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Cars 3: Evolution

Sie scheinen es einfach nicht wahrhaben zu wollen. Die "Cars"-Reihe war bislang sicher weit davon entfernt, schlecht zu sein - mit vorhergegangenen Pixar-Meisterwerken konnten beide Filme aber auch ganz klar nicht konkurrieren. So seufzte auch ich angesichts der Neuigkeiten bezüglich eines weiteren (anscheinend jedoch letzten) "Cars"-Teiles genervt auf, dachte an die erneut angekurbelte Merchandise-Produktion, die für dieses Franchise weiterhin wie auf Hochtouren läuft und daran, ob man den Aufwand dieses Werkes nicht in ein anderes Pixar-Vehikel hätte stecken können. Aber gut, der Film ist nun da und ich wäre verrückt, würde ich ihn mir nicht gleich ansehen - schließlich ist es immer noch Pixar und von den Männern und Frauen, die "Alles steht Kopf" und "Toy Story" erschufen, möchte ich natürlich keinen Film verpassen...

CARS 3: EVOLUTION


Lightning McQueen wurde aufs Abstellgleis verfrachtet. In den letzten Rennen wurde der langsam technisch überholte, ehemalige Rennstar von seinem erbitterten Konkurrenten Jackson Storm, einem wesentlich jüngeren und schnelleren Auto, abgehängt. Die Medien glauben nun, dass McQueens Stern gesunken und seine Karriere beendet ist - doch dieser möchte noch nicht aufgeben. Um sich mit den neuesten technischen Möglichkeiten vertraut zu machen reist er in ein neues Trainingscamp, welches dem Sponsor Sterling gehört, und soll dort wieder auf Hochtouren gebracht werden. Lightning stößt sich jedoch an dem seltsamen Trainingsplan, welchen die junge und quierlige Trainerin Cruz Ramirez für ihn entworfen hat...

Als der erste kurze Teaser zu "Cars 3" erschien, waren Eltern auf der ganzen Welt geschockt. Darin erleidet Protagonist Lightning McQueen einen spektakulären Crash und wird dabei, in epischer Zeitlupe, schwer verletzt. Besorgte Mütter und Väter reagierten nicht nur positiv auf diesen düsteren Ersteindruck, befürchteten sie doch, dass der vermutlich letzte Teil der gerade bei kleinen Jungs beliebten Pixar-Reihe doch eine Ecke zu hart für den Nachwuchs sein könnte. Tatsächlich zeigt sich "Cars 3" als Abschluss der Trilogie eine ganze Ecke erwachsener als der doch sehr heitere und etwas überdrehte zweite Film, wobei der erwähnte Crash aber auch der einzige und auch nur sehr kurz angerissene Schocker bleibt, den Kinder rasch verkraften dürften. Die erwachsene Seite zeigt sich eher in der Handlung an sich, wenn Lightning einsehen muss, dass sich seine Karriere dem Ende nähert und er wohl bald keine Rennen mehr fahren können wird - kein schlechter Ansatz für das Ende eines besonders auf dem Merchandise-Markt weiterhin sehr ertragreichen Franchises. Leider stellt Pixar, der ja leider schon länger kein absoluter Garant für Meisterwerke mehr ist, diesmal aber weder Erwachsene noch Kinder voll und ganz zufrieden. 
Für die älteren Zuschauer, die "Alles steht Kopf" sicherlich wesentlich mehr abfeiern als das doch eher maue "Cars"-Franchise, bietet die Handlung schlichtweg zu wenige Überraschungen, um wirklich zu fesseln. Eine solche Geschichte kennt man bereits aus Sportfilmen wie "Rocky" und auch wenn man sich diesmal Mühe gibt, dem ganzen endlich wieder mehr Tiefe und auch eine gewisse Melancholie einzuhauchen - angesichts des sich völlig im Kreis drehenden Mittelteils, auf welchem Lightning stets wiederholt, wie sehr er sich für sein Comeback bemühen will und sich an alte Erfolge seines mittlerweile aus dem Leben getretenen Mentors Doc Hudson erinnert, wird hier nicht genau genug gezielt. Lacher bleiben über weite Strecken fast vollständig aus, die aneinandergereihten Dialog- und Trainingsszenen entwickeln keinen Drive, generell tappt dieser Film immer wieder sehr bestimmt und viel zu oft auf die Bremse, kommt erst sehr spät wirklich in Fahrt. Das ist, angesichts dieser doch eher dünnen, wenn auch mit Herz ausgestatteten Geschichte, schlichtweg zu wenig Tempo, um wirklich auf Dauer zu unterhalten, wobei sich die ewigen Unterhaltungen über die Weiterentwicklung des Rennsports, über Geschwindigkeiten, neue Technik und natürlich das Älterwerden schon bald abnutzen, da Pixar nach den ersten Bemühungen des Themas schließlich keine neuen Erkenntnisse hervorschabt. 
Jüngere Zuschauer werden dies auch bemerken und sich einer kleinen Geduldsprobe ausgesetzt fühlen. Zwar werden sie durch drei recht große Action- und Rennszenen zu Beginn, im Mittelteil und zum Schluss immer wieder erweckt, aber der spürbare Leerlauf dürfte auch an ihnen nicht spurlos vorüberziehen, was im Kinosaal auch gut bemerkbar war. Immerhin sorgt man mit einem ebenso spektakulären wie emotionalen Showdown dann doch noch dafür, dass dem Zuschauer, gleich welchen Alters, noch ein zufriedenes Grinsen aufs Gesicht gezaubert wird, auch wenn die allerletzte Konsequenz leider nicht gezogen wird. Hier biedert sich Pixar weiterhin recht deutlich beim Mainstream an, was bei Meisterwerken wie "Alles steht Kopf" oder "Ratatouille" zuvor nicht in solch extremer Form geschah. 
Positive Punkte lassen sich daher, auch wenn sie wirklich zu gefallen wissen, an einer Hand abzählen: So der deutlich kürzere Auftritt von Sidekick Hook, der hier in sparsamen Dosen unterhält und sich glücklicherweise nicht mehr so eklatant in den Vordergrund spielt wie noch im direkten Vorgänger; interessante, neue Charaktere, die ein wenig an neuem Reiz in den Film bringen; die grandiosen Animationen, die weitere Schritte nach vorne machen, eine erstaunliche Detailvielfalt bereithalten und besonders in den Actionszenen für grandiose Bilder sorgen; und ein wunderbarer Kurzfilm namens "Lou" vor Filmbeginn, welcher in Sachen Gefühl und Rasanz schlichtweg mehr bereithält als "Cars 3" über seine gesamte Laufzeit.
Fazit: "Cars 3" dreht sich im Kreis und kommt nur sehr, sehr schwer in Gang. Es mangelt an guten Gags, an diesen kleinen Ideen, die Pixar sonst stets so leichtmütig aus dem Ärmel schüttelt. Nicht mangeln tut es an Herz und einem starken Finale, dennoch wirkt der Abschluss der Trilogie insgesamt noch einmal deutlich müder und zäher als seine Vorgänger.

Note: 4+






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