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Stolz und Vorurteil und Zombies

"Stolz und Vorurteil" gehört zu diesen klassisch englischen Stoffen, die alle paar Jahre mal wieder neu für die Leinwand oder die Fernsehbildschirme umgesetzt werden, die Jüngeren dürften besonders die Variante aus dem Jahr 2005 mit Keira Knightley in der Hauptrolle kennen. Nun hat man die bekannte Geschichte aber ein wenig umgerührt und sie mit einigen Horrorelementen angereichert. Was erst einmal spaßig klingt, ist aber schon bald eine ziemlich dröge und mutlose Angelegenheit, da die beiden sich so unterschiedlichen Genres hier nie passend zueinander finden.

STOLZ UND VORURTEIL UND ZOMBIES


Elizabeth Bennett (Lily James) und ihre Schwestern leben mit ihren Eltern in einem vornehmen Wohnsitz in England. Mrs. Bennett (Sally Phillips) möchte ihre Tochter unbedingt verheiraten und dabei scheint der nahe Ball, bei dem auch ein gewisser, reicher Mr. Bingley (Douglas Booth) aufkreuzen soll, die passende Gelegenheit. Elizabeth lernt auf diesem Ball auch Mr. Darcy (Sam Riley) kennen. Dieser hat jedoch kaum Interesse für die anwesenden Frauen und beschäftigt sich indes eher mit der nahenden Bedrohung durch Zombies. Doch auch die Bennett-Schwestern wurden für den Kampf gegen die Untoten ausgebildet und schreiten zur Tat...

Das klingt ziemlich verrückt und das ist es auch. Wenn Regisseur und Drehbuchautor Burr Steers zwischen der kitschigen Romantik, die wir schon zu Genüge aus den etlichen Verfilmungen kennen, und den Zombie-Horrorelementen hin und her wechselt, dann macht das schon irgendwie Spaß und ist herrlich absurd inszeniert. Leider hält dieser Spaß aber nicht lange, denn Steers gewinnt der Idee nicht viel ab. Über 108 Minuten ist dieser einzige, kreative Einfall leider doch deutlich zu wenig, besonders da sich dabei eben keine sonderlich neuartige Geschichte hergibt. Anstattdessen gibt sich Steers zu mindestens zwei Dritteln der altbekannten Story rund um die Bennett-Schwestern hin, über ihre verkorksten Beziehungen, Eheversprechen und Betrügereien. Das kennen wir alles schon und es ist hier nicht schlechter, aber sicherlich auch nicht besser inszeniert als in den anderen Verfilmungen. Generell langweilt man sich dabei sogar recht schnell, da man die bekannten Szenen eben einfach noch mal abspult und ab und an ein paar Zombies die Partys crashen lässt... was auf Dauer ermüdend, vorhersehbar und dank des niedrigen Brutalitätsgehaltes auch erschreckend harmlos ist. Natürlich werden die Zombies auch storytechnisch einigermaßen clever eingebunden, aber für die Geschichte an sich spielen sie im Grunde kaum eine Rolle, erst pünktlich zum Finale wird sich fast ausschließlich auf den Kampf gegen die Untoten konzentriert. Zu diesem Zeitpunkt ist der Film jedoch bereits zur Romanze mutiert, sodass sich gerade dann das Zombie-Gesplatter und die klischeehaften Liebesbekundungen arg beißen und sogar immer wieder den dringend benötigten Sarkasmus vermissen lassen. In einigen Einzelszenen beweisen die Macher aber, dass "Stolz und Vorurteil und Zombies" echtes Potenzial gehabt hätte. Beispielsweise, wenn Elizabeth und Darcy ihre gegenseitigen Streitereien diesmal nicht mit einem Wortgefecht, sondern mit einer nett inszenierten Kampfchoreographie austragen, wobei auch einiges zu Bruch geht. Diese Szenen sind jedoch Mangelware, ansonsten verfolgen wir eben die allseits bekannte Geschichte, die teilweise sogar in nicht abgeänderten Dialogphrasen vorangetrieben wird, wobei sich also besonders Kenner der ein oder anderen Verfilmung oder eben der Vorlage rasch langweilen werden. Die Schuld der Darsteller ist dies indes nicht, denn die verrichten grundsolide Arbeit, allen voran Hauptdarstellerin Lily James, die ihrer Vorgängerin Keira Knightley sogar in den Gesichtszügen ähnelt und die perfekte Besetzung der toughen Kämpferin, die schlussendlich ihr Herz verliert, ist. Fazit: Die Idee ist kreativ, reicht aber nicht über 108 Minuten. In diesem Film steckt viel "Stolz und Vorurteil", aber sehr wenig "Zombies", wobei die verschiedenen Genres auch selten zu einer überzeugenden Mischung verkommen und man sich indes viel zu lange an der altbekannten Geschichte aufhält, ohne etwas Neues hinzuzufügen.

Note: 4




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