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Legend of Tarzan

"Tarzan" ist einer dieser Stoffe, die schon etliche Male fürs Kino oder fürs Fernsehen verwurstet worden sind, zuletzt sorgte Ender der 90er ein gleichnamiger Disney-Streifen für Begeisterung, seitdem wurde es aber still um den berühmten Affenmenschen. Der neueste Live-Action-Film über den lianenschwingenden Helden erzählt nun nicht noch einmal die Ursprungsgeschichte, sondern ist beinahe schon eine Fortsetzung. Das ist manchmal ein wenig wirr, aber eigentlich auch durchgehend sehr unterhaltsam...

LEGEND OF TARZAN


Schon vor Jahren verließ der als "Tarzan" bekannte John Clayton (Alexander Skarsgard) den Dschungel, um in London gemeinsam mit seiner Frau Jane (Margot Robbie) ein ruhiges Leben zu führen. Doch schon bald führt ihn ein neues Ziel zurück in seine alte Heimat: Belgische Kolonisten versklaven den Kongo und ihre Völker, was Clayton, Jane und ihren beider Freund George (Samuel L. Jackson) dazu bringt, zurückzukehren. Dort machen sie die Bekanntschaft mit dem intriganten Captain Rom (Christoph Waltz) und seiner Kleinarmee, welche auf der Suche nach wertvollen Edelsteinen das Land auf den Kopf stellen und dabei eine Spur der Verwüstung hinterlassen...

Obwohl die weltbekannte und schon mehrfach inszenierte Ursprungsgeschichte von "Tarzan" hier nur noch kurz in Rückblenden erzählt und ansonsten ein eher neuerer Weg mit den Figuren eingeschlagen wird, den man so noch nicht in- und auswendig kennt, ist die Geschichte an sich natürlich eine ganz altbackene. Da sind alle Figuren entweder sehr gut oder eben sehr böse, Grauzonen dazwischen gibt es nicht. Der Held muss einige schwierige Herausforderungen bestehen, um schließlich seinem Gegenspieler gegenüber stehen zu können und auch die Frau in den Fängen des Bösewichts gibt sich zeitgemäß wesentlich tougher und selbstständiger. Generell sind das natürlich alles ganz alte Hüte, die Story verläuft komplett vorhersehbar und Originalität wird hier nicht nur klein geschrieben, sondern ist schlichtweg nicht vorhanden. 
Sobald man aber die erste, noch etwas gezwungen wirkende und behäbige halbe Stunde hinter sich hat, entpuppt sich "Legend of Tarzan" als ausgesprochen charmante und sehr unterhaltsame Abenteuerreise, was man so auch nicht unbedingt erwartet hat. "Harry Potter"-Regisseur David Yates zaubert dabei einige wunderschöne Bilder auf die Leinwand, seine Effekte sind fast immer makellos (bis auf die ein oder andere Tieranimation) und auch die Actionszenen hat der Mann perfekt im Griff. Da entlockt er dem Zuschauer das ein ums andere Mal sogar einiges an Staunen, Highlights sind hierbei der imposante Kampf zwischen Gorilla und Mensch sowie ein spektakuläres Finale, in welchem ganze Tierherden ein Dorf aufs Korn nehmen und auch gefräßige Fleischfresser den ein oder anderen Handlungsträger verschlingen dürfen. Im Bereich des Popcorn-Kinos sticht dies dann wieder hervor, da sich Yates mit Herz und oft auch mit charmantem Witz dem Altbekannten nähert und es mit genügend Kraft und Bildgewalt ausstattet, sodass man sich schnell von dem Abenteuer mitreißen lässt. Das hat schlichtweg Schwung und macht Spaß... warum nicht also auch mal so einfach, wenn es denn klappt? 
Auch die Schauspieler hatten augenscheinlich viel Spaß, in der Neuauflage eines so bedeutenden Klassikers mit an Bord zu sein, allen voran natürlich Christoph Waltz, der seinen Antagonisten Captain Rom mit gewohnt viel süffisanter Boshaftigkeit und grausamer Konsequenz gibt, dass es einem schon mal kalt den Rücken runterlaufen kann. Neben einem überraschend gewitzten Samuel L. Jackson und einer an Ausstrahlung kaum zu übertreffenden Margot Robbie bleibt Alexander Skarsgard als etwas glatter Titelheld dann zwar ein wenig zurück, gerade physisch sorgt er aber auch für einige Aha-Momente. 
Fazit: Popcorn-Kino in Reinkultur. In der mauen Geschichte verstecken sich viel Charme, Witz und grandiose, kraftvolle Actionszenen, die sich zu einem kurzweiligen, unterhaltsamen Päckchen verschnüren.

Note: 3+


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