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Happy Feet (2006)

Im Jahr 2006 stand der Animationsfilm in der Kritik: Den Machern seien die Ideen ausgegangen, bei der Masse an Filmen mit niedlichen, sprechenden Tieren sei vielen Produkten die Seele abhanden gekommen und es gäbe schlichtweg nichts Neues mehr. Das Animations-Musical "Happy Feet" belehrte die Kritiker dann zum Jahresende eines besseren, denn dieses war einfach erfrischend anders. Das heißt nicht unbedingt besser, aber es hat seinen gewissen Reiz, wie ich bei meiner ersten Sichtung nun auch erfahren durfte...

HAPPY FEET


Der junge Pinguin Mumble ist ein Außenseiter. Als einziger der Pinguin-Kolonie kann er nicht singen und hat anstattdessen das Tanzen für sich entdeckt, was die anderen Pinguine in seiner Umgebung mit Gelächter und Missbilligung abstrafen. Mit aller Macht versucht Mumble, die anderen von seinem Talent zu überzeugen... doch der Vorsitzende des Ältesten-Rates, Noah, will davon nichts hören und droht sogar damit, Mumble zu verbannen, da er in seinen Taten den Grund für den Rückgang der Fische sieht, welche die für die Pinguine überlebenswichtige Nahrung darstellt. Mumble nimmt sich daher ein Herz und geht dem Geheimnis selbst auf den Grund.

Ein wenig anders als die doch etwas geradlinigen Konkurrenz-Filme aus dem Hause Dreamworks und Co. kommt "Happy Feet" tatsächlich daher. Die Geschichte geht weitaus tiefer und verzichtet dafür auf einen richtigen Antagonisten, auf unpassenden Slapstick oder nervig-hyperaktive Sidekicks. Anstattdessen erzählt Regisseur George Miller mit seinem Film eine Story, die überraschend kritisch mit dem Naturschutz ins Gericht geht und sich diesem Thema so ausführlich widmet, dass die jüngeren Zuschauer dabei wohl aussteigen werden. Letzten Endes ist der "Böse" halt immer noch der Mensch, der die Lebensräume der Tiere eingrenzt, sie zum Vergnügen in einem Tierpark oder Zirkus ausstellt oder ihnen nun mal auch die Nahrung wegnimmt, die sie zum Überleben brauchen. Dass "Happy Feet" solch kritische Töne anschlägt ist definitiv mal etwas anderes, allerdings leidet auch die Erzählung ein wenig darunter, die sich das ein oder andere Mal im Kreis dreht, die Moralkeule besonders gegen Ende doch ein wenig zu heftig schwingt und auch das Tempo immer mal wieder vermissen lässt. Zudem gibt es mit dem doch recht anstrengenden Nebencharakter Lovelace auch noch eine Figur, die zwar als Schlüssel zu dem großen Geheimnis dient, ansonsten jedoch nur noch für müde Gags verschenkt wird. Dass die Geschichte im Großen und Ganzen auch recht vorhersehbar ist, sollte man einem Animationsfilm nicht zu dick ankreiden, doch wer sich von der Masse abheben will, der sollte dann auch noch ein paar mehr Risiken eingehen als die Zuschauer immer wieder vor die Nase zu halten, dass die Natur eben dass schönste ist und ihre Bedrohung hochaktuell ist. Trotz des wichtigen Themas, dem man sich hier erschöpfend widmet, kommt die Unterhaltung dank einiger rasanter und spaßiger Szenen dennoch nicht zu kurz. Die Rutschfahrten über die Eishänge sind spektakulär gefilmt, manch eine Flucht gegen ein gigantisches Raubtier ist herausragend gut in Szene gesetzt (dürfte Kleinere allerdings verschrecken) und auch die Animationen sind wahrlich meisterhaft. Besonders in den ausgedehnten Tanz- und Musical-Sequenzen ist die Atmosphäre wunderbar, auch wenn mir die ein oder andere Neuauflegung eines bekannten Pop-Songs hier nicht ganz so schmeckte... die Originale bleiben halt einfach unübertroffen. Ansonsten beweist "Mad Max"-Regisseur George Miller, dass er auch einen Animationsfilm dank spannenden Szenen, tollen Bildern, einem guten Gespür fürs Timing (trotz einiger Längen) und einem hübschen Soundtrack sehr gut stemmen kann und seine alten Qualitäten auch in einem ganz anderen Genre wunderbar zur Geltung bringt. Fazit: In der Geschichte hapert es, so ganz kann man sich hier nicht zwischen spaßiger Unterhaltung und ernstem Naturkitsch entscheiden, weswegen der Film etwas unentschlossen wirkt. Dank toller Bilder, schöner Action und rührenden Emotionen ist es dennoch ein netter Animationsfilm geworden.

Note: 3-



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