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30 Days of Night

Der Vampirfilm ist ja mittlerweile, ebenso wie der Zombiefilm, zu einem eigenen Genre geworden, welches auch außerhalb der Horror-Thematik zu funktionieren scheint, wie die "Twilight"-Reihe beispielsweise ja zumindest finanziell bewiesen hat. Dass Vampire aber auch sehr blutrünstig sein können und auch sollten, wissen wir alle schon lange, dennoch haben sich die blutsaugenden Killer gefühlt ein wenig rar gemacht. Auch David Slades Beitrag "30 Days of Night" ist schon neun Jahre her... allerdings ist dies ziemlich egal, da man den Film eh möglichst schnell vergessen sollte, wenn man ihn sich (aus welchen Gründen auch immer) zumuten möchte.

30 DAYS OF NIGHT


In der stets unter Schnee bedeckten Kleinstadt Barrow in Alaska geht einmal im Jahr für dreißig Tage das Licht aus, wenn die Sonne verschwindet. Für einen Monat herrscht undurchdringbare Dunkelheit in dem kleinen Ort, weshalb sich das Leben dort für viele als schwierig herausstellt. Doch in diesem Jahr bekommen die Bewohner auch noch Besuch von einer blutrünstigen Schar von Vampiren, welche sich die Menschen als leckere Beute ausgesucht hat. Angeführt von Sheriff Eben Oleson (Josh Hartnett) versucht die Bevölkerung, den Monat bis zum nächsten Sonnenaufgang lebend zu überstehen...

Das ist ja eigentlich ein gar nicht mal so unorigineller Ansatz, den sich Steve Niles und Ben Templesmith, welche die Comicvorlage verfassten, hier ausgesucht haben. Dreißig Tage völlige Dunkelheit, in welchen die Vampire, die sich ansonsten natürlich vor Sonnenlicht schrecklich fürchten, ungehindert wüten können. Leider macht Regisseur David Slade, der drei Jahre später auch den dritten "Twilight"-Film inszenierte, rein gar nichts aus dieser Idee, denn sein "30 Days of Night" kommt einer Totalkatastrophe gleich. So gut wie nichts stimmt hier, was schon bei der schrecklich unentschlossenen Inszenierung anfängt. Nie kann sich der Film entscheiden, ob er nun mit brutalen Goreeffekten um sich schmeißen und schockieren will oder ob er doch lieber auch Zartbesaitete einschließen möchte. Der nachfolgende Mix aus teils sehr expliziter Gewalt und dem teilweisen kompletten Wegschnitt von Tötungsszenen setzt sich dabei zwischen alle Stühle und macht es keinem wirklich recht. Ebenfalls fällt eine störende, vollkommen hektische Wackelkamera, die in Actionszenen alles verschleiert, negativ auf. Sollte diese dazu dagewesen sein, um die teils schrecklich miesen Computereffekte zu verstecken, ist auch dies nach hinten losgegangen, denn diese fallen ebenso auf. Doch auch storytechnisch hat "30 Days of Night" nichts zu bieten. Um mehr als die Attacke von Vampiren auf eine in Düsternis versunkene Kleinstadt bietet der Film nicht... was ja nicht schlecht sein müsste, wenn man sich wenigstens mit dem Drumherum mehr Mühe geben würde. Auf eine nähere Zeichnung der Charaktere verzichtet man aber dennoch völlig, sodass uns vollkommen egal ist, wer hier das Zeitliche segnet und wer nicht. Noch dazu nimmt sich der Film so furchtbar ernst, dass man nur den Kopf schütteln mag. Mit einem Schuss bösem Humor hätte "30 Days of Night" dann vielleicht keine komplette Bauchlandung abgegeben, aber so müssen wir uns hier leider durch 108 erschreckend zähe, niemals spannende und sehr vorhersehbare, trockene Minuten schlagen, welche das Wort Horror nur in Sachen Qualität, nicht aber in Intensität verdienen. Dass sich ein gestandener Schauspieler wie Josh Hartnett, der nur ein Jahr zuvor mit dem meisterhaften Thriller "Lucky Number Slevin" sein ganzes Talent zeigen durfte, auf so einen Schund eingelassen hat, ist wirklich mehr als unverständlich und auch ein Danny Huston als Obermacker der seltsam vor sich hinbrabbelnden Blutsauger liefert eine solch überzogene, unfreiwillig komische Vorstellung, dass man sich Fremdschämen will. Fazit: "30 Days of Night" ist ein schrecklich langweiliger, schlecht inszenierter und blasser Horrorfilm, der niemanden zufriedenstellen wird, ganz gleich ob Angsthasen oder Horror-Fanatiker... denn für beide bleibt hier, dank dem Fehlen von Spannung und zündenden Ideen, nichts übrig als eine nette Grundidee.

Note: 5-

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