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Inception

Nachdem Christopher Nolan 2008 mit seinem Meisterwerk "The Dark Knight" nicht nur über eine Milliarde Dollar einspielte, sondern auch qualitativ den wohl besten Blockbuster des Jahres ablieferte, ließ ihm das Studio Warner Bros. freie Wahl. Eine Fortsetzung zum Batman-Reboot wurde wegen des tragischen Todes von Heath Ledger verschoben, weswegen Nolan nun Zeit und Geld hatte, um sein eigenes Wunschprojekt anzugehen: Die Verfilmung eines komplexen Drehbuchs, an welchem er jahrelang arbeitete. Der Rest ist Filmgeschichte und bis heute ist "Inception" nicht nur einer der besten - vielleicht gar DER beste - Filmen, die Nolan je gemacht hat, es ist auch ein Meisterwerk seines Genres, welches schlichtweg jeder gesehen haben sollte, der sich auch nur annähernd einen Kino-Fan nennt.

INCEPTION


Dominic Cobb (Leonardo DiCaprio) nutzt das vom US-Militär entwickelte Traum-Sharing, um in die Träume von Personen einzudringen und dort ihre Geheimnisse zu stehlen - gegen Geld natürlich. Eines Tages wird er von dem Geschäftsmann Saito (Ken Watanabe) gezwungen, sich an einer "Inception" zu versuchen. Dabei wird kein Geheimnis gestohlen, sondern ein Gedanke während eines Traumes im Unterbewusstsein des Träumenden eingepflanzt. Eigentlich eine Sache der Unmöglichkeit, dennoch beschließt Cobb gemeinsam mit seinem Team, die Herausforderung anzugehen, besitzt Saito doch die Möglichkeiten, Cobb wieder mit seiner Familie zu vereinen. Während dem Job steht Cobb jedoch seine verstorbene Frau Mal (Marion Cotillard) im Weg, welche die Operation behindert...

Für sein lange geplantes, zuvor aber finanziell unmöglich umzusetzendes Meisterwerk setzte Christopher Nolan alle Hebel in Bewegung, die ihm der Erfolg von "The Dark Knight" beschert hatte. Das Budget war endlich groß genug, um die Erstellung verschiedener Traumwelten und deren Eigenarten zu ermöglichen, die Besetzung durfte ebenfalls schillern und auf optischer Ebene waren ihm auch endlich alle Türen geöffnet worden. Und diese Möglichkeiten sind durchgehend in dem 148 Minuten langen "Inception" zu sehen: Nolan erschafft erneut nicht nur einen weiteren Blockbuster, sondern geht in tiefe Ebenen, die sich das Mainstream-Kino ansonsten kaum traut anzufassen. Er entwirft grandiose Actionszenen inmitten einer packenden, komplexen Geschichte, er erzählt eine ebenso verschachtelte wie komplex-emotionale Handlung mit sehr gut charakterisierten Figuren. Das ergibt alles ein unglaublich rundes Bild, in welchem die technische und erzählerische Perfektion aus jeder Pore strahlt. 
Natürlich darf (und muss man vielleicht auch) kritisieren, dass die Traumsequenzen für einen Film, der eben von Träumen handelt, erstaunlich realistisch und einfach anmuten. Zwar wird dies durch einen cleveren Story-Kniff sehr elegant erklärt, dennoch wird es eben doch nie verrückter als in den Trailern zuvor bereits ersichtlich, wenn Paris zusammengeklappt wird oder ein Güterzug sich urplötzlich seinen Weg durch befahrene Straßen bahnt. So richtig aus den Socken gehauen wird man hier angesichts der Ideenvielfalt also zwar nicht, dennoch tun Schnitt und visuelle Brillanz ihr übriges, um diese Sequenzen auf unglaubliche Art und Weise zu verknüpfen. Zuvor entführt Nolan uns in seine entworfene Welt, erklärt uns die Regeln und Eigenarten der Bewegung in Träumen - um diese Gesetzmäßigkeiten anschließend zu brechen. Er nimmt den Zuschauer bei der Hand und führt ihn herum, sodass es ihn packt, wenn in dieser so komplex eingeführten Welt plötzlich alles drunter und drüber geht... ein im Grunde genommen simpler, aber extrem wirkungsvoller Kniff, der angesichts der enormen Spannung später einen starken Sog entwickelt. Getragen von einem der besten Soundtracks, die "Pirates of the Caribbean"-Komponist Hans Zimmer jemals gemacht hat, sehen wir dabei Szenen, die so verdammt gut geschnitten sind und sich somit zu einem Ganzen vereinen, welches packt und zieht, dass man sich schlichtweg mehr solcher Blockbuster wünscht. In der heutigen Zeit steht Nolan, der zuletzt zum ersten Mal mit seinem neuesten Werk "Dunkirk" enttäuschte, dabei aber beinahe alleine da, was wirklich schade ist, bewies "Inception" doch, dass der Mut von gewissen Filmemachern hin zum Neuen auch belohnt werden kann. 
Innerhalb dieser erzählerischen und technischen Brillanz bewegt sich eine starke Besetzung, von welcher Nolan gleich eine Handvoll aus früheren Werken herübergeholt hat. Michael Caine, Cillian Murphy und der großartige Ken Watanabe beispielsweise durften bereits in "Batman Begins" und "The Dark Knight" mitwirken, Joseph Gordon-Levitt, Tom Hardy und Marion Cotillard wurden nach "Inception" für den dritten Teil des Batman-Reboots erneut besetzt. Letztere ist, gemeinsam mit dem wie immer faszinierend guten Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle, für die emotionale Involvierung des Zuschauers verantwortlich, entwickelt sich zwischen ihm und Cotillard doch eine ebenso clevere wie bewegende Liebesgeschichte, die gegen Ende zu einem Klimax kommt, der Gänsehaut verursacht. Ebenfalls zu erwähnen ist die für "Juno" oscarnominierte Ellen Page, die hier als cleveres Köpfchen dafür verantwortlich ist, all das Tohuwabohu der verschiedenen Traumsequenzen zusammenzuhalten.
Fazit: Nolan erschafft ein handlungstechnisch komplexes, hochspannendes und cleveres Meisterwerk, bestückt mit inszenatorischer Brillanz. Die Actionszenen sind verblüffend, die Ideenvielfalt schier grenzenlos, dabei dennoch um Realismus bemüht - eine Filmperle, wie man sie heute nur noch ganz, ganz selten findet.

Note: 1-






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