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Bright

Sie konnten alle einen Hit gebrauchen. Will Smiths Karriere steht ein wenig auf Sparflamme und auch David Ayer wurde für seine Action-Bombe "Suicide Squad" ziemlich zermalmt - teilweise zurecht. Dass sich die beiden nach der Comicverfilmung mit Netflix zusammentun würden, dem gigantischen Streamingdienst, der für ausgezeichnete Serien steht, im Filmbereich mit seinen Eigenproduktionen aber bislang eher hinter den Erwartungen zurückblieb (selbst der vielgelobte "Okja" war auch nicht das Wahre), war ein interessantes Experiment... aber wieder eines, welches gescheitert ist und was weder Netflix noch Smith und Ayer großartig weiterhelfen Topdürfte.

BRIGHT


Im Amerika der Zukunft leben die Menschen an der Seite von allerlei Fabelwesen - Elfen haben einen eigenen Stadtteil, Orks heben die Kriminialitätsrate an und hungrige Feen sorgen für Stress im Vorgarten. Cop Daryl Ward (Will Smith) kehrt nach einer Schießerei in den Dienst zurück und beklagt sich zum wiederholten Male über seinen Partner, möchte dieser jedoch nicht mit dem einzigen Polizei-Ork, Nick Jacoby (Joel Edgerton) zusammenarbeiten, um seinen Ruf nicht weiterhin zu gefährden. Als die beiden allerdings während ihrer abendlichen Streife auf die Spur eines legendären "Wands" kommen und die gefährliche Magie vor allerlei Gangstern und gefährlichen Wesen verteidigen, müssen sie zusammenhalten, um aus der Sache noch lebend rauszukommen...

Die Kritiken waren vernichtend und ob Netflix angesichts dieser mauen Presse tatsächlich noch an den großen Franchise-Plänen rund um "Bright" festhalten wird, bleibt abzuwarten. Das Interesse des Publikums war angesichts der vielversprechenden Trailer und des netten Konzepts für diesen Film zwar gesichert, angesichts der wechselhaften Qualität des Endergebnisses ist aber unsicher, ob sich dieses auch noch für weitere Werke in dieser Welt aufrecht erhalten lässt... auch wenn die Vermischung von Alltag und magischen Elementen, wie sie bereits die "Harry Potter"-Filme oder die Comicreihe "The Wolf Among Us" (zu dem es auch ein mehr als empfehlenswertes Videospiel von Telltale gibt) eingliederten, noch immer für offene Ohren sorgt. 
In der ersten Hälfte scheint man sich auf diese Ideen zu stützen und liefert dabei unterhaltsame Kost ab: Die Einführung in diese recht skurille Welt geht Regisseur Ayer, der in der Vergangenheit immerhin qualitativ hochwertige Hits wie "Training Day" und "End of Watch" landete, sich im Cop-Genre also gut auskennt, noch sehr leichtfertig von der Hand - die Szenen, wenn sich Daryl Ward mit einer nervigen Fee in seinem Garten anlegt oder Gangster-Orks eine ausladende Party feiern, sind nicht einmal ansatzweise so bemüht, wie man anfangs befürchten wollte. Die ganz großen Überraschungen fehlen, dennoch ist es eine Welt, in die ich gerne tiefere Einblicke bekommen hätte. Wie ist sie entstanden? Wie genau gehen die Rassenunruhen (ein tiefschürfendes Thema, dem man sich aber mit weniger Gewicht widmet als wünschenswert gewesen wäre) vonstatten? Und woher kommen diese Wesen eigentlich? Alles Fragen, die "Bright" höchstens ankratzt, aber keine zufriedenstellenden Antworten liefert... vielleicht, weil das enge Korsett, in welches man die Handlung presst, dann aber durchaus geplatzt wurde, denn angesichts etlicher Antagonisten-Parteien, mythischer Gegenstände und der ständigen Frage nach Recht und Unrecht wirkt der Film ohnehin ein wenig überladen. 
Angesichts dieser etlichen Subplots, die wenig Luft zum Atmen kommen, müssen wir uns schließlich mit einer recht generischen Mischung aus Fantasy-Actioner und Cop-Thriller zurechtfinden, worin dann von großen Prophezeiungen die Rede ist, auch ein wenig gezaubert, viel geballert und der ein oder andere flotte Oneliner gezündet wird. Angesichts der einigermaßen originellen Prämisse macht das hin und wieder Spaß, fährt ansonsten jedoch auf den ausgelatschten Traditionen der beiden Genres, mündet in einem schwachen Showdown und lässt seinen Figuren nur wenig Zeit, um angesichts der Daueraction noch ein paar Sätze geradeaus zu sagen. Die Actionszenen sind dabei solide inszeniert, allerdings auch nie wirklich beeindruckend, durchgehend im Halbdunkel gefilmt, wobei die teuren Effekte (immerhin 100 Millionen Dollar hat die Produktion verschlungen) doch eher etwas überschwemmt werden von finsteren Bildinhalten. 
So richtig Spaß macht das am Ende doch nicht mehr, wird mit fortschreitender Laufzeit und nach einer ebenso spaßigen wie interessanten ersten Hälfte im Minutentakt schlechter. Einzig "Black Mass"-Star Joel Edgerton hält hier noch die Fahne hoch, denn während Superstar Will Smith seine Standard-Action-Show durchzieht und die unter anderem aus "Prometheus" bekannte Noomi Rapace als Oberbösewichtin wenig mehr zu tun hat, als mit eisblauen Augen durch dunkle Gemäuer zu stolzieren, wird ihm unter der dicken Maske noch eine gewisse Tiefe angedichtet. Trotz Tonnen von Make-Up und der Rolle eines bulligen, wenig nett aussehenden Fantasywesens dennoch das Publikum mit einer sympathischen Performance und einigen gut platzierten Nuancen auf seine Seite zu ziehen, das können nur wenige Schauspieler.

Fazit: Netflix liefert einen Film mit einer vielversprechenden Prämisse ab, der jedoch schnell zum Einheitsbrei verkommt. Nach einer ebenso interessanten wie unterhaltsamen Halbzeit wackelt das Gerüst bedrohlich - der Fantasy-Kitsch nimmt Überhand, die Action überzeugt selten, die Handlung bleibt mager und überfüllt.

Note: 3-




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