Direkt zum Hauptbereich

Orange Is the New Black - Die zweite Staffel

Nachdem mich die erste Staffel zwar unterhalten, mich angesichts ihrer sehr langatmigen Erzählweise aber auch ein wenig enttäuscht zurückgelassen hatte, senkte ich meine Erwartungen, bevor ich mir die zweite Season ansah. Vielleicht lag es daran, dass mich diese nun mehr überzeugt hat, denn sie ist in Sachen Charakterzeichnung stärker, bietet mehr Emotionen, mehr Spannung und auch mehr schwarzen Witz.

ORANGE IS THE NEW BLACK - SEASON 2


Es wird ganz eng für Piper Chapman (Taylor Schilling): Nachdem sie aus Notwehr eine Mitgefangene brutal zusammengeschlagen hat, wird sie von der Isolations-Haft in eine andere Einrichtung verlegt... wo sie zu ihrer Überraschung auch Alex (Laura Prepon) wiedertrifft. In Richfield ist derzeit auch einiges los, als mit Vee (Lorraine Toussaint) eine Neue inhaftiert wird, die mit Taytee (Danielle Brooks) in enger Beziehung steht und einen wahren Rassenkampf vom Zaun bricht, in welchen auch Red (Kate Mulgrew) verwickelt wird.

"Orange is the new Black" macht genau dort weiter, wo es mit der ersten Staffel aufhörte... und zwar in jeglicher Hinsicht. Der böse Cliffhanger wird gut aufgelöst, es wird sich weiterhin den einzelnen, mal mehr, mal weniger interessanten Charakteren in aufschlussreichen Rückblenden gewidmet und auch der kreative und krude Mix aus psychischer Härte und schwarzem Humor wurde beibehalten. Natürlich bleiben die Schwächen und Stärken dieser Serie so ebenfalls erhalten, auch wenn erstere zum Glück nicht mehr ganz so stark zum Tragen kommen. So ist Taylor Schilling sicherlich noch immer keine Schauspielerin, welche ihre Gefühlsgrenzen emotional stimmig ausloten kann, immerhin zieht sie sich aber wenigstens etwas mehr zurück und übertreibt es in Sachen Mimik und Gestik nicht mehr so, was sie etwas greifbarer und auch sympathischer macht. Gegen ihre Kolleginnen und Kollegen hat sie aber weiterhin das Nachsehen, denn diese legen allesamt wirklich bravouröse Leistungen aufs Parkett. Gut sind sie alle, aber einige stechen nochmalig heraus: Dies sind natürlich Kate Mulgrew als diesmal ziemlich geschwächte und allein gelassene Red, Michael Harney als undurchsichtiger Polizeibeamter Healy, Uzo Aduba als vollkommen durchgeknallte Gefangene "Crazy Eyes", Yael Stone als diesmal konkret beleuchtetere Mornello und Taryn Manning als Tiffany. Sie alle bekommen diesmal weitaus mehr Tiefe zugestanden und den Charakteren dabei zuzusehen, wie sie wachsen und sich verändern, in den bösartigen Konflikten zu überleben und generell zu leben versuchen, das hat schon eine große Qualität. Leider sind die Folgen ab und an noch immer sehr lang und sind mit durchschnittlich 55 Minuten (einige gar noch länger) im Tempo doch recht behäbig geraten. Dies führt dazu, dass einige Handlungsstränge sehr gemächlich ablaufen und andere sich mit der Zeit im Kreis drehen. Besonders die Story rund um den Rassenkrieg, den Vee in Gang setzt, fällt dabei negativ auf, denn was zu Beginn noch spannend ist, nutzt sich später immer mehr ab. Da wird immer wieder ein Mitglied der Gruppierung rausgeschmissen, um später doch wieder willkommen geheißen zu werden, da eine andere, in Ungnade gefallene Frau rausgekickt wurde. Dieses Spielchen wird dabei immer wieder wiederholt und die Konsequenzen diesbezüglich fallen erst viel zu spät. Auch der Handlungsstrang rund um Piper und ihren Verlobten Larry wird immer banaler, da sich der Alltag im Gefängnis rundum gelungener und spannender gibt als diese kleinen Keilereien. Dafür fällt aber auf, dass sämtliche Episoden trotz Überlänge und einem gemächlichen, oft zu ruhigen Erzähltempo, diesmal von gleichbleibender Qualität sind und es keine schwächeren gibt. Die Erzählung an sich ist gelungener, noch konsequenter und tiefschürfender. Die Dialoge sind geschliffen scharf und wirken dabei jederzeit echt, auch wenn sie dank der Charaktere immer etwas (passend) skurill daherkommen. Und auch in Sachen Humor wird dabei wieder aus allen Rohren geschossen, es gibt wieder mindestens ebenso viel zu lachen wie zu schocken. Die zweite Staffel ist somit klar als die erste, legt mehr den Fokus auf die wirklich interessanteren Erzählungen, gewinnt seinen Figuren mehr ab, ist überraschend, tief und intensiv. Nur einige Längen und ein paar banalere Story-Stränge verhindern noch immer, dass diese Serie in den oberen Kreisen mitspielen darf.

Note: 2-


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid