Direkt zum Hauptbereich

Deep Impact

1998 gab es ein Wettrennen um einen bestimmten Kinostart: Mit "Deep Impact" von Regisseurin Mimi Leder und "Armageddon" von Regisseur Michael Bay befanden sich zwei Filme innerhalb einen Jahres, die den drohenden Einschlag eines Asteroiden auf der Erde zum Thema hatten. Klar, dass da jeder den früheren Starttermin für sein Werk haben wollte, bevor die Zuschauer beim zweiten Film auf die Thematik möglicherweise keine Lust mehr haben. Leder gewann das Duell, doch obwohl "Deep Impact" zuerst in die Kinos kam, zog er in Sachen Einspielergebnisse doch noch recht deutlich den Kürzeren...

DEEP IMPACT


Teenager Leo Beiderman (Elijah Wood) entdeckt bei der Beobachtung des Himmels durch ein Teleskop zufällig einen Asteroiden. Die geheime Information wird an den Präsidenten Tom Beck (Morgan Freeman) weitergegeben und schon bald herrscht Gewissheit: Der gigantische Fels wird auf der Erde einschlagen und eine Apokalypse verursachen. Um den Untergang abzuwenden, wird eine Raumfähre unter Führung von Captain Tanner (Robert Duvall) ins All entsendet, um dem Fels mit Atomraketen beizukommen. Unterdessen herrscht auf der Erde Panik: Fernsehmoderatorin Jenny Lerner (Tea Leoni), welche als Reporterin durch Recherchen als eine der ersten von der Bedrohung erfuhr, soll die Menschen durch ihre Sendung informieren und besänftigen, obwohl sie selbst eigene Sorgen hat...

Obwohl beide Filme das gleiche Thema haben, könnten sie unterschiedlicher kaum sein: "Armageddon" verpflichtet sich dem Bombast-Kino, liefert grandiose Action, viel Humor und ganz große Dramen, wobei der Fokus klar auf der Zerstörungsorgie liegt. "Deep Impact" hingegen ist da deutlich ruhiger und konzentriert sich weitestgehend auf die Menschen: Wie reagieren sie, wenn sie von dem drohenden Weltuntergang erfahren? Was machen sie mit ihren womöglich letzten Tagen auf Erden? Da bietet Regisseurin Mimi Leder sicherlich weniger Action, dafür aber nicht weniger Dramatik. Gerade in der zweiten Hälfte hat man mehrfach schwer zu schlucken, wenn sie die tragischen Einzelschicksale der Charaktere auflegt und die Katastrophe so real inszeniert, dass es wie ein wahrer Schrecken wirkt. Und dabei ist nicht die Rede von der visuellen Umsetzung, die gerade hinsichtlich der finalen Monsterflut erstaunlich mies anmutet, sondern wie Leder sich auf die Menschen innerhalb der Katastrophe konzentriert. Stellenweise natürlich arg kitschig, aber auch stets sehr menschlich und dabei nicht immer mit Happy Ends verbunden... "Armageddon" ist bestimmt der bessere Film, aber "Deep Impact" ist in Sachen Gefühlen wesentlich realistischer und echter. Immerhin teilen sich beide aber eine erstaunliche All-Star-Besetzung: Elijah Wood war nämlich schon vor seinem Part als Frodo in "Der Herr der Ringe" ein gefragter Schauspieler und er zeigt auch hier wieder, wieso das der Fall ist. Der heimliche Star ist aber sicherlich Tea Leoni, die als toughe Reporterin die meisten Sympathien sammelt... und auch in Sachen Tragik einige der treffsichersten Szenen hat. Ihre Geschichte rund um ihren Stiefvater (der deutsche Maximilian Schell in einer achtsamen Performance) ist so berührend und dabei auch nicht an den absoluten Mainstream angebiedert, dass man sich vor einigen Tränchen da nicht schämen muss. Ähnlich verhält es sich mit der einzig actionreicheren Mission rund um Robert Duvall und seine Kollegen, die eine Rettungsaktion im All starten. Wo diese in "Armageddon" noch im Fokus stand, ist sie hier aber nur ein Subplot unter vielen, der dennoch einige sehr spannende Szenen bereithält... und Robert Duvall geht ja sowieso immer. Morgan Freeman als Präsident der Vereinigten Staaten ist dabei sogar eine naheliegende Besetzung, zumindest zu heutigen Zeiten, 1998 war dies aber sogar eine Überraschung. Seine Leistung fällt dabei für seine Verhältnisse grundsolide aus. Insgesamt liefert "Deep Impact" über zwei Stunden also packende Unterhaltung, die besonders viele Gefühle bietet und dabei auch mal erschrecken kann. Ein bisschen was zu meckern gibt es aber schon: So hat man oftmals das Gefühl, dass sich hier doch ein paar Charaktere und Subplots zu viele tummeln, da kommt dann leider irgendwann nicht mehr jede Figur zu ihrem angemessenen Recht. Und auch die abschließenden Worte eines der Hauptcharaktere sind weit zu zuckrig geraten, über den ein oder anderen Logikschlenker sollte man sich ebenfalls nicht zu sehr wundern. Das macht in der Summe aber nicht viel aus, sodass Mimi Leders Katastrophen-Drama noch immer ein sehr guter, zu unterschätzter Film ist. Fazit: Emotionales Drama mit dem Fokus weg von der Action und hin zur Menschlichkeit. Mit großen Gefühlen und teils schmerzhaft ehrlichen Schicksalen ein sehr schöner Film, der unter die Haut geht, auch wenn er streckenweise etwas überladen ist.

Note: 2-


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid