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Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

Nicht immer ist es eine gute Idee, eine lange ruhende Filmjahre etliche Jahre dennoch noch einmal einer Generalüberholung mittels einer Fortsetzung zu unterziehen. Die "Star Wars"-Prequels, bei welchen nur der dritte Teil überzeugte, können davon ein klares Lied singen und auch die Lobgesänge bei dem vierten Part der grandiosen "Indiana Jones"-Reihe blieben aus. Rückblickend ist das bislang letzte Abenteuer aber natürlich kein schlechter Film... es ist aber auch klar der schwächste Teil der Reihe.

INDIANA JONES UND DAS KÖNIGREICH DES KRISTALLSCHÄDELS


Diesmal steckt Indiana Jones (Harrison Ford), sichtlich in der Klemme. Die gemeinen Russen, unter der Führung von Agentin Irina Spalko (Cate Blanchett) suchen nach einem mysteriösen Kristallschädel und zwingen Jones, ihnen dabei zu helfen. Dieser kann jedoch mit wichtigen Informationen entkommen und trifft, beschattet vom FBI, in seiner Heimat auf den jungen Mutt Williams (Shia LaBeouf). Beide haben mit Professor Harold Oxley (John Hurt) einen gemeinsamen Bekannten, der nun jedoch verschollen ist... und der offensichtlich wusste, wo sich der mystische Schädel befindet. Die beiden ziehen los, um das Artefakt vor den Russen zu bergen. Doch ihre Widersacher sind ihnen stets dicht auf den Fersen.

Eigentlich konnten sie nur verlieren, denn die Erwartungen an Regisseur Steven Spielberg und Produzent George Lucas waren 2008 schlichtweg unfassbar hoch. Und gewonnen haben sie sicher nicht, da sprachen die Fans doch eine recht deutliche Sprache. Und es gibt sicherlich einiges, woran man sich bei der Betrachtung von Indys viertem Abenteuer auslassen kann. So, dass es besonders im sehr zähen Mittelteil, aber auch noch im eigentlich rasanten Schlussdrittel zu einigen ziemlich herben Längen kommt, wenn auf sehr langatmige Weise die Auswirkungen des titelgebenden Kristallschädels klargemacht werden müssen und pünktlich zur Halbzeit etliche neue Figuren auf der Bildfläche erscheinen, was auch noch einmal gründlich diskutiert wird. Auch der einen sehr großen Teil einnehmende Sci-Fi-Part des Films stößt hier sauer auf. Klar, ein gewaltiger Schuss Fantasy und Übernatürliches gehört zu einem guten "Indiana Jones"-Abenteuer dazu, doch hier haben es Spielberg und Co. gewaltig übertrieben. Unfreiwillig komische Ansprachen ("Der Schädel hat es mir befohlen") und besonders ein CGI-lastiges, vollkommen übertriebenes Finale, was so gar nicht in die Welt des rustikalen Archäologen passen will und maßlos fehl am Platze wirkt, sorgen für einiges an Kopfschütteln. Auch die Effekte überzeugen nicht und generell wäre ein wenig mehr Handarbeit schön gewesen, da die Actionszenen ansonsten doch sehr flott ausfallen: Die erste halbe Stunde sorgt dabei für sehr viel Spaß, eine rasante Motorradverfolgungsjagd durch Schulgebäude und Bibliotheken ist wunderbar inszeniert und im Schlussdrittel warten die Macher dann noch mit einer Verfolgung durch den Dschungel auf, die so over the top und gleichzeitig so herzlich witzig und clever herübergebracht wird, dass sich das Abenteurer-Herz freut. Sobald sich Shia LaBeouf dann allerdings mit schlechtem CGI Tarzan-like von Liane zu Liane schwingt, wird es wieder doof. Richtig doof. Doch nicht alles haben die Herren hier schlecht gemacht, einige Dinge funktionieren ganz im Gegenteil sogar erfreulich gut. Der Sprung in die Zeit der späten 50er sorgt für einen neuen Touch, die Kamera und auch die Musik ist wunderbar, der trockene Humor zündet nach wie vor, auch wenn es unser Herr LaBeouf damit ein wenig übertreibt. Es darf hier sehr viel gelacht und in den turbulenten Actionszenen auch mal ordentlich gestaunt werden. Leider muss auf die bekannten Fallen in finsteren Höhlen aber weitestgehend verzichtet werden, was eindeutig die Schuld von fehlender Kreativität ist, denn immer wieder den titelgebenden Kristallschädel einzusetzen, der Tür und Tor öffnet und sämtliche Hindernisse überwindet, das ist nicht nur einfallslos, sondern auch ziemlich langweilig. Immerhin macht Harrison Ford mit seinen damaligen 64 Jahren noch immer eine grandiose Figur in der Rolle seines Lebens. Er trägt und beherrscht den Film, was man ansonsten weder von LaBeouf (ganz witzig, aber unpassend), John Hurt (nervig), die aus dem ersten Teil zurückgeholte Karen Allen (die Romanze bekommt viel zu wenig Raum, um glaubwürdig zu wirken) oder Bösewichtin Cate Blanchett behaupten kann. Einzig Ray Winstone bringt als undurchsichtiger Seitenwechsler ein wenig Spannung in die ganze Geschichte. Fazit: Ganz gelungen ist die Neuerweckung nicht, dafür läuft "Indiana Jones 4" über weite Strecken zu behäbig und auch der Sci-Fi-Part sorgt für Misslaune. Gegenüber stehen aber ein spielfreudiger Harrison Ford, einige fabelhafte Actionszenen und jede Menge zündender Gags. Geht schon in Ordnung, aber falls es je einen fünften Teil geben sollte, sollte man aus einigen Fehlern dieser Episode bitte dringend gelernt haben.

Note: 3-


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