Direkt zum Hauptbereich

The Eye

Dass von kultigen, japanischen Horrorfilmen mittlerweile immer wieder Remakes für den internationalen Markt produziert werden, ist ja nun keine Seltenheit mehr. Und dass diese eigentlich nie an das Original herankommen, natürlich auch nicht. Dabei bietet auch das US-Remake "The Eye" aus dem Jahr 2008 keine Ausnahme, denn auch ohne das Original "Gin Gwai" zu kennen, kann man sich gut vorstellen, dass dieses weitaus besser sein muss. Denn so wie hier alles glattgebügelt scheint, offenbart sich, dass die Geschichte einiges an Potenzial bietet...

THE EYE


Für Sydney Wells (Jessica Alba) soll sich alles ändern. Seit ihrem fünften Lebensjahr ist sie blind und nun soll sie durch eine Hornhautspende endlich wieder sehen können. Die Operation läuft erfolgreich und Sydney versucht, mit all den optischen Eindrücken fertigzuwerden. Als wäre dies jedoch nicht schon Herausforderung genug, fängt sie auf einmal an, seltsame Dinge zu sehen. Ihr Arzt Dr. Paul Faulkner (Alessandro Nivola) hält dies für Hirngespinste, verursacht durch Stress, doch Sydney weiß, dass es anders ist und dass sie Dinge sieht, die sie nicht sehen sollte. Um Antworten zu bekommen, versucht sie, ihre Spenderin ausfindig zu machen...

Ja, "The Eye" reiht sich nahtlos in die Reihe misslungener US-Horror-Remakes ein. Und die Gründe, wieso dies so ist, sind auch gar nicht mal so verschieden. Wo im asiatischen Raum auch mal mit unkonventionellen und reichlich harten Schocks gearbeitet wird, wird für den US-amerikanischen Raum das ganze Drumherum glattgebügelt, um noch eine möglichst niedrige Altersfreigabe zu bekommen und niemanden vor den Kopf zu stoßen. Denn Grusel ist ja schön und gut, aber ein hoher Adrenalinpegel beim Schauen eines Films ist ja dann doch zu stressig, weswegen man hier nicht einmal in Versuchung kommt, dem Zuschauer so etwas vorzusetzen. Das hat dann zur Folge, dass so etwas wie eine Gruselstimmung nicht einmal ansatzweise auftritt, dass es nicht einen gelungenen Schocker gibt und dass sich der ganze Film so harmlos, so vorhersehbar, so flach und glatt gibt, dass es einen graust. Hier wurde jegliche Atmosphäre schlichtweg hinausgesaugt und so bleibt bei der ohnehin nicht gerade aussagekräftigen Geschichte dann auch eigentlich nichts mehr übrigbleibt, was man "The Eye" spätestens nach einer halben Stunde durchgehend anmerkt. Wo die Einführung nämlich noch einigermaßen gelungen ausfällt und zumindest Interesse weckt, Antworten zu den mysteriösen Bildern zu erfahren, welche Sydney hier tagtäglich sieht, wird später immer deutlicher, dass der Film sonst nicht viel zu erzählen hat. Von daher reitet er einfach bis zum schwachen Finale immer und immer wieder auf diesem Motiv herum, was nicht einmal ansatzweise trägt. Von Spannung kann, da es sich hier ja doch lediglich nur um Visionen handelt und Sydney somit nie in Gefahr schwebt, auch keine Rede sein... wir sehen also über eine Dreiviertelstunde hinweg einer Frau zu, die Visionen hat und der keiner glauben will, nicht mehr und nicht weniger. Das ist schon etwas wenig für einen Streifen, der sich so sehr als gruseliges Horror-Ding vermarktet hat und dann in dieser Richtung eigentlich mal so gar nichts liefert. Immerhin werden einige atmosphärisch nette Bilder geschaffen, was das Erringen des Augenlichts angeht... hier werden wirklich schöne Momente erschaffen, wobei die Horrorelemente sogar störend und deplatziert wirken. Störend wirken auch die Schauspieler: Jessica Alba ist ja nun mal wirklich nicht mit überbordend viel Talent im Schauspielbereich gesegnet, das dürfte langsam klar sein, und so wirkt sie auch hier, trotz sichtlicher Mühen, überfordert. Alessandro Nivola erwischt es dabei noch viel schlimmer, da sein Charakter ein unglaublicher Unsympath ist (warum so einer Arzt sein muss, der seinen Patienten nahkommt, weiß auch keiner so recht) und er keine Szene hat, in welcher er mal mehr zeigen kann. "The Eye" lebt dann letztendlich von seiner netten Ausgangssituation und einigen optischen Gimmicks. Leider wird daraus einfach gar nichts gemacht, weswegen der Film als Langweiler ohne Grusel und Spannung einfach nur verpufft.

Note: 5+






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid