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High School Musical

Die Erfolgsgeschichte ist bombastisch: Als einfacher, kleiner "Disney Channel"-Film aufgeführt machte sich "High School Musical" schnell einen großen Namen. Der Soundtrack war der erfolgreichste des Jahres 2006, die Hauptdarsteller mauserten sich zu Superstars, zwei Fortsetzungen gab es (eine im TV und eine dann sogar im Kino). Aber warum? Wie ist der Erfolg eines kitschigen, glattgebügelten Teenie-Musicals zu erklären? Ganz einfach: Der Film ist schlichtweg gut.

HIGH SCHOOL MUSICAL


Die jungen Teenager Troy Bolton (Zac Efron) und Gabriella Montez (Vanessa Hudgens) lernen sich auf einer Silvesterparty beim gemeinsamen Karaoke-Singen kennen und offenbaren gute Gesangskünste. Als die Schule wieder beginnt und Gabriella überraschenderweise die "Neue" in Troys Klasse ist, nähern die beiden sich an. Zeitgleich wird ein großes Musical geplant und die beiden werden eher unfreiwillig dazu gebracht, vorzusingen. Troy möchte dies eigentlich gar nicht, da er als Basketballstar der Schule befürchtet, von seinen Freunden belächelt zu werden. Als sie beim Vorsingen dennoch Erfolg haben, schaltet sich die Schulzicke Sharpay (Ashley Tisdale) ein, welche befürchtet, dass Gabriella und Troy ihr die Hauptrolle in der Bühnenproduktion streitig machen...

Mal ganz oberflächlich betrachtet dürfte man "High School Musical" eigentlich kaum mögen. Sämtliche Figuren entsprechen den schrecklichsten Klischees, der Humor kommt mit dem Holzhammer, die Popsongs sind schmalzig und die Choreos nun nicht so beeindruckend, dass sich allein für sie das Anschauen einer ganzen Teenie-Schmonzette lohnen würde. Aber nein, genau diese Sachen funktionieren im Film außerordentlich gut. Dass sämtliche Figuren einfach aus der Schublade stammen geht in Ordnung, denn so kann sich der Film voll und ganz auf die Beziehungen zwischen ihnen und die reißbrettartige Geschichte konzentrieren, die Disney-like vor Charme und auch Witz nur so sprüht. Natürlich wird hier niemals wirklich in die Tiefe gegangen, aber ich musste ein paar Mal wirklich laut lachen, wobei die meisten gelungenen Gags auf das Konto von Sharpays Bruder Ryan gehen, den Lucas Grabeel mit erstaunlicher Spielfreude und dem perfekten Gespür für gutes Timing gibt. Ansonsten schafft "High School Musical" es, die Figuren, obwohl sie allesamt Abziehbilder sind, so zu zeichnen, dass sie uns oftmals auch durch kleine Gesten im Gedächtnis bleiben. Wenn die herrische Theater-Lehrerin Ms. Darbus am Ende ihr Klemmbrett wegfeuert, um ordentlich bei der finalen Performance mitklatschen zu können, wenn Troys bester Kumpel Chad wirklich überall seinen Basketball dabeihat, das kleine, verächtliche Zwinkern Ryans, wenn sich Sharpay mal wieder über ihn hinwegsetzt... das sind kleine Bilder, die sich zu einem sehr bunten und grellen, aber erstaunlich runden Ganzen formen, das unterhält und viel Spaß macht. Und sogar die Moral von der Geschichte, auch mal die Sachen zu tun, die Freunde und Familie eben nicht von einem erwarten und dafür seine Träume zu verwirklichen, wird gut angepackt und mit der nötigen Finesse übertragen. Sogar das schmachtige Liebesgeplänkel zwischen Troy und Gabriella funktioniert, dank frischem Spiel der Darsteller und nicht ganz so vielen Kitsch-Sätzen erstaunlich gut und auch die Popsongs sind, obwohl reichlich glatt, richtige Ohrwürmer und laden zum Mitwippen ein, auch wenn die Choreos da nicht mehr so spektakulär ausfallen. Was bleibt also zu sagen? Den Ruf als dümmliche Teenie-Schmonzette hat "High School Musical" nicht verdient, denn der erste Teil überzeugt mit gut getimtem Witz, spielfähigen Darstellern, guten Songs und einer wirklich netten Geschichte. Was will man denn mehr von einem Werk wie diesem erwarten?

Note: 2-




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