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Valerian - Die Stadt der tausend Planeten

Schon seit über zwanzig Jahren plante Luc Besson eine Verfilmung des enorm beliebten Comics "Valerian", allerdings ließen zu dieser Zeit die technischen Möglichkeiten eine getreue Umsetzung noch nicht zu. Stattdessen erschuf er mit "Das fünfte Element" einen kultigen Klassiker, der mir zwar überhaupt nicht gefiel, immerhin aber schon mal in das gleiche Genre zielte. Nun ist mit Effekten aber im Grunde so gut wie alles möglich und für Besson war die Zeit gekommen, sich seinem absoluten Traumprojekt zu widmen. Dank seines großen Kino-Erfolges "Lucy" aus dem Jahr 2014 bekam er für diese Umsetzung auch ein mehr als stattliches Budget von 200 Millionen Dollar zur Verfügung, um daraus auch ein optisch stimmiges und epochales Werk machen zu können...

VALERIAN


Die Agenten Valerian (Dane DeHaan) und Laureline (Cara Delevingne) arbeiten in einer entfernten Zukunft für die Regierung. Für eine neue Mission müssen sie zur Alpha-Stadt reisen, in welcher sich seit der Rassenvereinigung etliche menschliche und außerirdische Völker tummeln. Während sie sich mit einigen bösen Alienrassen anlegen, erreicht Valerian ein Hinweis eines längst ausgelöschten Volkes. Als er diesem nachgeht, stürzt er sich gemeinsam mit seinem Schwarm Laureline in ein Abenteuer, in welchem hinter jeder Ecke der Tod lauern kann...

Was man "Valerian" definitiv zu Gute halten kann: Man spürt an so ziemlich jeder Ecke das Herzblut, dass seitens Regisseur Luc Besson in das Projekt geflossen ist. Dass er seinen Kindheitstraum wahrmachen und sich tatsächlich an eine Verfilmung seines Lieblingscomics setzen konnte, das muss ihm viel Spaß gemacht haben, dementsprechend detailverliebt turtelt er sich auch durch die großen Bilder und die verschiedenen Welten, die wir hier besuchen. Das sieht, bis auf einige doch arg miese Effekte während des ersten Akts, dann auch tatsächlich ziemlich beeindruckend aus und gerade während der ersten Hälfte gibt uns Besson quasi hinter jeder Ecke eine neue visuelle Überraschung mit. 
Innerhalb dieser optischen Leckerbissen schlagen sich auch "The Amazing Spider-Man"-Bösewicht Dane DeHaan (der übrigens von Constantin von Jascheroff synchronisiert, welcher in der grandiosen Spielereihe "Kingdom Hearts" Protagonist Sora seine Stimme leiht) und das ehemalige Model Cara Delevingne sehr solide - die Funken zwischen den beiden sprühen und generell harmonieren beide prächtig zusammen. Von Clive Owen und Ethan Hawke in kleineren Rollen kann man das nicht behaupten, denn die beiden Recken bekommen kaum eine Gelegenheit, sich angemessen zu profilieren, was auch für Rihanna gilt, die hier einzig und allein als optisch faszinierender, aber storymäßig redundanter Charakter verschleudert wird. 
Und genau bei diesem Aspekt fangen dann auch die enormen Probleme an, die "Valerian" so mit sich herumschleppt und die das Filmvergnügen so maßgeblich trüben, dass wir so kurz nach dem fünften "Transformers"-Film bereits vom nächsten Blockbuster-Flop dieses doch eher mäßigen Kinosommers sprechen müssen. Besson verliert die ohnehin extrem magere und flache Geschichte, die erst nach gut einer halben Stunde wirklich loslegt und auch dann immer wieder für unsinnige Actionszenen ad acta gelegt wird, immer wieder aus den Augen und schafft es nicht, der Handlung irgendeine Spannung abzugewinnen. Was genau Valerian und Laureline auf ihrer Mission eigentlich tun und was sie persönlich antreibt, bleibt arg schwammig und es ist auch ebenso egal wie die Charakterisierung der Nebenfiguren. Denn im Grunde geht es hier einzig und allein nur ums Spektakel und Besson beweist uns dies, wenn er Laureline im Mittelteil auf Einzelmission schickt und sie im Grunde nur noch von Schlachtfeld zu Schlachtfeld hetzen lässt, ohne dass die Geschichte dabei irgendwie vorankommen würde. Über eine Dreiviertelstunde lang wohnen wir somit einem Tauchgang zwischen gefräßigen Seeungeheuern und einer waghalsigen Rettungsaktion innerhalb eines Alientempels bei. Das sieht zwar alles gut aus, aber die Geschichte verliert sich dabei in unsinnigen Nebensächlichkeiten und schießt den Zuschauer mit der Masse an Action und visuellen Wundern schlichtweg taub. 
Mit der Zeit ist es gar schwierig, überhaupt noch einen treibenden Plot auszumachen, weswegen Besson am Ende mit Hilfe einiger ebenso wirrer wie langwieriger Erklärbär-Szenen noch darlegen muss, was da eigentlich welche Figur getrieben hat... zuvor hatte er trotz 138 Minuten Laufzeit eben schlichtweg keine Zeit, großartig etwas zu erzählen, da er sein üppiges Budget in den Actionszenen verpulvern musste. Dass diese in Sachen Choreo dann aber ebenfalls erstaunlich mittelmäßig ausfallen, ist bei der restlichen visuellen Pracht dann auch ziemlich enttäuschend und lässt "Valerian" schon früh als ebenso langweilige wie kühle CGI-Bombe ausplätschern.
Fazit: "Valerian" liefert uns einige tolle Bilder, so etwas wie ein sinniger Plot ist aber nicht auszumachen. Der Film schickt zwei sympathische Protagonisten in einen CGI-Overkill, dessen Handlung dabei ebenso stupide wie egal anmutet und schon früh langweilt.

Note: 4






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