Direkt zum Hauptbereich

Lucy

Luc Bessons Action-Thriller sind eigentlich immer einen kleinen Blick wert. Selten macht er etwas, was noch langfristig im Gedächtnis bleiben wird, aber solide Unterhaltung ist eigentlich immer drin, im Falle von "96 Hours" auch ein ganzes Stück mehr. Was Besson aber 2014 mit dem Sci-Fi-Action-Streifen "Lucy" ablieferte, dass erstaunte nicht nur das popcornmampfende Publikum, denn plötzlich stellte der Mann auch noch intelligente Fragen. Auch wenn er uns intelligente Antworten vorenthält, entsteht tatsächlich ein sehr unterhaltsames Chaos...

LUCY


Lucy Miller (Scarlett Johansson) ist in einer blöden Situation: Von dem koreanischen Gangsterboss Jang (Choi Min-Sik) entführt wurde ihr ein Päckchen einer neuen Droge unter die Bauchdecke eingesetzt, welches sie nun zurück in ihre Heimat schmuggeln soll. Doch die Tüte ist undicht und Lucy nimmt die Drogen in sich auf, welche ihre Gehirnkapazitäten ausweiten. Während ihr Gehirn sich immer weiter ausbreitet, entwickelt sie unglaubliche Fähigkeiten... und stellt dabei auch die Theorien des Wissenschaftlers Samuel Norman (Morgan Freeman) auf den Kopf, welcher sich mit der Thematik beschäftigt, was ein Mensch können würde, könnte er mehr über mehr als zehn Prozent seines Gehirns verfügen...

Zehn Prozent können wir Menschen von unserem Gehirn nutzen und selbst der von Morgan Freeman gespielte Wissenschaftler Samuel Norman, der zu Beginn des Filmes seine Thesen zu dem Thema erläutert, kann nicht genau sagen, was passieren würde, wenn wir mehr Kapazitäten davon nutzen könnten. Was passieren würde, das nutzt Action-Regisseur Luc Besson als Thematik für seinen Film "Lucy" und lässt dabei seiner Kreativität einen ganz freien Lauf. Dass man all dies nicht ernst nehmen sollte ist dabei aber eine ganz wichtige Voraussetzung, denn Besson schmeißt sich dabei in ein solch überzogenes und im Grunde schwachsinniges Feuerwerk, dass man nur erstaunt die Augen aufreißen kann. Aber: Es macht einen Riesenspaß, dabei zuzusehen, wie Lucy nach und nach immer mehr Kapazitäten ihres Gehirns freischaltet und dabei Fähigkeiten erwirbt, die weit über alles hinausgehen, was sich ein Mensch vorstellen kann. Da nähert sich Besson dann sogar dem (zu) intelligenten Klassiker "2001 - Odyssee im Weltraum" an und überrascht mit Bilderfluten, die schon sehr grotesk sind, dabei aber eben auch erstaunen. Das ist natürlich alles soweit hergeholt, dass es wirklich fernab von allem ist, was in irgendeiner Form möglich wäre, aber eben von einer solchen Kreativität, dass man da schon den Hut ziehen muss. In den kurzen 89 Minuten tritt Besson somit auch partout aufs Gaspedal und lässt Lucy einen wissenschaftlichen Amoklauf vollführen, dass es nur so knallt, er schenkt uns Bilder und knackige Actionszenen, die wir so schnell nicht vergessen, vergisst dabei aber auch nicht den Spaß und die Spannung und kann so rundum unterhalten. Dass gelingt ihm auch durch seine fantastische Hauptdarstellerin, denn wie Scarlett Johansson hier den Sprung vom tumbem Party-Girl hin zur allmächtigen Kampfamazone schafft, das verdient schon einiges an Lob und ihr ist es auch zu verdanken, dass all dieser Quatsch, den man uns hier als Story auftischt, einigermaßen geerdet bleibt, auch noch im vollkommen freifahrenden Finale, welches sehr packend inszeniert ist. Da das Ganze aber eben doch komplett unsinnig ist und zudem sämtliche Nebenfiguren abgestraft werden, da sie hier sehr mangelhaft gezeichnet werden, ist der Spaß irgendwann nicht mehr ganz so groß und es war vielleicht auch nicht ganz so clever. mit dem Beginn der Thematik über eine halbe Stunde zu warten... bei einem Film, der eben keine anderthalb Stunden dauert, denn da fällt die Einführung gegenüber dem rasanten Rest doch recht klar ab. Gute Unterhaltung mit pseudo-wissenschaftlichem Anstrich und einer starken Optik ist Besson aber doch gelungen und er erreicht es sogar, dass wir selbst anfangen, darüber nachzudenken, was wir wohl tun würden, wenn wir mehr Prozent unserer Hirnkapazität nutzen könnten. Fazit: Rasanter Action-Thriller mit sehr interessanter Thematik und einer starken Hauptdarstellerin, der clever untergräbt, dass das alles eigentlich hoher Schwachsinn ist. Unterhaltsam, aber bitte nicht zu ernst nehmen!

Note: 3+


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid