die Idee nett, die Handlung nicht allzu gehetzt wirken zu lassen, man nimmt sich in der ersten Hälfte überraschend viel Zeit, die Charaktere einzuführen, sodass sich der Schrecken zwar nur langsam, aber umso atmosphärischer ausbreiten kann. Auch sind uns die Figuren später nicht egal, da wir sie zuvor recht gut kennengelernt haben, was die Spannung deutlich erhöht. Das kommt auch den Schauspielern zugute, die allesamt mehr als solide Leistungen vollbringen und denen man ihre Rollen durchaus abnimmt, was besonders für die Kinderdarstellerin Lulu Wilson gilt, die alleine mit einem Blick bereits das Blut in den Adern gefrieren lässt. 
Leider findet Regisseur Mike Flanagan das Gaspedal, welches er früher oder später doch einmal drücken muss, zu spät wieder und erst pünktlich zum letztlich enttäuschenden, weil viel zu standardmäßig ablaufenden Finale wird das Tempo hochgenommen, sodass sich doch einige Längen einstellen und der Mix aus Horrorszenarien und ruhigen Einzelszenen doch ein wenig unausgegoren wirkt. Überraschend im negativen Sinne ist auch, dass sich kaum ein echter Schocker während den anderthalb Stunden einstellen will. Man beruft sich zwar auf das altgediente Horror-ABC (Gestalten im Spiegel, weggezogene Bettdecken, langsame Kamerafahrten), doch so richtig gruseln will das alles nicht, wohl weil wir diese Vorgehensweisen aus besseren Filmen bereits in- und auswendig kennen. So vermag "Ouija 2" schon ähnlich wie der Vorgänger nicht wirklich zu überzeugen und gibt uns statt Antworten eben nur Dinge, die wir bereits wissen, ausgeschmückt mit Horror-Klischees, die nicht wirklich zünden. Einen dritten Teil braucht es davon nicht mehr, sondern weitere, mutige neue Genrefilme, die sich mehr zutrauen als nur altbekanntes neu auszugraben.
Fazit: Träger Horrorfilm, der zwar gute Schauspieler und interessante Charaktere bietet, ansonsten aber kaum zu gruseln oder zu schocken vermag, dafür sind die betretenen Storypfade schlichtweg zu überraschungsarm.

Note: 4+




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid