Direkt zum Hauptbereich

The Unborn (2009)

Wenn Michael Bay einer der größten Namen ist, die mit einem Horrorfilm in Verbindung gebracht werden, dann kann das schon mal verunsichern. Und auch wenn er hier "nur" ein ausführender Produzent ist und den Film nicht gleich selbst inszeniert, dürfte man Schlimmes befürchten. Denn Bays meist unterhaltsame, aber meist auch recht stumpfe Blockbuster haben bewiesen, dass er ein Mann des Groben ist, dem eine beunruhigende, intensive Atmosphäre eher abgeht. "The Unborn" hätte mich eines Besseren überzeugen können, das gelingt dem Film dabei aber nur selten...

THE UNBORN


Die junge Casey Beldon (Odette Yustman) wird von seltsamen Ereignissen heimgesucht: Sie sieht Dinge in Spiegeln, hat Visionen und schreckliche Alpträume. Als sie bereits ihr normales Leben nicht mehr fortsetzen kann, da sie immer wieder Panikattacken bekommt, beschließt sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Als ihr Vater Gordon (James Remar) ihr offenbart, dass sie einen Zwillingsbruder hatte, der noch im Bauch der Mutter verstarb, forscht Casey weiter... und es scheint, als wäre der tote Geist ihres Bruders nun hinter ihr her.

Ganz so einfach machen Produzent Bay und Regisseur David S. Goyer (der ansonsten eher durch seine Drehbücher zu Blockbustern wie "Man of Steel" oder "The Dark Knight Rises" bekannt ist) hier nicht und die Frage, was genau Casey denn da heimsucht, was es will und wo es herkommt, die wird über die knappen 87 Minuten sehr häufig gestellt. Ohne zu viel zu verraten, ist hier nichts wie es scheint und die genauen Gründe des Dämons werden immer wieder ad absurdum geführt, bis erst weit nach der Halbzeit ganz klar ist, was hier denn nun los ist. Für das Tempo eines ansonsten eigentlich nur recht kleinen und vorhersehbaren Horrorfilms ist das natürlich tödlich, denn einen Großteil der Laufzeit mit seiner recht sprunghaften und auch von Logiklöchern nur so sprießenden Handlung zu verbringen und daraus eine Art Schnitzeljagd zu machen, das ist keine ganz so gute Idee. Über weite Strecken bleiben die Schocker (die hier ohnehin mau ausfallen) fast vollständig aus. Das wäre nun nicht so schlimm, wenn die Story und die Charaktere an sich überzeugen würden, doch auch hier herrscht Pustekuchen. Die Figuren entstammen dem Klischeebaukasten und die meisten von ihnen sind sogar so unsympathisch, dass man ihren baldigen Tod nur noch herbeisehnt. Einzig Casey selbst, die ich nach einem recht holprigen Beginn irgendwann doch mochte, und der von Gary Oldman gespielte Priester Sendak vermögen, das Publikum für sich zu gewinnen, während der Rest entweder Staffage oder nervige Beilage darstellt. Dass man hier auch nicht weiter in die Tiefe geht, versteht sich von selbst. Es könnte allerdings auch an den Schauspielern liegen, die hier wirklich nicht zeigen können, was sie eigentlich draufhaben (sollten). Dass sich ein gestandener Mime wie Gary Oldman für ein solch maues Drehbuch hergab, verwundert schon und genauso schläfrig spielt er auch, wobei er natürlich noch immer mit links die beste Leistung des Filmes darbietet und auch bekannte Namen wie Carla Gugino und Idris Elba in kleinen Rollen aussticht. Die Jungdarsteller spielen währenddessen so schwach, so blass, so aufgesetzt, dass man nicht umhin kann, dass sie ohnehin nur wegen ihres unverschämt attraktiven Erscheinungsbildes gecastet wurden. Odette Yustman in der Hauptrolle darf so mehrfach in knapper Unterwäsche durchs Haus laufen, schauspielerisch bewegt sie sich dabei aber fast immer im Bereich der Flachheit und taut erst sehr spät mit einigen soliden Leistungen auf, was auch für "Twilight"-Vampir Cam Gigandet gilt. Was Michael Bay aber natürlich draufhat, das ist die visuelle Sprache und so sieht "The Unborn" für einen kleinen Horrorfilm wirklich sehr gut aus, die Effekte haben einiges zu bieten und eine Szene in einem Altenheim ist sogar erfrischend scary. Auch der Soundtrack und der Ton wissen dabei zu überzeugen und machen den Film optisch zu einem echten Leckerbissen. Das kann die maue Story, die nur langsam aus dem Quark kommt, natürlich nicht ersetzen, immerhin fühlt man sich aber zeitweilig noch ganz gut unterhalten, auch wenn diese Unterhaltung nur oberflächlicher Natur ist und man sich hier zu keinem Zeitpunkt gruselt.

Note: 4


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid