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Man of Steel

Superman war in den letzten Jahren eines der Problemkinder, welches DC daran hinderte, bezüglich erfolgreicher Kinofilme an das wahnsinnig starke Marvel Cinematic Universe heranzukommen. Als zu glatt, zu mächtig und zu langweilig stufte man Superman ein... und genau deswegen war anscheinend eine Radikalkur vonnöten. Daher haben wir nun also auch einen sehr düsteren Clark Kent in einem Film, welcher das Wort "Super" möglichst vermeidet und krachende, wenn auch übersättigende Unterhaltung liefert.

MAN OF STEEL


Clark Kent (Henry Cavill) ist kein normaler Mensch: Kurz nach seiner Geburt wurde er von seinem leiblichen Vater Jor-El (Russell Crowe) von seinem Heimatplaneten Krypton zur Erde geschickt, um ihn vor dem wahnsinnigen General Zod (Michael Shannon) zu verstecken. Auf der Erde taucht Clark, mit übermächtigen Fähigkeiten ausgestattet, bei seinen Zieheltern Martha (Diane Lane) und Jonathan Kent (Kevin Costner) unter... doch die Suche nach seiner wahren Herkunft lässt ihm keine Ruhe. Als er schließlich die Wahrheit erfährt, muss er sich entscheiden, ob er sich der Welt offenbaren oder in tarnung weiterleben möchte. Und diese Entscheidung muss er rasch fällen, denn verbannte Zod ist bereits auf dem Weg zur Erde, um den Flüchtling zu suchen...

Zack Snyder als Regisseur und Christopher Nolan als Autor und ausführender Produzent? Spätestens bei dem Klang dieser beiden Namen wuchsen meine Erwartungen ins Unermessliche und ich war überzeugt, dass "Man of Steel" so gut werden würde, dass DC sich um seine Kinoauswertungen künftig keine Sorgen mehr machen braucht. Nun, so gut ist er dann auch nicht geworden, auch wenn die erste Stunde dies noch nicht zeigen lässt. Denn die Einführung der vielen Charaktere, Clarks Vorgeschichte und seine Jugend, die in passend eingestreuten Rückblenden erzählt wird, sorgen für eine wohlige Atmosphäre und eine spannende Erzählweise, in welcher sich spektakuläre Action mit ruhigeren Dialogpassagen abwechselt, sodass man zwar nicht gebannt, aber dennoch gepackt ist von dem, was einem da auf dem Bildschirm geboten wird. Snyder findet eine durchaus passende und düstere Bildsprache, die sich klar von den älteren "Superman"-Abenteuern abhebt und in seinem gräulich-farbentsättigten Ton eher an die meisterhafte "Dark Knight"-Trilogie erinnert... kein Wunder, wenn Christopher Nolan da seine Finger mit im Spiel hat. Auch die Schauspieler ziehen sich dabei mehr als achtsam aus der Affäre. Henry Cavill gibt einen weitaus wütenderen und unausgeglicheneren Superman, als wir ihn bisher kennen, was die Figur greifbarer und interessanter macht und Amy Adams als Love Interest agiert schlagkräftig und charismatisch wie immer. Weitere große Stars finden sich in kleineren Rollen, wobei Kevin Costner in seinen wenigen Szenen als Clarks Ziehvater den besten Eindruck hinterlässt und sogar für die emotional treffsicherste Szenerie verantwortlich ist. Ebenfalls stark, wenn auch hinter seinen Möglichkeiten, agiert Russell Crowe und Michael Shannon ist ein guter Bösewicht, der wesentlich tiefer gezeichnet ist als viele andere Comic-Schurken. In weiteren Rollen sind dann noch Laurence "Morpheus" Fishburne, "House of Cards"-Star Michael Kelly sowie Diane Lane und Richard Schiff zu sehen, die das starke Ensemble abrunden. Leider verliert der Film aber mit zunehmendem Verlauf immer mehr an Drive und vernachlässigt seine einzelnen, zuvor so clever verwobenen Handlungsstränge. In der zweiten Hälfte geht auf einmal alles sehr schnell, wobei besonders die romantische Komponente leidet und der finale Showdown ist zwar extrem spektakulär und visuell bombastisch umgesetzt, findet aber gar keinen Schluss und irgendwann hat man dann auch genug von all dem Krach, von den einstürzenden Gebäuden, von den Helden und Feinden, die sich immer und immer wieder gegenseitig aus dem Bild rammen. Eine gute Dreiviertelstunde rummst und kracht es hier ohne Ende, doch als Zuschauer ist man schon viel früher satt und verfolgt das Geschehen, in welchem die Story letztlich links liegen gelassen wird und dem Special Effects-Gewitter Platz machen muss, nur noch mit halbem Interesse. Das ist schade, denn so verfehlt man Tiefen, dennoch ist "Man of Steel" gute Unterhaltung, die besonders optisch und in den Zwischentönen überzeugt, ab und an aber zu dick aufträgt und das Finale immer wieder zu lang zieht. DC ist dennoch gerettet, denn mit der direkten Fortsetzung "Batman vs Superman" im Frühjahr 2016 und dem kommenden "Suicide Squad" wird Marvel wohl wirklich Konkurrenz gemacht.

Note: 3+


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