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Orange is the new Black - Die erste Staffel

Netflix hat sich einen starken Posten unter den Streaming-Portalen gesichert. In Sachen Filmangebote könnte es etwas mehr sein, da fehlt es ein wenig an ganz starken Dingern... aber in Sachen Serien macht dem Dienst wohl kaum einer was vor. "Lost", "The Walking Dead", "Breaking Bad" und einige beliebte Originale wie "House of Cards" oder "Orange is the new Black" sorgen dafür, dass sich immer mehr Nutzer ein Abo bei Netflix sichern. Ob sie dieses wegen der Serie über den Alltag in einem Frauengefängnis eingehen sollten, ist aber eine schwierige Frage...

ORANGE IS THE NEW BLACK - STAFFEL 1


Schock für Piper Chapman (Taylor Schilling) und ihren Ehemann Larry (Jason Biggs): Wegen eines vor zehn Jahren begangenen Drogenschmuggels muss Piper für fünfzehn Monate ins Gefängnis. Dort gerät sie nicht nur in Konflikte mit ihren mehr oder weniger gefährlichen Mitinsassen, sondern macht auch die Bekanntschaft mit korrupten Wärtern und Bürokraten, die hintenrum ein falsches Spiel treiben. Und dann trifft sie auch noch ihre frühere Liebschaft Alex (Laura Prepon) im Knast wieder, mit welcher sie den Drogenschmuggel durchführte und die sie schließlich vor Gericht verraten hat...

Die nächste Hype-Serie. Nachdem ich von "Sherlock" ja, abgesehen von einer überraschend guten dritten Season, weitestgehend enttäuscht worden bin, erhoffte ich mir, nach Empfehlungen von vielen meiner Freunde und Bekannten, endlich wieder einen Volltreffer. Und die Ausgangssituation klang perfekt für eine Serie im Tragi-Comedy-Stil, die Trailer waren gut... meine Erwartungen waren also alles andere als niedrig. So ganz überzeugt hat mich die erste Staffel von "Orange is the new Black" nun noch nicht, mich aber genügend unterhalten und stellenweise bewegt, dass ich auf jeden Fall dranbleiben würde. Das größte Problem habe ich jedoch mit dem Storytelling gehabt... eigentlich haben die Autoren gar nicht so viel zu erzählen und wissen das auch und auch wenn sie dieser Fallgrube aus dem Weg gehen wollen, indem sie sehr viele Charaktere in den Raum werfen und somit Abwechslung und etliche Sideplots hinzufügen, die Serie zieht sich schon relativ früh sehr merklich in die Länge. Die einzelnen Folgen, die stets die 50-Minuten-Grenze sprengen, leiden immer wieder an akutem Tempomangel... es gibt sogar einzelne Episoden, in denen kaum etwas Relevantes rumkommt. Und für wichtigere Handlungselemente (so zum Beispiel die Beziehung zwischen Alex und Piper) wird sich so viel Zeit genommen, die einzelnen Konfliktstellungen immer wieder durchgekaut, alles stets wiederholt und erneut aufgegriffen, dass man sich ab und an doch langweilt. Ein Problem hatte ich auch mit der Hauptfigur: Piper war mir relativ unsympathisch, wirkte stets etwas zu hektisch, zu gutmenschlich, zu abgeklärt. Und ich empfand auch die Darstellung von Taylor Schilling mit ständigem Augenaufreißen als eher misslungen, wobei sie im Schatten des restlichen Casts steht, der hier zwar nicht Emmy-verdächtig, aber dennoch stark und erinnerungswürdig spielt. Bringt aber etwas Geduld und Sitzfleisch mit, dann zieht "Orange is the new Black" einen überraschend schnell in seinen Bann. Kleine Situationen, die eigentlich gar nicht so wichtig sind, fesseln einen plötzlich, da die Charaktere gut geschrieben sind. In Rückblenden erfahren wir von den einzelnen Gefangenen stets, was sie vor dem Leben im Knast getrieben haben und in "Lost"-Manier lernen wir die einzelnen Figuren so immer näher kennen und lieben... und manchmal auch hassen, denn natürlich treiben sich in so einem Bau auch einige wirklich herbe Gestalten rum. Da diese jedoch nicht in Klischees abdriften und immer genauer unter die Lupe genommen werden, entdeckt man mit der Zeit immer wieder Facetten, die man so an ihnen noch nicht gesehen hat. Auch die Aufteilung zwischen krassem Humor und intensiven, stellenweise richtig heftigem Drama stimmt... ich habe viel gelacht, aber oftmals auch gezittert. In der letzten Folge kamen mir während eines unglaublich kraftvollen Staffelfinales gar ein paar Mal die Tränen. Man sieht, Schlechtes und Gutes liegen ganz nah beieinander in dieser Serie, die wegen ihrer harten Sprache, viel nackter Haut, Sex und verbalem Psycho-Terror sicher auch nicht für jeden etwas ist, auch weil sie recht langsam läuft und sich sehr viel (manchmal zu viel) Zeit nimmt, um alles haarklein auseinanderzunehmen. Belohnt wird man dafür aber immer wieder mit grandiosen Momenten und starken Charakteren (mein Favorit war die Köchin Red). Die Serie kann sich noch steigern und das sollte sie auch, dennoch habe ich mit der ersten Staffel einige schöne und auch einige sehr unschöne Momente erlebt.

Note: 3+


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