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Identität

Das Prinzip ist gerade in Horrorfilmen ein gängiges: Eine Gruppe von Charakteren wird nach und nach von einem Killer, einer übersinnlichen Macht, schlichtweg einem Antagonisten dahingemeuchelt. Die Spannung entsteht dabei oftmals in dem Rätselraten, wer wohl der Nächste ist, der über die Klinge springt und oft auch, wer denn nun dahinter steckt. Der Thriller "Identität" aus dem Jahr 2003 nutzt genau diese Prämisse, um ein spannendes und wendungsreiches Stück Film zu erschaffen...

IDENTITÄT


Während eines heftigen Sturmes kommen zehn Menschen in einem heruntergekommenen Motel, um dort entweder Schutz oder Hilfe zu suchen. Sämtliche Straßen sind durch den Regen überflutet, die Telefonleitungen hat es ebenfalls erwischt. Chauffeur Ed Dakota (John Cusack) versucht gemeinsam mit dem Polizisten Rhodes (Ray Liotta) Ordnung in das Chaos zu bringen und eine Verletzte zu versorgen. Doch dann stirbt eine der Personen unter ihnen... und schon bald ist klar, dass ein Mörder im Motel ist, der höchstwahrscheinlich einer von ihnen ist.

James Mangold ist mit "Identität" ein wirklich rundum spannender Thriller gelungen, der zwar nicht frei von merklichen Schwächen ist, über seine 90 Minuten aber sehr gut unterhält. Das Grundprinzip der wildfremden Menschen an einem gemeinsamem, düsteren Ort, die nach und nach von einem unbekannten Killer dahingemeuchelt werden, ist an sich einfach und dennoch effektiv. Dabei nimmt sich Mangold für einen straffen 90-Minüter erst einmal überraschend viel Zeit, um seine Charaktere angenehm vorzustellen. Es reicht zwar nicht für eine tiefergehende Darstellung, aber für das Genre gehen die Figuren schon über den Standard hinaus, ihnen werden Geheimnisse und eigene Päckchen zugeteilt, sodass sie nicht wie bloße, tumbe Klischees daherkommen. Dass es dem Regisseur in dieser Einführungsphase dann nicht gelingt, das Tempo konsequent straff zu halten, ist halb so schlimm, denn sobald es losgeht, gibt es auch keine Pausen mehr, die einzelnen Todesfälle passieren Schlag auf Schlag, wobei es auch einige Überraschungen gibt. Wirklich gruselig wird "Identität" dabei aber nie, auch die Schockeffekte sind absolut erträglich, dafür ist der Film in Sachen Spannung aber sehr gelungen und lässt uns gerade im flotten Mittelteil wirklich mitfiebern. Das ganz große Mysterium, was es mit alledem nun wirklich auf sich hat, wurde ebenfalls auf sehr originelle Weise gelöst. Unter anderem über einen mitlaufenden Subplot kommt man hier zu einer Aufklärung der Ereignisse, die man so wahrlich nicht kommen sieht und die auch sehr sinnig daherkommt. Leider wird die Katze etwas zu früh aus dem Sack gelassen hat, sodass wir mit all dem Wissen während des Showdowns schon zu viel Vorahnung haben, sodass das Finale nicht mehr ganz so zu packen vermag. Und auch die Identität des Killers dürfte für erfahrene Thriller-Fans, die ihre Augen offen halten, relativ einfach zu erraten sein. Ebenfalls überraschend für einen Film dieses Genres ist der namhafte Cast, der ja doch einige Spitzenkaräter bereithält. An vorderster Front ein wie immer sehr solider und überzeugender John Cusack, der hier klar die Führung übernimmt und mit Ray Liotta einen angenehm undurchsichtigen und mehrdimensionalen Partner an seine Seite gestellt bekommt. Zudem sind auch Amanda Peet (mit welcher Cusack sechs Jahre später auch für den Katastrophen-Kracher "2012" von Roland Emmerich vor der Kamera stand), "Scrubs"-Liebling John C. McGinley und die leider viel zu oft nur Nebenrollen ausfüllende Clea DuVall dabei, während sich John Hawkes als sexistischer Hotelmanager und Alfred Molina als schwer einzuordnender Psychologe eine klare Extraerwähnung verdienen. Rundum weiß "Identität" also schon zu packen und gerade für Fans von wendungsreichen und auch recht originellen Thrillern muss man hier eine klare Empfehlung aussprechen. Fazit: Spannender Thriller mit bekanntem, aber treffsicheren Konzept, raffinierten Wendungen und guten Schauspielern. Gegen Ende verliert der Film aber leider ein wenig an Schwung.

Note: 2-


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