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101 Dalmatiner

Die meisten Disney-Zeichentrick-Filme, die schon mehrere Dekaden auf dem Buckel haben, erfreuen sich noch heute größter Beliebtheit, doch woran liegt das? Sicherlich auch daran, dass Disney die großen Markennamen teilweise bis heute durch andere Medien nutzt, so zum Beispiel durch Zeichentrickserien, Videospiele und Freizeitveranstaltungen. Sicherlich auch, weil die Filme bereits damals so gut waren, dass sich ihre Qualität bis heute gehalten hat. Die einfachste und sinnigste Antwort ist jedoch: Weil sie zeitlos sind. Das gilt für "101 Dalmatiner", eine der bekanntesten Geschichten der Disney-Ära, die bereits mehrfach neu aufgelegt wurde, ebenso wie für viele andere Meisterwerke dieser Zeit.

101 DALMATINER


Dalmatiner Pongo lebt mit seinem Herrchen Roger in einer kleinen Wohnung in London... beide fristen ein zielloses Junggesellen-Dasein. Eines Tages lernen die beiden während des Gassigehens die Dalmatinerdame Perdi und ihr Frauchen Anita kennen. Anita und Roger heiraten und ziehen zusammen, während Perdi schon bald fünfzehn Junge wirft. Das Familienleben scheint perfekt, bis die bösartige Cruela De Vil aufkreuzt. Diese möchte dem Pärchen die Dalmatinerjungen abkaufen, um aus ihnen nagelneue Pelze herzustellen. Als sich Roger und Anita weigern, heckt Cruela einen Plan aus und lässt die Welpen entführen...

Für "101 Dalmatiner" wurde erstmalig in der Disney-Geschichte ein neues Produktionsverfahren verwendet, welches die Produktion selbst beschleunigen und einige technische Probleme lösen könnte, die zuvor mit der Optik zusammenhingen. Hier stellte sich nämlich die Frage, wie man so viele Tiere auf einmal in einem Bild zeigen konnte. Diese neue Optik behielten die Disney-Filme bis in die 80er hinein bei, was nicht ausschließlich für erfreute Reaktionen sorgte. Zwar sieht dieses Werk auch heute noch sehr hübsch aus, die Zeichnungen sind besonders auf Seiten der Hintergründe aber nicht mehr durchgehend so detailreich wie gewohnt, was doch für ein paar kleine Umstellungen der Sehgewohnheiten sorgte. 
Das stört nun aber weniger, schließlich ist "101 Dalmatiner" dennoch ein absolut großartiger Disney-Film geworden, der Groß und Klein begeistern wird. In diesem tierischen Abenteuer stecken die Macher eine sinnige Tiefe diesmal doch etwas zurück... es gibt keine großen Emotionen oder schwierige, persönliche Probleme, die von den Hauptfiguren gelöst werden müssen, stattdessen liegt der Fokus doch klar auf rasanter Action. Nach dem Prolog, in welchem sich die Hauptpersonen auf ebenso romantische wie charmant-witzige Art kennenlernen, geht es relativ flott zur Sache und nach der Entführung der kleinen Hundewelpen müssen Hunde (und sogar eine Katze) zusammenarbeiten, um die Racker doch noch aus ihrer Misere zu befreien. 
Dies sorgt für einige herrlich spaßige, aber auch überraschend spannende Szenen, in denen Disney mal wieder mit dem Timing spielt und immer neue Ideen abliefert, um die ganze Situation umzudrehen oder sie eben noch einmal zu verkomplizieren. Highlights sind dabei die schwierige Flucht aus der De Vil-Villa, die von einer streunenden Katze angeleitet wird sowie das Erreichen eines Lastwagens, was in einem genialen Finale mündet. Hier zeigt sich die Perfektion von Disney, Spannung durch einfache und dennoch enorm wirkungsvolle Wendungen zu erzeugen und den Zuschauer somit vor den Bildschirm zu bannen. "101 Dalmatiner" ist somit insgesamt weit weniger einfallsreich als einige seiner Kollegen zu dieser Zeit, nutzt dies aber, um in Einzelszenen ordentlich Vollgas zu geben. 
Zudem war es auch die Geburtsstunde einer wahren Bösewicht-Ikone: Cruela De Vil gilt unter Disney-Fans neben Scar und Malefiz als eine der intrigantesten und genialsten Antagonistinnen der Mausstudios und ihr geklimperter Titelsong ist noch heute ein echter Ohrwurm. Unterstützt von den beiden tumben, dabei aber dennoch gefährlichen Banditen Jasper und Horace kommt Cruela unseren tierischen Helden immer wieder nahe und sorgt für echte Spannung. Für Kinder ist der Film indes trotzdem gut geeignet und ist nicht so düster wie "Peter Pan" und Konsorten, dafür ist die Grundstimmung insgesamt doch zu heiter.
Fazit: Rasanter Disney-Spaß, der den Fokus auf gewitzte und teils sehr spannende Action legt, wofür große Gefühle oder Charakterentwicklungen zurückgestellt werden. Die 76 Minuten vergehen dank vielen witzigen Ideen und einer herrlichen Antagonistin wie im Flug.

Note: 2-





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