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Krampus

Es gibt wohl keine Feiertage, die so stressig sind wie Weihnachten. Geschenke kaufen in letzter Sekunde, Treffen mit der unliebsamen Familie, nasse Kälte, hitzige Stimmung... wir alle kennen es und ich persönlich bin wegen all dem und dem ätzenden Kitsch auch kein Fan mehr von der Heiligen Nacht. Schon öfters wurde das bei Kids beliebte Fest für manch eine Horrorstory benutzt, Weihnachten 2015 sorgte zuletzt "Krampus" für einigen Schrecken. Dieser fällt letztendlich aber doch eher spaßig denn wirklich erschreckend aus.

KRAMPUS


Weihnachten naht und keine Familie ist vor dem Stress gefeit. Tom (Adam Scott) und seine Frau Sarah (Toni Collette) müssen ungeliebte Familienmitglieder bei sich zuhause willkommen heißen und größere Streitereien und Dramen lassen da nicht auf sich warten. Als der jüngste Max (Emjay Anthony) seinen Glauben an den Weihnachtsmann verliert, geschieht jedoch der Schrecken: Während eines Schneesturmes verabschiedet sich der Strom und ein geheimnisvolles Wesen verschafft sich Zugang ins Haus. Es dauert nicht lange, bis die ersten Menschen verschwinden...

Der Trailer zu "Krampus" sah ja tatsächlich ziemlich spooky aus. Es war zwar zu erwarten, dass der Film diese Atmosphäre nicht durchgehend würde halten können, dass man sich hier aber dann doch ziemlich genau auf eine reinrassige Komödie versteift hat, ist schon überraschend. Einige Schocker gibt es zwar und gerade die Fantasy-Elemente, in denen teils wirklich stark designte Kreaturen die Familie attackieren, sind mehr als gelungen, das Ganze nimmt sich dabei aber kein Stück ernst, reichert das Horror-Szenario mit viel skurillem und teils auch sehr albernem Humor an und macht dies so zu einem kurzweiligen, aber kaum gruseligen Spektakel. Wer seine Erwartungen also weg von einem harten Horror-Schocker bewegt, der dürfte mit "Krampus" wohl doch seinen Spaß haben, auch wenn einige Schwächen das Filmerlebnis doch etwas trüben.
So braucht der Film etwas zu lange, um wirklich in Fahrt zu kommen und trotz einer Laufzeit von gerade einmal 96 Minuten machen sich im Mittelteil, wenn die übrigen Familienmitglieder über längere Zeit schlichtweg gar nicht wissen, was sie tun sollen und dieses Problem mehrfach totquatschen, unerwartete Längen breit. Generell sind die Figuren hier ziemlich schwach gezeichnet, was bei der Überzogenheit und den Klischees, mit denen sie ausgestattet sind, aber auch kein Problem ist. Dass viele von ihnen da von der Comedy-Nebendarsteller-Elite aus Film und Fernsehen gespielt werden, ist da nur passend, so fügen sich der ewige Miesepeter-Sidekick David Koechner und Serienstar Conchata Ferrell (Haushälterin Berta aus "Two and a half Men") nahtlos ein, ohne große Schauspielkunst zu zeigen und ohne abzufallen. Versiertere Stars wie Adam Scott und besonders Toni Collette bleiben dabei natürlich unterfordert und geben sich dem skurillen Spektakel schon früh wehrlos hin.
Dieses Spektakel startet dann zwar leider erst in der letzten halben Stunde so richtig durch, was die Macher dann aber an verrückten Ideen abfeuern, das ist schon beeindruckend. Zu viel will man hier nicht verraten, da auch der Trailer dabei noch schön viel Geheimnisse lässt, man darf sich aber auf einen lustigen und teils auch recht schwarzhumorigen Actiontrip einstellen, der kaum zu stoppen ist. Das ist im Grunde auch alles ziemlich doof und eigentlich hätte man aus der Idee auch einen richtig schönen Schocker basteln können, der Stoff funktioniert aber auch als Komödie mit ernstem Hintergrund ganz solide, wenn man eben seine Erwartungen etwas umstellt.
Die Effekte und besonders die Kostüme sind dabei erstaunlich gt gelungen, schade also, dass man sich in der ersten Hälfte mit zu viel lapidarem Krimskrams die Zeit verschlägt. Hätte man die einzelnen Horror-Attraktionen besser über die Laufzeit verteilt, wäre sicher kein Meisterwerk, aber ein noch verrückterer und aufregender Trip herausgekommen.
Fazit: "Krampus" legt erst spät richtig los, unterhält dann aber mit verrückter Horror-Comedy und starken Ideen. Zuvor wird die Geschichte aber eher mau behandelt und wirklich gruselig wird es auch nie.

Note: 3-


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