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Snow White and the Huntsman

Manchmal haben verschiedene Studios und Autoren eben doch dieselbe Idee. So geschehen beispielsweise im Jahr 1998, als sich mit "Deep Impact" und "Armageddon" gleich zwei Katastrophenfilme auf den Leinwänden tummelten, in denen es sich um einen gefährlichen Meteoriten handelte, der sich der Erde nähert. Und auch Neuverfilmungen von bekannten Märchen mit düsterem Touch sind ja mittlerweile sehr beliebt, dass aber im Jahr 2012 gleich zwei wenn auch sehr unterschiedliche Neuinterpretationen von "Schneewittchen" in die Kinos kamen, ist schon ein lustiger Zufall. Während "Spieglein, Spieglein" dabei eine flache Komödie anbot, verschrieb sich "Snow White and the Huntsman" dem düsteren Fantasy-Genre...

SNOW WHITE AND THE HUNTSMAN


Als die bösartige Ravenna (Charlize Theron) durch einen hinterhältigen Mord an ihrem Ehemann und König Magnus (Noah Huntley) zur Königin aufsteigt, ist das Land der Dunkelheit geweiht. Einzig die junge Snow White (Kristen Stewart), Tochter des verstorbenen Königs, ist fähig, die böse Königin aufzuhalten. Als diese in die Wälder flieht, schickt Ravenna ihr ihre Männer und den Jäger Eric (Chris Hemsworth) nach, um sie zur Strecke zu bringen. Doch Eric verbündet sich mit Snow White, nachdem er erfahren hat, was Ravenna vorhat. Gemeinsam planen sie mit anderen Verstoßenen einen verheerenden Schlag gegen das Königreich...

Die Geschichte ist im Kern bekannt, dennoch wagen Regisseur Rupert Sanders und sein Team einige mutige, neue Dinge. So ist der Wink hin zu einem düsteren und teils auch recht brutalen Fantasy-Abenteuer vollkommen logisch, doch auch einige Kernelemente der Geschichte werden passend abgeändert. An der Story an sich ändert sich jedoch nur wenig, sodass von Anfang an klar ist, wie alles ausgehen wird und auch einige der Subplots verlaufen sich recht schnell im Sande. Optisch hat Sanders sein Werk mit tollen Spezialeffekten, schönen Bildern und beeindruckenden Sets voll im Griff, die Geschichte, die er hier möglichst auf epische Breite auswälzen will, geht ihm aber hin und wieder verloren. So verliert er sich immer wieder in einigen Nebengeschichten, die jedoch wenig zur Hauptstory beitragen, weswegen sich der Film gerade im Mittelteil doch merklich in die Länge zieht. Dass er dabei seinen Figuren ebenfalls nicht viel abgewinnen kann und sie in dem Fantasy-Schlachtengemälde über schablonenhafte Zeichnungen nicht hinauskommen, ist ebenfalls schade, denn wenn man sich schon 130 Minuten zieht, um die bekannte Geschichte von Schneewittchen, den sieben Zwergen, der bösen Königin und dem geläuterten Jäger neu zu erzählen, dann könnte man zumindest versuchen, ein wenig in die Tiefe zu gehen. Anstattdessen verplappern sich die Macher in pathetischen Dialogen über Auserwählte, die weichende oder wieder nachrückende Finsternis oder das Erbe eines Königs. Die Schauspieler machen dabei noch das Beste aus ihrer Sache: Chris Hemsworth ist die Rolle des Jägers, der sich mit einem Beil ins Getümmel stürzt, besonders physisch auf den Leib geschrieben, doch auch fernab der Actionszenen agiert er charismatisch. Charlize Theron hat sichtlich Spaß daran, mal die böse Ader herauszulassen und auch wenn sie ab und zu zu einem recht seltsamen Overacting neigt, gefällt sie durch ihre starke Präsenz. Einzig Kristen Stewart bleibt in der Hauptrolle erstaunlich blass und besitzt schlichtweg nicht die Ausstrahlung einer Prinzessin, einer werdenden Königin oder einer tapferen Kriegerin... dieser Aufgabe war sie zumindest vor vier Jahren noch nicht gewachsen. Darunter leidet auch der romantische Subplot mit "Die Tribute von Panem"-Star Sam Claflin, der hier nie über eine größere Randnotiz hinauskommt. Nett, wenn auch eigentlich für die Geschichte eher unnötig, gestalten sich die Rollen der sieben Zwerge, die hier von bekannten Namen wie dem leider bereits verstorbenen Bob Hoskins, Comedy-Star Nick Frost oder "Fluch der Karibik"-Bösewicht Ian McShane verkörpert werden, die nicht unbedingt für Humor, aber für knauserigen Charme sorgen. Bis zu einem recht enttäuschenden, weil doch ziemlich knapp gehaltenen Finale weiß "Snow White and the Huntsman" trotz einiger Hänger aber gut zu unterhalten, wofür besonders die großartigen Schauwerte und die wunderbare Optik verantwortlich sind, während die Geschichte zwar interessant, aber sicherlich nicht so gut wie erwartet erzählt wird. Fazit: Tolle Actionszenen, garniert mit einer beinahe makellosen Tricktechnik und vielen Bildern, die man sich so gerne an die Wand hängen möchte. Geschichte und besonders die blassen Figuren stecken da merklich zurück, dennoch ist die Neuinterpretation von Schneewittchen in diesem düsteren Touch eine interessante Sache.

Note: 3


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