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Robin Hood (2010)

Ridley Scott ist sicherlich einer der großen Regisseure, bei dem man nie genau wissen kann, was bei seinem neuesten Projekt rauskommt. Der Mann hat bereits unbestreitbare Meisterwerke wie "Alien" oder "Gladiator" vollbracht, aber auch schon einige Enttäuschungen zu verbuchen, wie "Königreich der Himmel" (nein, den fand ich auch im Directors Cut nicht gut) oder den absolut furchtbaren "The Counselor", sicherlich einer der miesesten Thriller der letzten Jahre. Bei Scott muss man sich also irgendwie immer auf alles einstellen und so ist es dann auch wenig überraschend, dass seine Neuinterpretation von "Robin Hood" im Mittelmaß stecken bleibt...

ROBIN HOOD


Während des Dritten Kreuzzuges schwört Bogenschütze Robin Longstride (Russell Crowe) seinem König Löwenherz (Danny Huston) ab und macht sich gemeinsam mit seinen Mitstreitern auf den Weg nach London. Dort wird er durch eine Verwechslung ins Haus von Sir Walter Loxley (Max von Sydow) aufgenommen, wo er mit der verwitweten Lady Marion (Cate Blanchett) zusammenwohnt. Währenddessen sorgt der neuernannte König Ohneland (Oscar Isaac) nach Löwenherz' Tod mit neuen Gesetzen für eine Rebellion seines Volkes, derer sich auch Robin anschließt... und der mysteriöse Godfrey (Mark Strong) hegt am Hofe des Königs noch eigene Pläne.

Was Ridley Scott uns natürlich immer bietet, wenn er sich dem Historien-Epos zuschreibt, sind grandiose Schauwerte und auch hier kann er diese Erwartungen wieder locker erfüllen. Mit unglaublichem Detailreichtum erweckt er die Welt des Robin Hood zum Leben, grandiose Kostüme, epochale Sets, ein fantastischer Soundtrack und eine Kamera, die zumindest fast immer das Geschehen eindrucksvoll einfängt... auf technischer Seite ist Scotts "Robin Hood" definitiv eine Bank, auch wenn die an sich grandiosen Actionszenen auf die Laufzeit von 140 Minuten etwas zu mager verteilt sind und gerade das top inszenierte Finale leider viel zu rasch wieder vorbei ist. Anstattdessen widmet sich Scott einem recht erfrischenden, neuen Ansatz, denn anstatt die Legende des Robin Hood hier einfach bloß in neuem, technischen Gewand zu zeigen, wählt er eine ganz andere Geschichte. Scott erzählt die Geschichte des berühmten Gesetzlosen, bevor er überhaupt zu einem solchen wurde, bevor er sich in den Sherwood Forest flüchtete. Zuschauer, die also auf einen klassischen Robin Hood hoffen, dürften hier enttäuscht werden, denn Crowes Figur ist über weite Strecken ein wortkarger und kräftiger Krieger, der erst spät zum Aussätzigen wird. Es ist wirklich interessant, diese neuen Hintergründe zu erfahren und sorgt definitiv für eine Daseinsberechtigung des Films... was ja all die anderen Remakes und Reboots bekannter Franchises nicht immer für sich beanspruchen können. Dieser "Robin Hood" ist aber definitiv neu und erinnert nicht nur wegen der Besetzung der Hauptrolle an Scotts Meisterwerk "Gladiator". Trotz klarem Auge auf eine FSK12-Freigabe ist dieser Film deutlich düsterer und härter als beispielsweise die 90er-Jahre-Variante mit Kevin Costner und Alan Rickman, es gibt weniger Humor, es wird härter ausgeteilt und es werden kaum noch Späßchen getrieben. Somit schwimmt auch dieser Robin Hood im Fahrwasser von "The Dark Knight" und Co. und liefert uns eine finstere Variante eines eigentlcih bunteren, spaßigeren Helden. Auf Dauer funktioniert das aber nicht, denn durch etliche Figuren-Parteien muss die Story sich schon gewaltig viel Zeit nehmen, um alle einigermaßen zu ihrem Recht kommen zu lassen, was doch spürbare Längen zur Folge hat. Dass dennoch nicht jedem gerecht geworden ist (beispielsweise wird die Beziehung zwischen dem König und der jungen Französin später kaum mehr thematisiert), ist erstaunlich... vielleicht hilft mir da aber auch der zwanzig Minuten längere Directors Cut. Die Besetzung macht soweit einen sehr soliden Job, Russell Crowe ist ohnehin immer gut und hier auch physisch wieder voll auf 100, Cate Blanchett kann ihm mit einer sehr kampfesfreudigen Interpretation von Lady Marion ebenfalls das Wasser reichen. Für "Lost"-Fans ist es zudem erfreulich, dass Kevin "Keamy" Durand hier eine überraschend große Rolle abgestaubt hat, weiterhin freut man sich über bekannte Gesichter wie Mark Strong, Max von Sydow, Lea Seydoux und Danny Huston. Fazit: Dank einiger Längen und Handlungsschwächen ist "Robin Hood" trotz erfrischender Ansätze nicht der ganz große Wurf. Dafür sorgen starke Actionszenen, eine überzeugende Besetzung und viel Detailreichtum dennoch für unterhaltsame zweieinhalb Stunden.

Note: 3


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