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Homeland - Die vierte Staffel

Auch wenn die dritte Staffel ein wenig enttäuschend war und die Erwartungen an den kommenden Rest der Serie zu senken vermochte, etwas Gutes hat sie dennoch getan. Mit dem klaren Ende des Plots rund um Nicholas Brody, der zwei Staffeln lang hervorragend zog, danach aber deutlich an Spannung verlor, hatte man sich für Season 4 viele Türen offengemacht. Man konnte zu neuen Handlungen greifen und die Serie so zu ihren alten Qualitäten zurückführen. Das ist nicht ganz so gut gelungen wie erhofft, aber dennoch auch etwas besser als erwartet.

HOMELAND - STAFFEL 4


Carrie Mathison (Claire Danes) arbeitet mittlerweile bei der CIA mit einem neuen Drohnenprogramm. Bei dem Versuch, den gefürchteten Terroristen Haissam Haqqani (Numan Acar) auszuschalten, werden jedoch auch etliche Zivilisten getötet, was die CIA erneut in Verruf bringt. Ein Überlebender des Anschlags wird von den Medien belagert und Carrie reist nach Islamabad, um weitere Nachforschungen anzustellen. Dabei gräbt sie auch einige finstere Hintergründe aus, welche inmitten der Verteidigung Pakistans ausgepackt wurden und gerät erneut zwischen die Fronten...

"Homeland" bricht auf zu neuen Ufern. Natürlich sind alle Charaktere, die die dritte Staffel überlebt haben, auch hier wieder mit dabei und es werden auch viele rote Fäden aus Vorgänger-Staffeln wieder aufgenommen, sodass sich ein Quereinstieg definitiv nicht lohnt. Ansonsten öffnen die Macher hier aber viele neue Türen und betreten neue Ufer, was auch nötig war, denn die Brody-Story entfachte in Season 3 ja nun wirklich kein richtiges Feuer mehr. 
Eingefallen ist den Autoren dabei auch jede Menge, ähnliche Begeisterungsstürme wie zu Zeiten von Staffel 1 und 2 sind hier aber nicht mehr zu erwarten, denn erneut fehlt es dafür an der enormen Tiefe und der heftigen Intensität. Über zwölf Folgen erschafft man hier wieder einen sehr gut inszenierten Thriller-Plot, der mit vielen Wendungen bei der Stange hält und besonders in der zweiten Hälfte wieder enorme Hochspannung liefert. Diesmal fehlt jedoch der direkte Bezug, denn wo sich die ersten Staffeln Zeit lassen konnten, um all die Figuren einzuführen, Misstrauen einbauten und so den Zuschauer enorm packten, so ist Staffel 3 eben "nur" noch ein gut gemachter Thriller, der aus der Meute an Serien aber nicht mehr herausstechen kann. 
Die Geschichte beginnt dabei auch ein wenig schleppend und es dauert wieder eine ganze Weile, bis man all die Zusammenhänge wirklich enträtselt. Dabei hält "Homeland" trotz einiger Längen noch immer recht gut bei der Stange, aber die wirklich fesselnde Atmosphäre hält nicht mehr an. Das kann daran liegen, dass die Autoren sich diesmal mehr mit dem Thriller-Plot an sich als mit den handelnden Charakteren auseinandergesetzt haben, denn außer Rupert Friends Peter Quinn, der hier eine schöne Wandlung durchlaufen darf und näher beleuchtet wird, erfahren wir über die restlichen Figuren eben doch recht wenig Neues, da wirkt sogar der immer starke Mandy Patinkin als Saul Berenson ein wenig verschenkt. Claire Danes überdreht als Carrie Mathison in der Hauptrolle diesmal deutlich weniger, aber so richtig viel Input bekommt selbst sie nicht mehr. Eine lobende Erwähnung verdient sich indes Tracy Metts als neuer Chef der CIA, der lange nicht so eindimensional und unsympathisch agiert wie noch zu Beginn gedacht. 
Handwerklich ist die vierte Staffel wie immer bravourös inszeniert und die Autoren verstehen es, durch die Zusammenarbeit von Bild und Ton erneut, Emotionen zu wecken und Spannung zu verursachen. So unterhalten eben auch diese zwölf Folgen weiterhin und erleben in den letzten vier Episoden ein grandioses Finale, welches erschüttert und fesselt, aber die Intensität wie zuvor bleibt dabei dennoch immer wieder auf der Strecke. Da habe ich sogar die Brody-Familie (Nicholas ausgeschlossen) ein wenig vermisst, die hier gar nicht mehr thematisiert werden, was schade ist, da dort immer noch einige Fäden waren, die ich gerne erneut aufgenommen gesehen hätte, besonders im Bezug auf die Reaktion zu den Geschehnissen rund um ihren Vater in der Vorgänger-Staffel. 
Fazit: "Homeland" beschreitet neue Wege und erschafft einen rundum spannenden Thriller-Plot. Die ganz großen Emotionen bleiben dabei aber auf der Strecke, da den Autoren zu den Figuren wenig Neues eingefallen ist.

Note: 3+




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