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Fair Game - Nichts ist gefährlicher als die Wahrheit

Dass es hinter den Türen des Weißen Hauses nicht immer wirklich glanzvoll oder gar gesetzeskonform zugeht, wissen wir nicht erst seit der fiktiven Hit-Serie "House of Cards". Die reale Welt sieht dagegen gar nicht mal so anders aus, denn auch dort wird manipuliert, herumgeschwafelt und manch ein wehrloses Opfer auf die Schlachtbank geführt... natürlich nur im übertragenen Sinne, also meistens. Der Roman der ehemaligen CIA-Agentin Valerie Plame sorgte für Aufregung, gestattete sie sich doch einige recht herbe Enthüllungen, nachdem sie denunziert worden war. Der Film, den "Barry Seal"-Regisseur Doug Liman nun daraus gezimmert hat, gestaltet sich jedoch weit weniger aufregend...

FAIR GAME


Als angesehene Agentin der CIA sorgt Valerie Plames (Naomi Watts) dafür, dass es Amerika gut geht. Sie schaltet sich in verdeckte Operationen ein, die sich mit der Aufklärung über den Besitz Saddam Husseins von Yellowcake im Nahen Osten befasst... diesen könnte er zur Herstellung nuklearer Waffen nutzen. Plames tut gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Diplomaten Joseph Wilson (Sean Penn) alles dafür, um rasch Antworten auf solch dringliche Fragezeichen zu erhalten, wobei ihr Vorgesetzte und insbesondere auch Präsident George W. Bush immer wieder Steine vor die Füße werfen. Als ihre geheime Identität eines Tages aufgedeckt wird, wird sie schließlich ins Kreuzfeuer ihrer Kollegen und auch der Presse genommen...

Warum genau sie plötzlich solche Probleme mit ihrer Geheimidentität bekommt, wer sie da genau offenlegt und insbesondere aus welchen Gründen das geschieht, das will ich hier nicht verraten. Wer sich mit der sogenannten, in Deutschland weitestgehend unter den Teppich gekehrten "Plames-Affäre" noch nicht beschäftigt hat und daher nicht weiß, was überhaupt vorgefallen ist und was für einen Rattenschwanz all dies nach sich zog (so wie ich, der noch vor der Betrachtung des Films vollkommen ahnungslos war), der soll sich dies hier am besten selbst ansehen. Dank passender Fakten, herangezogen von zwei Romanen, die der Thematik zugrunde liegen, fühlt sich all das echt, beinahe wie eine kleine Dokumentation an, wobei passend auch immer wieder echte Fernsehaufnahmen unter die Filmszenen gemischt werden. 
Ein klassischer Thriller ist "Fair Game" dabei aber keineswegs, denn abgesehen von einigen doch eher unpassenden und willkürlich eingestreuten Spannungsspitzen in der ersten, noch arg ziellosen Hälfte geht es hier um politische Manipulation. Es wird geredet, eine ganze Menge sogar, zu weiten Teilen auch ziemlich unaufgeregt und die Frage, wer hier nun den Kopf hinhalten muss, stellt sich irgendwann nicht mehr. Selbst die Suche nach dem bösen Plappermaul ist an sich keine, da der Zuschauer sich schon von Anfang an denken kann, wo der Tratsch denn herkommt und so ist diese politische Hetz- und Schnitzeljagd letztendlich nur für die beiden handelnden Hauptfiguren genau eine solche. 
Das ist nicht so spannend und auch nicht so aufrüttelnd wie es angesichts der Thematik hätte sein können, dass sich der ansonsten hochsolide Handwerker Doug Liman manch einen Schnitzer erlaubt. Der Schwenk hin vom Thriller zum Polit- und schließlich zum Familiendrama gelingt ihm mehr als gelenk, auf den etwas pathetischen, überzogenen Showdown hätte er aber dennoch verzichten können - dabei beraubt er die Geschichte mit einigen seltsamen Klischees doch noch seiner Kraft. Auch die erste Hälfte plätschert recht ereignislos vor sich hin, da man sich mit der richtigen Enthüllung der Geheimnisse, dem Anstoß der eigentlichen Geschichte, bis zur Halbzeit Zeit lässt. 
Während dieser gut fünfundvierzig Minuten können wir dann zwar all die Figuren kennenlernen und uns am fantastischen Zusammenspiel von "The Ring"-Star Naomi Watts und einem angenehm zurückhaltenden Sean Penn erfreuen... letztendlich passiert aber eben gar nicht so viel. Es zeigt sich, dass die "Plames-Affäre" eben doch nur eine zwar wichtige, aber darüber hinaus recht kleine Fußnote ist. Eine, die definitiv mit einem soliden Thriller belohnt werden sollte und die gar ein wenig aufzurütteln vermag... das tut die reale Geschichte insgesamt aber mehr als es dieser solide gemachte, toll gespielte, ansonsten aber arg unaufgeregte, etwas biedere Film zu tun vermag.

Fazit: Solider Mix aus Polit-Drama und leisem Thriller, der seine reale Begebenheit ernstnimmt, dabei aber auch ab und zu an genau dieser scheitert. Der Spagat zwischen Spannungsspitzen und realistischer Polit-Debatte gelingt zu selten, das Drehbuch wirkt manchmal etwas ziellos und am Ende bleibt ein wenig Leere zurück.

Note: 3-




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