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Ready Player One

Endlich! Einer der Blockbuster, auf die ich mich 2018 am meisten gefreut habe (nach "Avengers: Infinity War" und dem neuesten Eintrag im "Jurassic Park"-Franchise stand er an dritter Stelle) ist nun endlich in den deutschen Kinos angelaufen und ich konnte natürlich nicht widerstehen, ihn gleich am Starttag zu sehen. Die Rede ist natürlich von Steven Spielbergs neuestem Sci-Fi-Mammutwerk "Ready Player One" und die Geschichte dahinter fixte mich schon Monate vor Kinostart so sehr an, dass ich mir sogar extra den zugrundeliegenden Roman zulegte. Dieser begeisterte mich ab der Halbzeit nicht mehr so ganz, trübte meine hohen Erwartungen für den Film jedoch nicht, schien die Prämisse für einen Kinomagier wie Spielberg doch wie geboren zu sein...

READY PLAYER ONE


2045: Die "OASIS" ist das Merkmal der Zukunft - angesichts einer realen Welt, die durch Politik und dem Einstürzen der Wirtschaft immer mehr vor die Hunde geht, flüchten sich die Menschen in die virtuelle Realität, die der geniale Erfinder James Halliday (Mark Rylance) vor mehreren Jahren zum Leben erweckte. Vor fünf Jahren starb Halliday und versprach seinem Erbe demjenigen, der drei versteckte Schlüssel innerhalb der OASIS finden solle, selbstverständlich verborgen hinter großen Herausforderungen und Rätseln... der Gewinner solle anschließend die Kontrolle über die virtuelle Realität und auch sein gesamtes finanzielles Erbe erhalten. Wade Watts alias "Parzival" (Tye Sheridan) ist seit Jahren auf der Suche nach dem Gewinn und erreicht schließlich den ersten Hinweis... dabei ist allerdings auch der skrupellose Geschäftsmann Nolan Sorrento (Ben Mendelsohn) mit seiner Armee aus Mitstreitern hinter dem Sieg her und diesem ist kein Mittel zu teuer, um zu gewinnen.

Und nun ging es also los. In den ersten Minuten erschafft "Minority Report"-Regisseur Steven Spielberg eine virtuelle Realität auf der Leinwand, in der man sich nur zu gern verlieren möchte. Hier reihen sich tatsächlich Easter Eggs an Easter Eggs und ich freue mich bereits jetzt auf die erste Sichtung zuhause, wenn ich den Film pausieren kann, um freudig die Hintergründe abzusuchen. Tatsächlich wirkt "Ready Player One" angesichts seiner wahren Zitierwut wie ein Pixar-Film der Marke "Ralph reichts" und es ist schier unglaublich all die Referenzen zu entdecken, die Spielberg in diesem Film versteckt hat - über "Tomb Raider", "Halo" und sogar Anleihen an klassischen Horrorfilmen ist hier alles dabei, was das Gamer- und Cineasten-Herz begehrt. 
Visuell ist Spielberg dabei wie gewohnt auf der absoluten Höhe der Zeit und feuert einige Actionszenen ab, die ihresgleichen suchen. Nur selten verliert er sich dabei ein wenig im unübersichtlichen Effektefeuerwerk, meistens ist es jedoch eine wunderbar choreographierte Achterbahnfahrt, die das Herz höher und schneller schlagen lässt. Trotz der erkennbaren Künstlichkeit der Bilder (immerhin spielt die Geschichte zu Großteilen in der virtuellen und somit auch im Film unechten Realität) entstehen einige zauberhafte Bilder und insbesondere während einer beinahe epischen Schlacht im letzten Drittel ist das Action-Feuerwerk so clever, vertrickst und großartig anzusehen, dass einem der Mund offenstehenbleibt. 
Die Geschichte hält mit diesem Spektakel indes aber nie ganz mit, woran auch der zugrundeliegende Roman nicht ganz unschuldig ist... auch dort wurde der Plot mit voranschreitender Seitenzahl zunehmends lapidarer und schwächer. Spielberg setzte hier zwar klar die Schere an und veränderte wichtige Plotdetails und einzelne Szenen, um einen filmischen Zugang zu gewähren, trotzdem bleibt die Handlung an sich etwas flach und mitfiebern will man selten richtig, da der Film uns niemals vorgaukeln kann, dass es wirklich gefährlich wird, selbst wenn mal ein ganzer Häuserblock in der realen Welt zersprengt wird. Immerhin sind die meisten Änderungen gegenüber der Romanvorlage aber äußerst sinnig, gerade was die im Fokus stehenden Prüfungen angeht. Spielberg tat gut darin, sich hier eben nicht auf ein auf der Leinwand sicherlich weniger spannendes Pacman-Spiel am Automaten zu verlassen, sondern auf ein krachendes Rennen, in dem mehrere bekannte Monster der Filmgeschichte als gefräßige und wütende Hindernisse auftauchen. 
Die Charaktere hat er indes ebenfalls gut im Griff, einzig die von "Ouija"-Star Olivia Cooke gespielte Artemis wirkt hier gegenüber der Romanvorlage deutlich uninteressanter, da man der etwas sprunghaften Lovestory zwischen ihr und Wade doch die Kanten glattschleifen musste. Das ist auf filmischer und dramaturgischer Ebene durchaus verständlich, sorgt angesichts der flachen Charakterzeichnung aber für einige Hänger. Großartige Tiefe sollte man also nicht erwarten, dafür aber die von Spielberg gewohnte Magie: Er ist eben ein herzlicher Cineast, der sich ebenso gern in diesen Welten verliert wie wir und dieses Herz und diese Leidenschaft merkt man "Ready Player One" in jeder Minute an. Das ist dann leider kein großes Meisterwerk, aber immerhin eine durchgehend sympathische, wenn auch manchmal etwas holprige Angelegenheit und somit Grund genug, eine Kinokarte zu lösen... besonders wegen dieser fantastischen Bilder!

Fazit: Die Handlung bleibt, ebenso wie im Roman, etwas flach, dafür erschafft Steven Spielberg optisch eine OASIS, wie man sie sich kaum fantastischer wünschen kann. Das ist selbst in den schwächeren Momenten noch immer magisch und lädt dazu ein, sich in einer wunderbar konstruierten Welt zu verlieren, selbst wenn der Dramaturgie-Motor manchmal hörbar stottert.

Note: 3+






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