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Der Knochenjäger

So richtig von sich hören lässt Hollywood-Star Angelina Jolie in letzter Zeit weniger durch ihre Filmrollen als durch private Scherereien. Die Ehe mit "Inglourious Basterds"-Star Brad Pitt ging in die Brüche, sie feuerte mit etlichen anderen Schauspielerinnen gegen den Produzenten Harvey Weinstein und gab an, von ihm belästigt worden zu sein und machte zudem auch mit Gerüchten über Krankheiten Sorgen um sich sowie mit dem Einsetzen in verschiedenen Einrichtungen Hoffnung. Im Filmgeschäft scheint Jolie aber nicht mehr so dicke wie noch vor einigen Jahren zu sein - gerade ein kleiner Rückblick zum Beginn ihrer Karriere, als sie eines der noch unbeschriebenen und zugleich hoffnungsvollen jungen Blätter war, bietet sich heute als regelrecht an...

DER KNOCHENJÄGER


Nach einem schweren Unfall liegt der ehemalige Detective Lincoln Rhyme (Denzel Washington) querschnittsgelähmt zuhause im eigenen Bett, wird rund um die Uhr gepflegt und scheint sein Leben abgeschlossen zu haben, Eines Tages erscheint sein ehemaliger Kollege, Detective Paulie Sellitto (Ed O'Neill) in seiner Wohnung und bittet um Mithilfe an einem Fall - die junge Streifenpolizistin Amelia Donaghy (Angelina Jolie) hat an einem Bahngleis die Leiche eines namhaften Mannes gefunden, dessen Frau nun vermisst wird. Rhyme möchte erst nicht zurückkehren, zeigt sich jedoch beeindruckt von den Spurensicherungskünsten der jungen Polizistin. Er beschließt, sie vom Bett aus an den Tatorten zu leiten - gemeinsam könnten sie den mysteriösen Killer vielleicht noch überführen...

Der Thriller "Der Knochenjäger" aus dem Jahr 1999 nimmt sich recht klare Vorbilder, wie den meisterhaften "Sieben", erreicht aber natürlich bei weitem nicht die Qualität dieser, denn dafür geht er doch zu einfallslos vor. Im Grunde sehen wir hier einen Kriminalplot, dem es an Nichts fehlt, der dafür jedoch auch nichts bietet, was ihn in irgendeiner Form über das Mittelmaß des Genres hinausheben würde: Das Tempo ist soweit ordentlich, dennoch treten immer wieder einige störende Längen auf, wenn man sich manch einer Tatort-Durchsuchung oder der erneuten Auseinandersetzung mit dem störrischen Polizeichef zu oft oder zu lange widmet. Der Serienkiller-Plot weiß zu unterhalten und sorgt in Einzelszenen immer wieder für eine nette Dringlichkeit, unterscheidet sich dabei aber im Grunde gar nicht von der Fülle der Krimis, unter der wir ja gerade hier in Deutschland förmlich ersticken. Es ist etwas drastischer und brutaler, ansonsten bewegt man sich hier jedoch in komplett gewohntem Umfeld. 
Mit der ans Bett gefesselten Hauptfigur des Lincoln Rhyme versucht man noch eine etwas originellere Komponente einzubringen, doch auch diese will nicht wirklich aufgehen, denn bis auf seine Bewegungsunfähigkeit unterscheidet sich Rhyme im Grunde kaum von anderen Ermittlern des Typen Sherlock Holmes: Er ist clever, verschmitzt, ein wenig selbstverliebt, recht arrogant und weiß, wie er seinen Willen durchsetzt, ist dabei nicht immer sympathisch, aber zumindest durchgehend charmant und wächst natürlich auch zum Helden hinauf, der den Tag retten darf. Das ist alles durch die Bank weg professionell inszeniert, dabei aber auch so berechnend und vorhersehbar, dass man selten wirklich mitfiebert. Die Auflösung, wer denn nun hinter den bösen Taten steckt, lässt sich zwar nicht wirklich vorausahnen, dennoch das Aufdecken des Plans und des Warums und Wie's eher höherer Blödsinn und lässt sich allein aufgrund dieser Tatsache nicht erraten - es ist eher doof als sinnig und daher entsteht gegen Ende, wenn endlich das Gesicht des Killers entblößt wird, auch kein wirklicher Aha-Moment. 
Vom Mainstream abgehoben wird der Film im Grunde einzig und allein durch die Beziehung seiner beiden Hauptfiguren. Glücklicherweise fehlt dabei eine keimfreie Liebesgeschichte, welche den Thriller-Plot eh nur ausbremsen würde, und man konzentriert sich auf ein etwas anderes Verhältnis zwischen Lehrer und Schülerin - die emotionalen Ausbrüche, die Amelia während der blutigen Arbeit erleidet und ihr innerer Zwiespalt zwischen Gerechtigkeit und dem eigenen Seelenwohl führen dabei zu einigen hochinteressanten Szenen, die sich langsam, dann aber sicher und mit ziemlichem Wumms hochkochen. 
"Tomb Raider"-Star Angelina Jolie ist es dabei auch, die das Treiben mit ihrer schauspielerischen Präsenz deutlich beherrscht - sie hat die meiste Leinwandzeit und weiß diese auch sehr gut zu nutzen. Oscarpreisträger Denzel Washington hat hingegen mit der Tatsache, sich nicht oder kaum bewegen zu können, eine Herausforderung zu meistern, so viel hat er dann aber doch nicht zu tun, als dass man diese Leistung als ähnlich beeindruckend empfinden könnte wie noch James Caan in "Misery" beispielsweise. In kleinen, aber feinen Nebenrollen sind zudem auch noch "Guardians of the Galaxy"-Star Michael Rooker als knauseriger Polizeichef, Queen Latifah als nicht auf den Mund gefallene Pflegerin und, die wohl interessanteste Besetzung des Films, der ehemalige Sitcom-Star Ed O'Neill als loyaler Cop zu sehen. O'Neills Gesicht in einem Werk wie diesen zu sehen, wirkt erstmal ein wenig befremdlich, doch auch er macht seine Sache gut, auch wenn ihm das Skript ebenfalls nicht so viel zu tun gibt wie man es ihm wünschen würde.

Fazit: Geht schon in Ordnung. "Der Knochenjäger" ist ein spannender Thriller mit düsteren Elementen und zwei sehr gut aufgelegten Hauptdarstellern. Trotzdem fehlt es dem an Plot oftmals an Zugkraft, er kann sich niemals ganz aus dem eng geschnürten Mainstream herauswinden und wirkt dabei ebenso vorhersehbar wie lauwarm.

Note: 3



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