Direkt zum Hauptbereich

Veronica (2017)

Dem Hype sollte man eigentlich keinen Glauben schenken, ganz besonders, wenn es um Horrorfilme geht. Nun sitze auch ich gerne mal dem Hype-Train auf und freue mich wie Bolle auf ein besonders stark beworbenes Werk, einsehen muss man jedoch auch, dass weder der 2015 erschienene "It Follows" noch der aus dem letzten Jahr stammende, herb enttäuschende "Get Out" das waren, was man sich anfangs vorgestellt hat: Meisterwerke des Genres. Das gilt nun auch für den spanischen Schocker "Veronica", der in den sozialen Netzwerken einen regelrechten Run hingelegt hat, letzten Endes aber tatsächlich nicht mehr ist als ein sehr konventioneller, gerade für Kenner erstaunlich vorhersehbarer Dämonen-Schinken.

VERONICA


Im Jahr 1991 begeht die fünfzehnjährige Schülerin Veronica (Sandra Escacena) einen folgenschweren Fehler, als sie mit Hilfe eines Ouija-Brettes Kontakt zu ihrem verstorbenen Vater aufnehmen möchte. Irgendetwas geschieht auch tatsächlich und in den nächsten Tagen sieht sich Veronica mit seltsamen, paranormalen Phänomenen konfrontiert, die ihr zu folgen scheinen. Zu Beginn denkt sie, dass es tatsächlich ihr Vater ist, der versucht, mit ihr zu sprechen, mit der Zeit scheint es jedoch ein wesentlich finstereres Wesen zu sein, welches seinen Spuk in der Menschenwelt treibt...

Was war nicht auf Facebook die Rede von diesem spanischen Film namens "Veronica", erschaffen von "Rec"-Regisseur Paco Plaza? Selbst hartgesottene Horror-Fans hätten dieses Werk nicht bis zum erlösenden Abspann durchgestanden und Alpträume hätten sie im Nachhinein geplagt. Natürlich, ein solches Medienecho ist für einen Film immer nützlich, ganz gleich, ob er diese von vornherein unglaubwürdigen Versprechen nun einlöst oder nicht - die Aufmerksamkeit, die "Veronica" nun beispielsweise auf der Streaming-Plattform Netflix erfährt, ist ihm ohnehin gewiss. Nun lässt sich aber wahrlich nicht erkennen, warum Menschen diesen Film nicht bis zum Schluss anschauen sollten - es sei denn, sie schlafen seelenruhig ein. 
An zu viel Grauen kann es nicht liegen, schlingert sich "Veronica" doch auf eindeutig konventionellste Weise über seine fade Handlung und bringt dabei nicht eine einzige wirklich neue Idee zustande. Es stammt tatsächlich alles aus dem ABC-Buch für Horror-Fans und selbst die auf die Protagonisten bezogene Grundgeschichte drumherum kommt ohne größere Markenzeichen aus: Ein Mädchen will mit ihrem Vater sprechen und beschwört versehentlich einen Dämon. Danach gibt es dann ziemlich viel Spuk. Mehr ist nicht drin, wirklich nicht. Das ist dann in den Händen eines visuellen Könners wie Paco Plaza sicherlich nicht übel gemacht - die Bildsprache ist intensiv, die Kamera schier meisterhaft und auch der ansteckende Synthie-Soundtrack, der an mehreren Stellen an den wesentlich besseren und schaurigeren "It Follows" erinnert, tut sein Bestes, um dem Film irgendwie eine spezielle Seite abzugewinnen. 
Auch die ansonsten noch weitestgehend unbekannte Hauptdarstellerin Sandra Escacene sowie ihre vorbildlich besetzten Filmgeschwister schaffen es immer wieder, die konventionelle Machart zu erden, aber richtige Spannung wird niemals erschaffen. Es gibt kaum einen funktionierenden Schocker, generell scheint es hier auch nur um wenig zu gehen. Mystisch-angehauchte Szenen, wenn Plaza den Gebrauch eines Ouija-Brettes clever mit der Betrachtung einer Sonnenfinsternis entgegenschneidet, sind die Seltenheit, ansonsten verlässt er sich, offensichtlich ohne eigene Vision, auf zuknallende Türen, einen sich durch Wände bewegenden Schatten und allerlei Geister-Huibuh, der trotz des netten Set-Designs einfach niemals gruselt. Sicherlich wäre etwas mehr Mut hier angemessen gewesen, aber es ist offensichtlich, dass die Macher genau das gar nicht im Sinn hatten, denn nur so lässt sich erklären, wieso sogar das Finale schlichtweg abgekupfert ist von so vielen anderen Dämonen-Schockern dieser Jagd - da wirkte sogar "Insidious" wie die einfallsreichste Horror-Mär der letzten Dekade.

Fazit: Enttäuschend konventionelles Schauer-Drama, welches blutleer und arm an Ideen seine fade Handlung durchzieht. Richtig spannend wird es nie, es fehlt an Mut und an wirklich Neuem. Immerhin überzeugen Paco Plazas einnehmende Bildsprache und das gute Casting.

Note: 4+





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid