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House of Cards - Die vierte Staffel

Ich bin seit einigen Wochen endlich wieder im Besitz von Netflix. Nachdem ich dem Streaming-Dienst zuvor abgeschworen und mich dem wesentlich günstigeren und auf Filmbasis auch besser aufgestellten Amazon Prime zu widmen, habe ich nun beide Dienste zur Verfügung. Ein großer Vorteil, immerhin hat Netflix die deutlich interessanteren Serien zu bieten und ich kann endlich die Shows weiterverfolgen, die ich zuvor schon einige Staffeln lang genossen habe. Erst einmal habe ich mich erneut an "House of Cards" herangewagt, "Orange is the new Black" und "American Horror Story" werden dann voraussichtlich auch bald weitergeschaut, sodass ich euch endlich auch die Kritiken zu den aktuellen Staffeln liefern kann.

HOUSE OF CARDS - STAFFEL 4


Frank Underwood (Kevin Spacey) scheint am Ende zu sein. Nachdem seine Frau Claire (Robin Wright) ihn verlassen hat, spielt sie gegen ihn und behindert somit seine Wahlkampagne. Die Chancen auf einen Gewinn stehen für Frank denkbar schlecht, da sich auch seine Gegnerin Heather Dunbar (Elizabeth Marvel) immer mehr die Zustimmung der Wähler sichern kann. Frank versucht, Claires neue Ziele zu manipulieren, damit sie zu ihm zurückkehrt, doch das geht nach hinten los. Währenddessen hat auch der ehemalige Reporter Lucas Goodwin (Sebastian Arcelius) noch nicht aufgegeben: Er ist weiterhin davon überzeugt, dass Underwood ein Mörder und Verbrecher ist und setzt alles daran, ihn aufzuhalten...

Um mich wieder in die Geschichte rund um die Intrigen und geheimen Spiele im Weißen Haus einzufinden, habe ich alle Staffeln zuvor ein zweites Mal gesehen und erneut jede Menge Freude mit ihnen gehabt. Wie zuvor empfand ich die dritte Staffel als die deutlichst schwächste, weswegen es mich gefreut hat, dass die nachfolgende Season doch wieder zu alter Stärke zurückgefunden... wenn auch nicht durchgehend und auch wenn es doch wieder einige Schwächen gibt, welche Staffel 4 nicht zu den Serien-Klassikern zulassen können. 
Kommen wir jedoch erst einmal zu den positiven Punkten, die ziemlich klar an die ersten beiden großartigen Staffeln anknüpfen können: Natürlich ist nämlich die unvergleichliche Besetzung zu bieten, die uns erneut großartiges Schauspiel in Kino-Format präsentieren und jede Folge, sei sie auch manchmal schleppend, zu einem kleinen Genuss machen. Kevin Spacey ist gewohnt genial, legt streckenweise gar noch eine Schippe drauf und neben ihm glänzt auch Robin Wright erneut, die einige neue Züge ihrer Figur voll und ganz ausloten darf. Freuen darf man sich auch auf ein Wiedersehen mit zuvor länger abwesenden Nebenfiguren wie Sebastian Arcelius als Lucas Goodwin, Boris McGiver als Tom Hammerschmidt, Gerald McRaney als Raymond Tusk und viele weitere, die ein sehr rundes Gesamtbild erschaffen. 
Neben den famosen Schauspielern, die stets glaubwürdig wirken, ist auch die Inszenierung nach wie vor eine besondere. Unkonventionelle und packende Kameraarbeit, ein toller Soundtrack und die wunderbaren Details, mit denen das Weiße Haus bis in die kleinsten Ecken nachgebaut wurde, sorgen für eine grandiose Atmosphäre und tolle Bilder, die man so schnell nicht vergisst. Und dann ist da natürlich auch noch die Geschichte, die gerade in der ersten Hälfte der vierten Staffel stark loslegt. Es werden neue Wege eingeschritten, die Charaktere bekommen neue Seiten zugestanden, dürfen auch mal scheitern und fallen und auch der Spannungsgehalt ist so hoch wie seit der zweiten Season nicht mehr. Die Autoren begeistern mit fabelhaft geschriebenen Dialogen, überraschenden Wendungen und endlich auch mal einigen großen Emotionen, welche die Figuren und die politisch kühle Welt, in der sie sich bewegen, greifbarer machen... wenn auch nicht immer sympathischer, was aber auch nicht das Ziel dieser Serie ist. 
Leider hält die Staffel diese Schlagzahl nicht durch und sinkt ab der Halbzeit ein wenig ab. Die Unterhaltung ist immer noch da, es gibt weiterhin großartige Momente und fantastische Ideen, aber auch einige Längen, die ziemlich deutlich ausfallen. Zudem wird klarer, dass sich das Konzept der Macher langsam ausreizt: Was in der ersten Staffel noch neu war, entwickelt sich hier langsam zu einem teils wirren, teils aber sogar vorhersehbaren Machtspiel, welches hervorragend inszeniert und gespielt ist und niemals an Biss verliert, dabei aber auch nichts Neues mehr bietet. Franks und Claires Manipulationsgeschicke, mit denen sie mal scheitern und mal siegen, sind allein deswegen nicht mehr so spannend, weil wir sie auch bereits aus vorherigen Staffeln kennen und deswegen in den letzten Folgen doch ein wenig an Neuartigem verlieren. Das macht zwar noch Spaß und weiß zu packen, hat aber auch einige Hänger zu verzeichnen. Immerhin gleicht eine starke Finalfolge und ein gut platzierter Cliffhanger dies wieder aus, sodass man sich doch uneingeschränkt auf die im Herbst auf Netflix startende fünfte Staffel freuen darf.
Fazit: "House of Cards" wird nach der schleppenden dritten Staffel wieder besser und überrascht mit grandiosen Wendungen, herausragenden Schauspielern und einem intelligenten Skript. Auf Dauer hält die Staffel diese Schlagkraft aber nicht durch und leistet sich später manch einen Hänger.

Note: 3+






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