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Black Hawk Down

Es ist schon erstaunlich, wie Regisseur Ridley Scott durch die verschiedensten Genres hüpft und sich dabei dennoch äußerst gekonnt in diesen verschiedenen Themen bewegt. Natürlich, in den letzten Jahren ist der Event-Charakter eines Scott-Films dank enttäuschender Werke wie "Exodus" oder dem furchtbaren "The Counselor" ein wenig verloren gegangen, dass er es aber dennoch schaffte, über Dekaden hinweg mit "Alien" im Horror-Genre und "Blade Runner" im Sci-Fi-Bereich absolute, wegweisende Meisterwerke zu erschaffen und mit "Gladiator" gar eigenhändig den Sandalenfilm zu neuem Leben erweckte, ist mehr als beeindruckend. Auch sein "Black Hawk Down" gilt als eines der beachtenswertesten Werke von Scott, wobei er sich diesmal dem Kriegsfilm widmete. Im Gegensatz zu vielen anderen empfand ich diesen Film aber nicht als gut...

BLACK HAWK DOWN


1993: Die in Somalia stationierten, amerikanischen Spezialeinheiten erfahren von einem Treffen wichtiger Ratsmitglieder des dortigen, einen Bürgerkrieg angezettelten und seine Bevölkerung verhungern lassenden Warlords Mohammed Farah Aidid. Die Soldaten planen, das Treffen zu sprengen und Gefangene zu nehmen - bereits auf dem Weg geraten sie jedoch in einen Hinterhalt und stehen unter enormem Beschuss. Sie verlieren zwei Hubschrauber und sehen sich urplötzlich in der Stadt Mogadischu an mehreren Standpunkten den Feinden ausgesetzt... Hilfe von anderen Orten ist nicht zu erwarten, also müssen sie sich den Weg freikämpfen.

Ich habe bereits einige Kriegsfilme gesehen - und wie in jedem Genre gibt es auch hier sehr gute und sehr schlechte Werke. Wieso aber gerade "Black Hawk Down" unter Kritikern klar zu den besten Vertretern des Genres gehört, erschließt sich mir auch bei der mittlerweile zweiten Sichtung nicht wirklich, offenbart der Film doch über 138 Minuten signifikante Schwächen. In den meisten begeisterten Kritiken ist weitestgehend von der brillanten Inszenierung durch Regisseur Ridley Scott zu lesen und hier muss man den Schreiberlingen durchaus zustimmen. Nicht ganz so prägnant und schockierend wie Spielbergs "Der Soldat James Ryan" vier Jahre zuvor, aber dennoch unglaublich intensiv gefilmt entwickelt "Black Hawk Down" durch seine schier nicht enden wollenden Straßenkämpfe einen gewissen Rausch: Kugeln sirren ohne Unterlass, überall explodiert etwas, von allen Seiten droht die gesichtslose Masse aus Feinden - und mittendrin die Soldaten, nach einem Ausweg suchend, brüllend und flehend. Dass die Übersicht dabei verloren geht, ist mehr als nur gewollt und angesichts dessen, dass Scott sich weigert, viel über die Protagonisten zu verraten oder auch den beliebten Pathos zu bedienen, wirken diese Szenen durchgehend extrem ehrlich und verflixt realistisch, was auch für den hohen Brutalitäts-Fakot gilt, der nur selten härtere Szenen ausspart und sich dennoch nicht im Leid der gefallenen und verletzten Männer suhlt. 
Dennoch, so beeindruckend das wirkt, eine solch brillante Inszenierung ist nicht immer alles und "Black Hawk Down" fehlt es darüber hinaus an erzählerischer Substanz. Im Grunde liefert der Film einzig und allein diese Schlacht, lässt seine Männer durch Straßen und Häuser laufen und immer wieder schießen, immer wieder rennen, immer wieder in Deckung hechten. Viel mehr gibt es, auch wenn alle Einzelszenen für sich genommen herausragend inszeniert sind, eben nicht zu sehen, auf eine richtige Handlung, die sich mit den Figuren beschäftigt, warten wir vergebens. Es ist schwierig, den Überblick über die etlichen Charaktere zu behalten - es gibt schier unzählige von ihnen und mit Namen kommen wir hier nicht weiter, weswegen Bruckheimer und Scott dem Zuschauer zumindest halfen, viele bekannte Gesichter zu integrieren. Niemand übernimmt dabei, trotz großer Namen wie Josh Hartnett, der kürzlich verstorbene Sam Shephard oder "Troja"-Star Orlando Bloom, wirklich eine Hauptrolle, sie wirken alle als Teil eines überzeugenden Ensembles, aus dem sich aber niemand wirklich nach vorne spielen kann. Die einzige Ausnahme bietet "Pearl Harbor"-Star Tom Sizemore als verbissener Haudrauf, der stets mit allen Sinnen in den Krieg zieht und als bärbeißiger Held noch länger in Erinnerung bleibt. 
Doch auch dies hilft nicht, um gegen andere Kriegsfilme anzukommen, welche die Emotionen weitestgehend härter und treffsicherer ansprachen als dieser Rundlauf, der nach einer Weile deutliche Längen und auch Wiederholungen nach sich zieht. Kritisch muss man auch die Einseitigkeit des Krieges sehen - während die amerikanischen Soldaten durchgehend als Helden glorifiziert werden, bleiben sämtliche Gegenspieler erstaunlich einseitig gezeichnet, sind entweder einfach nur böse oder einfach nur am Morden interessiert. Das sorgt doch noch zusätzlich für einen etwas herben Beigeschmack angesichts der realen Ereignisse - hier wären mehr Informationen über die Hintergründe vielleicht wesentlich wichtiger gewesen als die minutengenaue Taktierung von Einzelszenen, um den Zuschauer emotional auf eine weitaus spannendere und intensivere Reise zu schicken.

Fazit: Kriegsfilm ohne Pause, der von seiner gewaltigen und intensiven, realistischen Inszenierung lebt. Darüber hinaus bekommen wir in Sachen Handlung aber nichts geboten, es handelt sich um zweieinhalb Stunden brutale Straßenkämpfe - brillant gemacht, aber emotional dennoch kalt und mit einigen einseitigen Zeichnungen der Figuren ausgestattet.

Note: 4+





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