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Abgang mit Stil

Bislang habe ich nur eine einzige Regiearbeit von "Scrubs"-Star Zach Braff gesehen. Sicherlich zu wenig, um mir von seinen Talenten wirklich einen Eindruck machen zu können, allerdings gefiel mir sein "Wish I Was Here", in welchem er sich auch noch selbst in der Hauptrolle besetzte, so wenig, dass ich mir auch von seinem neuen Film wenig erwartet habe. Die Trailer zu "Abgang mit Stil" sahen dann auch nach einem vorhersehbaren Mainstream-Produkt aus, weswegen es einige Wochen gedauert hat, bis ich mich für dieses Werk tatsächlich ins Kino getraut habe...

ABGANG MIT STIL


Dreißig Jahre lang arbeiteten die drei engen Freunde Joe (Michael Caine), Willie (Morgan Freeman) und Albert (Alan Arkin) für ihre Firma, nun jedoch schließt diese ihre Pforten und löst dabei sogar noch den Rentenfonds auf. Die Bank nimmt den dreien das angelegte Geld weg, Joe droht, sein Haus zu verlieren und könnte auf der Straße landen. Alle drei sind empört, doch Joes Vorschlag für die Problemlösung stößt dennoch auf taube Ohren: Er möchte sich seine eigene Bank überfallen und sich dabei das Geld, dass ihm genommen wurde, zurückholen... und keinen Cent mehr! Als Willie und Albert schließlich doch einwilligen, haben sie sich jedoch noch nicht mit den Problemen befasst, die eine solche Tat mit sich bringt...

Zuschauer, die ein Ticket für Zach Braffs Komödie "Abgang mit Stil" lösen, dürften ganz genau das bekommen, was der Trailer angekündigt hat und sicherlich auch nicht mehr. Vorhersehbar und sich an den Stricken des Genres entlanghangelt betet Braff das ABC dieser Geschichten hinunter und lässt dabei sowohl eigene Ideen als auch ein nötiges Tempo immer wieder vermissen. Die ganze Handlung ist dabei nicht nur relativ stumpf und sorgt für einige schwere Glaubwürdigkeitsprobleme, sondern es fehlt ihr auch an Esprit. Braffs Arbeit gerät ziemlich naiv, ziemlich harmlos... dabei aber auch weitestgehend sehr charmant. 
Dass man sich nämlich doch nicht großartig langweilt, liegt wie erwartet an der schillernden Besetzung, die drei der besten "Recken" der heutigen Zeit vor der Kamera vereint. Michael Caine und Morgan Freeman arbeiteten bereits in Christopher Nolans "The Dark Knight"-Trilogie sowie in "Die Unfassbaren" miteinander, diesmal stößt Alan Arkin zum Trio und alle drei geben eine sehr solide Leistung ab. Nicht immer spielt ihnen das Drehbuch dabei in die Karten, lässt sie Sätze sagen, die nicht wirklich schmecken wollen, dass Caine, Freeman und Arkin jedoch auch im hohen Alter noch eine beeindruckende Präsenz auf der Leinwand haben, lässt sich definitiv nicht abstreiten. Auch Spaß haben sie sichtlich immer noch, denn die Chemie zwischen den Darstellern funktioniert sehr gut und sorgt für einige Schmunzler. 
Neben den drei Hauptdarstellern war dann sogar noch Platz für manch einen bekannten Namen und einige der prägnanten Nebenrollen sind tatsächlich mit einigen talentierten Gesichtern besetzt worden. Da hätten wir beispielsweise "Fast & Furious"-Bösewicht John Ortiz als kleinen Halunken, der den drei Greisen bei ihren Plänen unter die Arme greift; "Conjuring"-Star Joey King als Joes zauberhafte Enkelin, die aber leider auch ein reines Klischee darstellt; und sogar Christopher Lloyd, der ebenfalls als Altstar zwar nicht zur Clique der Bankräuber gehört und in der senilen Nebenrolle auch nicht so viele Lacher erntet wie von den Machern erwünscht, aber immerhin einen kleinen Aha-Moment auslöst. 
Darüber hinaus gibt es aber wenig, was einen hier wirklich überrascht, sodass "Abgang mit Stil" über seine anderthalb Stunden recht unterhaltsam vor sich hinplätschert, aber niemals auch nur annähernd begeistert. Es ist nett, es hat das Herz am rechten Fleck, aber es erzählt rein gar nichts Neues und ist indes auch noch so blass und nach Handbuch inszeniert, dass einen nichts vom Hocker haut. Überraschend ist höchstens, wie kitschig sich Braff schließlich seinen Figuren widmet und sich so offensichtlich drumherum stiehlt, manch einem von ihnen ein interessanteres Ende zu gönnen. Alles löst sich in Wohlgefallen auf und bleibt dabei mutlos. Gut, man sollte von einer seichten Komödie nun auch nichts Anderes erwarten, allerdings legte man zuvor oftmals Spuren in interessantere Richtungen, um diese schließlich doch recht ersatzlos fallen zu lassen. Richtig schmecken möchte dieses enorme Happy End also eigentlich nicht so ganz...
Fazit: Harmlose, dabei aber streckenweise dank der spielfreudigen Darsteller auch recht charmante Komödie. Die Handlung plätschert dabei jedoch vorhersehbar vor sich hin, Überraschungen und neue Ideen sind hier vollkommen fehl am Platz.

Note: 3-




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