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Wasser für die Elefanten

An diesem Filmtitel ist dann ausnahmsweise einmal nicht die deutsche Übersetzung schuld, denn der im Original betitelte "Water for Elephants" lässt wohl kaum einen anderen deutschen Titel zu. Ein Titel, der mich 2011 nicht ins Kino trieb, wirkte dies in Verbindung mit dem recht kitschigen Trailer doch schon ziemlich klischeehaft. Die beeindruckende Star-Besetzung verleitete mich schließlich einige Zeit später doch dazu, mir das Werk anzusehen... anschließend sah ich ihn, inklusive der jetzigen Sichtung, noch drei weitere Male. Der Film ist dabei zwar kein Meisterwerk, aber er bietet rundum bewegendes und packendes Genre-Kino vor grandioser Kulisse.

WASSER FÜR DIE ELEFANTEN


Nach dem Tod seiner Eltern und dem Verlust seines Wohnsitzes schmeißt der junge Jacob Jankowski sein Studium und macht sich zu Fuß auf ins Ungewisse, auf der Suche nach Arbeit. Dabei landet er auf einem Zug des Zirkusdirektors August Rosenbluth (Christoph Waltz), der Tieren, Artisten und Arbeitern durch das Land fährt und für seine Vorstellungen schwer schuften lässt. Jacob findet bei ihm Arbeit als Tierarzt und lernt auch Augusts Frau Marlena (Reese Witherspoon) kennen: Diese stellt gemeinsam mit den Pferden und ihren Tricks die Hauptattraktion des Zirkus' da. Jacob verliebt sich schnell in die wunderschöne, geheimnisvolle Frau und gerät dabei rasch in Gefahr, denn auch August ahnt etwas von ihrer Beziehung... und er ist nicht gewillt, Marlena einem anderen Mann zu überlassen, selbst wenn er dabei über Leichen gehen muss.

Basierend auf einer Romanvorlage von Sara Gruen konnte "Wasser für die Elefanten" einen ordentlichen Lauf hinlegen. Dieser dürfte wohl insbesondere den Hauptdarstellern zu verdanken sein, die allesamt alleine schon durch ihre Namen die Zuschauer in die Kinosäle lotsen und dementsprechend alle für sich den Eintritt wert sind. Diese drei so verschiedenen Schauspieler nun nebeneinander agierend zu sehen, ist irgendwie schon eine Freude. Dass "Twilight"-Star Robert Pattinson der schwächste in dieser Reihe ist, dürfte kaum überraschen und so bleibt er als Haupt- und Erzählerfigur, mit dem die Zuschauer mitgehen, auch relativ blass. Pattinson müht sich redlich, das ist deutlich sichtbar, dennoch bleibt er mit seinen eher limitierten Versuchen doch deutlich farbloser, als er hätte sein dürfen. 
Neben ihm blüht hingegen die grandiose Reese Witherspoon auf und auch wenn das Drehbuch ihr manch ein sinnfreies Klischee andichtet, überzeugt sie mit einer famosen Ausstrahlung und einem selbstsicheren Spiel. Christoph Waltz ist hingegen glatt noch ein Stückchen besser, hat er hier jedoch auch genau die Rolle abbekommen, die ihm seit seinem Mega-Erfolg mit "Inglorious Basterds" schlichtweg wie auf den Leib geschneidert ist. Hier darf er dann auch einen ziemlich fiesen Bösewicht geben, der im Gegensatz zu dem ein Jahr zuvor gestarteten, spaßigen "The Green Hornet" tatsächlich Angst einflößen kann und nicht bloß zur reinen Karikatur verkommt. Zwar fehlt es auch diesem August Rosenbluth bisweilen an Grauzonen, sodass er hier doch relativ klar und eindeutig ein unverbesserlicher Zeitgenosse ist, der den beiden Helden in den Weg tritt, Waltz spielt diesen jedoch mal wieder so unvergleichlich nuanciert und mit so viel Freude, dass man doch ziemlich fasziniert von diesem grausamen Zirkusdirektor ist. 
Waltz' August sorgt dann auch dafür, dass die im Zentrum stehende Liebesgeschichte zwischen Marlena und Jacob einige Hindernisse umschiffen muss... wobei diese eigentlich erst in der zweiten Hälfte wirklich zum Tragen kommt und dann auch einige dramatische Höhepunkte durchläuft. Zuvor widmet man sich in doch recht überraschender Härte und mit beißenden Realismus dem Alltag einer Zirkustruppe und gräbt einige unangenehme Details aus. Das ist dann zwar in mancherlei Hinsicht auch mal dick aufgetragen, im Rahmen einer "märchenhaften" Lovestory aber doch angemessen und sorgt immerhin für einige Szenen, die für zartere Gemüter unter die Haut gehen dürften... im wahrsten Sinne des Wortes. 
Hier erreicht der Film von Francis Lawrence einige sehr starke Momente, bevor man sich im Mittelteil in manch einer Länge verstrickt und auch die Liebesgeschichte an sich ziemlich flott abhandelt. Die Chemie zwischen Pattinson und Witherspoon stimmt zwar und sorgt im Finale auch für einige eindrucksvolle Momente, dank eines doch eher einfach gestrickten Skriptes kann dieses Werk dann aber auch recht eindeutig nicht mit den großen Klassikern des Liebesdramas wie "Titanic" oder "Vom Winde verweht" konkurrieren. Dass genau solche Filme Pate standen, lässt sich nicht von der Hand weisen und ein guter Film ist dank der tollen Bildsprache, eines hübschen Soundtracks von James Newton Howard und einiger wunderbarer Einzelszenen dennoch herausgekommen. Und wer sich nicht mit den ganz großen Idolen messen lassen kann, als Film an sich aber dennoch überzeugt und auch seine Geschichte ohne größere Schrammen, trotz Klischees, ins Ziel bringt, dem kann man dann eigentlich auch nur gratulieren.
Fazit: Ergreifendes Drama mit einer starken Star-Besetzung, welches insbesondere durch seine wunderschönen Bilder als auch durch seine teils überraschend harsche Abhandlung über die damalige Zeit überzeugt. Der Liebesgeschichte hätte indes etwas mehr Feuer gut getan.

Note: 3+




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