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Prinzessin Mononoke

Ich habe noch nie einen richtigen Anime-Spielfilm gesehen und hätte dies wohl auch nie getan, hätte ich nicht von allerlei Seiten immer wieder gehört, dass es sehr viel Gutes in diesem Genre gäbe. Ganz anfreunden konnte ich mich mit dem Stil jedoch nie, weshalb es nun sehr lange gedauert hat, bis ich mir wirklich einmal zweieinhalb Stunden Zeit für eines der Werke genommen hatte. Meine Wahl fiel auf den von Kritikern und Fans umjubelten "Prinzessin Mononoke". Leider erlebte ich jedoch dabei eine waschechte Enttäuschung, weshalb es fraglich ist, ob ich mir in naher Zukunft weitere Filme aus der Welt des Animes ansehen werde...

PRINZESSIN MONONOKE


Um sein Dorf zu beschützen, kämpft der junge Prinz Ashitaka mit einem gewaltigen Ungeheuer, welches von einem Dämon besessen ist. Dabei überträgt sich der Fluch auf Ashitaka selbst und er droht, schon bald daran zu sterben. Die einzige Hoffnung für Ashitaka liegt darin, gen Westen zu gehen, um dort den Waldgott zu finden. Dabei trifft er auf die Prinzessin Mononoke, die mit den Wölfen im Wald lebt und sich mit den Menschen in einem schrecklichen Krieg befindet. Ashitaka gerät genau in diesen hinein und versucht, die beiden Völker zu vereinen. Doch beide sind getrieben von Hass...

Dank der famosen Kritiken und der an sich interessanten Ersteindrücke durch Bilder und Trailer waren meine Erwartungen an "Prinzessin Mononoke" alles andere als niedrig. Umso erstaunlicher war dann für mich, dass mir der Film kaum gefiel, auch wenn ich alles getan habe, um ihn zu mögen. Der Hauptknackpunkt dabei war für mich die von vielen geliebte Geschichte, die ich als zerfasert, überlang und schrecklich kitschig gesehen habe. Dass die Figuren nicht in einfache Gut-Böse-Schemata getaucht werden, ist zwar löblich, dennoch sind die Charaktere im Kern sehr einfach gezeichnet und können sich dadurch auch wenig Sympathie beim Zuschauer erringen, da sie durch ihre ständige, heroische Gutmütigkeit (im Falle von Ashitaka) oder einem blinden Jähzorn (im Falle von Madame Eboshi) wenig Sympathiepunkte sammeln können. Mit weit über zwei Stunden Laufzeit ist "Prinzessin Mononoke" dann auch deutlich zu lang geraten. Er braucht eine gefühlte Ewigkeit, um über verschiedene, dialoglastige Standpunkte, Orte und Charaktere endlich mal zu seinem Kern zu kommen und greift dabei jede Menge Subplots ab, wobei Ashatakis Suche nach Heilung (immerhin der Hauptantrieb) stets in den Hintergrund gerät. So dümpelt der Film recht unaufgeregt durch eine sehr langsam erzählte Geschichte und schafft es dabei zu selten, wirkliche Magie zu entfachen... besonders, da die Handlung über den Kampf zwischen Mensch und Natur mittlerweile sattsam bekannt ist und dies auch im Erscheinungsjahr 1997 sicherlich auch bereits war. Als ebenfalls seltsam einzustufen bleibt die Verwirrung, die entsteht, da sich die Macher offensichtlich nicht ganz im Klaren darüber waren, ob sie nun einen Film für Erwachsene machen möchten oder eben doch eher noch einige Kinder ansprechen wollen. So geschieht es dann öfters, dass in den recht blutigen Schlachten ganze Gliedmaßen blutig abgetrennt werden, wenige Minuten später kebbeln sich die Protagonisten dann schon wieder in herzlicher Sprache, mit kindischem Zungerausstrecken. Dies möchte nie zu einem stimmigen Gesamtbild fungieren, besonders da die Macher gegen Ende auch ihre Konsequenz immer weiter verlieren und "Prinzessin Mononoke" sehr vorhersehbar und einfach enden lassen, ohne dabei noch auf die ein oder andere Überraschung zu setzen. Was den Film dann vor einem Total-Flop bewahrt, ist die klare Tatsache, dass ständig zu spüren ist, mit wieviel Herzblut das Werk angegangen wurde. Das spricht durch die detailreichen, faszinierend gezeichneten Bilder, den wunderbaren Soundtrack und schlichtweg eine große Portion angenehmer, ehrlicher Tiefe. Dies gleicht aber nicht die etlichen Längen und die recht verquere, unentschlossen erzählte Geschichte aus. Vielleicht sind all dies ja Kritikpunkte, die in Animes stets gang und gäbe sind, weswegen ich mich dann sicher mit dem Genre an sich niemals anfreunden werde. Es ist eben einfach nicht mein Fall, sowohl von der Tonart als auch von der Story an sich. So wird "Prinzessin Mononoke" wohl für lange Zeit mein erster und letzter Anime-Film bleiben und ich wende mich wieder anderen Genres zu. Immerhin war es ein interessantes Experiment für mich selbst.

Note: 4-


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